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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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gegen die Gençler zu verlieren. Dabei müssen sie sich langsam daran gewöhnen.«
    Sie verließen lachend und ausgelassen das Stadion. Am Ausgang nach Rüzgarlı hakte Şule sich bei Behzat Ç unter und zog ihn mit sich: »Komm!«
    »Wohin?«
    »Laß uns zum Burgviertel hochsteigen.«
    »Bist du verrückt, bei dem Wetter?«
    »Was ist mit dem Wetter? Wir haben uns ja auch das Spiel angeschaut. Ich bin hungrig, wir können Mantı essen gehen.«
    Behzat Ç murmelte: »Das kommt davon, wenn man mit einer Verrückten unterwegs ist. Viel Spaß.« Auf den verwinkelten Gassen des steil ansteigenden Burgviertels rutschten sie mehrmals aus und fragten sich an jeder unbeleuchteten Weggabelung, ob sie nach links oder rechts gehen sollten.
    »Weißt du denn überhaupt, wo wir hin müssen?«, fragte Behzat Ç.
    »Ziemlich gut sogar. Ich wollte dir nur die Straßen zeigen. Bist du müde?«
    Sie betraten einen kleinen Laden, an dessen Glasscheibe zu lesen war, daß hier hausgemachte, mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen in Joghurtsauce angeboten wurden, und stiegen eine steile Treppe empor.
    »Hier ist es«, sagte Şule.
    Sie fanden einen Platz am Fenster. Ganz Ankara lag unter ihnen und funkelte mit seinen Lichtern wie eine brennende Feuerwerkskörperfabrik.
    Şule sagte: »Es heißt immer, Ankara sei so grau, aber schau dir die bunten Farben an.«
    »Ja, es ist eine bunte Stadt. In der dieses Jahr bestimmt einhundert Morde begangen werden, wenn nicht sogar mehr.«
    »Darüber müßtest du dich doch freuen. Würden die Leute sich nicht gegenseitig umbringen, wärst du arbeitslos und würdest vor Langeweile eingehen.«
    »Ich fände es besser, wenn sie ein ordentliches Überwachungs-system einrichten würden, so daß man sehen kann, wer wen umbringt. Vielleicht gäbe es dann weniger Morde.«
    »Und du dürftest vor den Monitoren sitzen und den ganzen Tag die Nation bespannen.«
    Behzat Ç überlegte einen Moment.
    »Du hast recht. Das ist nicht unsere Aufgabe«, sagte er. »Wir laufen nur den Mördern und Psychopathen hinterher, und wenn wir gerade einen geschnappt haben, wird schon der nächste Mord begangen.«
    »Du bist wie Sysiphos.«
    »Was ist das?«
    »Eine Figur der Mythologie. Ihm wird von den Göttern die Strafe auferlegt, einen Felsbrocken einen Berg hinaufzurollen. Wenn er ganz oben angekommen ist, rollt der Felsbrocken wieder hinunter. Sysiphos muß also wieder vom Berg heruntersteigen und den Felsbrocken aufs neue hinaufrollen. Das geht so bis in alle Ewigkeit. Er ist im Grunde eine absurde Figur. Wie du.«
    »So bin ich nicht. Es wird nicht bis in alle Ewigkeit so weitergehen. Ich gehe bald in den Ruhestand.«
    Der Betreiber des Lokals kam an ihren Tisch, legte Besteck hin und nahm die Bestellungen auf.
    »Was willst du machen, wenn du in Rente bist?«
    »Weiß nicht. Vielleicht werde ich Fußballtrainer. Dann würde ich auch Berna zu mir holen. Die ist ganz schön frustriert von ihrer Mutter.«
    »Deine erwachsene Tochter? Warum sollte sie denn bei dir wohnen wollen?«
    »Laß dich von ihrem Alter nicht täuschen. Sie ist noch ein Kind. Wir haben uns übrigens wieder versöhnt.«
    »Wie habt ihr euch versöhnt?«
    »Weiß nicht. Einfach so, ganz plötzlich. Es wurde auch langsam Zeit.«
    »Sei vorsichtig. In diesem Alter ändern sich Frauen nicht von heute auf morgen. Erst recht nicht solche, die noch Kinder sind.«
    Er mußte an Bernas Worte denken. Er erinnerte sich daran, wie an jenem unglücklichen Sonntag, an dem er sich mit allen verstritten hatte, Berna aufrecht vor ihm gestanden und ihn mit vom Weinen geschwollenen Augen angestarrt hatte. »Das wirst du mir büßen. Ich werde dich alles büßen lassen«, hatte sie gesagt. »In einem Augenblick, wo du es am wenigsten erwartest, werde ich dir so eine Ohrfeige verpassen, daß du verstehst, was es heißt, mich nicht ernstzunehmen.« Ach was, wer wollte sich jetzt noch an ihre Worte erinnern. Die hatte sie im Eifer des Gefechts doch nur so dahergesagt. Das Thema war abgehakt. Sie waren jetzt versöhnt. Diese Şule war ein netter Mensch, aber manchmal sagte sie derart unpassendes Zeug, daß sie Behzat Ç die ganze Laune verderben konnte. So sind die jungen Leute nun mal. Ihre Nasenspitze war von der Kälte leicht gerötet, ihr Pony klebte ihr auf der Stirn, ihre Lippen glühten und ihre Augen leuchteten samtig. Behzat Ç schaute sie ausgiebig an, um die Jugend und Schönheit zu ihrem Recht kommen zu lassen, die längst aus seinem Leben gewichen waren.
    »Hey,

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