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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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kein Tropfen Saft mehr darin hätte befinden dürfen. Er war hager, ja, und das hatte ihm auf der Akademie den Spitznamen Zahnstocher eingetragen, aber man durfte sich von seinem Körperbau nicht irreleiten lassen, er war ein Zahnstocher, der kerngesunde Zähne aushebeln konnte, statt nur in den Zwischenräumen herumzustochern. Niemand wußte das besser als der Hauptmann, der ihn von der militärischen Oberschule hatte werfen lassen. Gut, seine eigene Nase hatte dabei den Schlag abbekommen, den man ihr heute noch ansah. Aber Gesprächsthema auf der Oberschule war die gesalzene Zahnarztrechnung gewesen, die er seinem Gegner beschert hatte. Das Funkgerät, das er jetzt schwang, explodierte förmlich an Alps Kiefer. Dann lehnte er sich ein wenig zurück und verpaßte ihm eine linke Gerade mitten ins Gesicht. Weil er Linkshänder war, hatte der Faustschlag für Alp noch schlimmere Auswirkungen als der mit dem Funkgerät. Harun und Osman öffneten die Türen und zogen Behzat Ç aus dem Wagen. Auf der Rückfahrt zum Präsidium mußte er vorne sitzen. Von der abschüssigen Cinnahstraße aus beobachteten sie die matschigen Straßen einer Hauptstadt, die seit über einem Monat von Schnee und Nebel geplagt wurde.
    Sie übergaben Alp an die Drogenfahndung und schüttelten Osman die Hand. Behzat Çs Hände zitterten immer noch ein wenig. Die haßerfüllten Blicke Alps, mit seiner geplatzten Lippe und dem darauf geronnenen, aus seiner Nase geflossenen Blut, wollten ihn nicht in Ruhe lassen. Berna, mit diesem Kerl? Und in dem Alter? In dem ihre Mutter sie zur Welt gebracht hatte. Aber er würde sich niemals an diesen Gedanken gewöhnen können. Er mußte ihn entweder augenblicklich vergessen oder er würde durchdrehen.
    Es wunderte ihn, daß er außer den diensthabenden Beamten auch das Phantom auf der Kommission antraf.
    »Was machst du denn hier?«
    Das Phantom zog Behzat Ç in eine stille Ecke, bevor er sein Dienstzimmer ansteuern konnte. In einer Lautstärke, die nur für ihn zu vernehmen war, raunte er: »Özcan ist von der Terrorbekämpfung verhaftet worden.«
    »Welcher Özcan?«
    »Die Nummer eins der Organisation in Ankara. Vom Geheimdienst waren auch Leute beteiligt. Er wird jetzt von denen verhört.«

14
    Sein Herz pochte, seit er den Hörer in die Hand genommen hatte. Nach dem Gespräch hatte es Flügel bekommen und war im Zimmer ein oder zwei Runden zwischen den Inselgruppen, die dort lagen, wo an den Heizkörpern der Lack abgeblättert war, und den Gebirgsketten der eingestaubten Aktenschränke auf- und abgeflattert, bevor es sich wieder in seiner Brust zur Ruhe setzte. Morgen würde er sich mit Bahar treffen. Als Harun ins Büro platzte, überschlug er gerade im Kopf, wieviel Bargeld er noch in der Tasche hatte und wie hoch der verfügbare Kreditrahmen seiner Karte sein würde, und suchte gleichzeitig im vor ihm liegenden Ausgehführer nach einem geeigneten Restaurant. Wann immer er sich an die Ereignisse der letzten Nacht erinnern mußte, befahl er sich selbst, all dies unverzüglich zu vergessen. Er bemerkte Harun erst, als dieser ihn ansprach: »Ich werd dem Typen so dermaßen eine reinhauen, da gibt es nichts.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Erst hat er gesagt, er wär ihr Freund. Jetzt sagt er, sie hätten sich vor fünf Monaten getrennt.«
    »Wer?«
    »Na wer wohl? Aykut natürlich.«
    Harun hatte den veränderten Zustand Behzat Çs durchaus registriert und sogar schon begonnen, über mögliche Ursachen nachzusinnen. Seit Jahren bemerkte er zum ersten Mal auf dem Gesicht seines Vorgesetzten so etwas wie ein Lächeln. Gesund sah das nicht gerade aus, es könnte sehr wohl auch Übles verheißen.
    »Geht es dir gut?«, fragte er.
    Behzat Ç wollte erst sagen: »Es sind nur die Nerven«, aber da er die Frage eigentlich nicht ausstehen konnte, antwortete er wie üblich: »Red nicht so’n Quatsch.«
    Angesichts dieser Antwort kam Harun zu dem Schluß, daß bei seinem Vorgesetzten doch keine ernstzunehmende Veränderung vor sich ging. Er fläzte sich in den Sessel vor dem Schreibtisch. Das Leder war an zwei Stellen aufgesprungen.
    »Wollen wir frühstücken?«
    »Wo?«
    »Weiß nicht. Wir könnten nach Rumeli fahren.«
    »Nee, laß uns erst mit diesem Aykut reden. Bestell was aus der Bäckerei.«
    Harun hatte einen schäbigen Kuli aus dem Stiftständer gezogen und drehte ihn zwischen den Fingern.
    »Habt ihr mit dem Herrn Vorgesetzten Aybars gesprochen?«, fragte er.
    »Ich hab angerufen. Wir dürfen Özcan sehen,

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