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Bei Anbruch des Tages

Bei Anbruch des Tages

Titel: Bei Anbruch des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sveva Casati Modignani
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den Großeltern und Generoso Castelli im Garten.
    Â»Habt ihr beschlossen, euch von den Mücken auffressen zu lassen?«, fragte Guido scherzhaft.
    Â»Es gibt frischen Orzata-Sirup«, sagte Celina und zeigte auf den Teewagen, wo in einem silbernen Eimer die Eiswürfel schmolzen.
    Guido setzte sich zu ihnen und fragte: »Was ist denn hier los, dass ihr um diese Stunde noch wach seid?«
    Â»Generoso ist um zehn aufgetaucht, um uns zu erzählen, dass er einem deutschen Bierbrauer ein Boot abgekauft hat. Angeblich ein Schnäppchen, da es über einen Kapitän, drei Matrosen und zwei Hausangestellte verfügt. Alles Deutsche. Kannst du dir vorstellen, dass ein Bayer ein Boot lenkt? Er besteht darauf, eine Kreuzfahrt zu den griechischen Inseln mit ihm zu unternehmen«, erklärte Renzo seinem Sohn.
    Â»Ganz genau«, schaltete sich Generoso ein. »Das könnte lustig werden, meint ihr nicht?«
    Guido sah im flackernden Licht der Citronellakerzen, dass sein Großvater nicht sehr begeistert von dem Vorschlag war. Die Großmutter war schon ganz aus dem Häuschen angesichts des neuen Projekts, während der Vater die Firma bestimmt ungern so lange in fremde Hände geben würde. Die Mutter war gutmütig und offen wie immer, und der Freund der Familie suchte wie jedes Mal nach Bestätigung. Dieses fröhliche nächtliche Quintett war wie das stille Wasser eines Tümpels, auf dessen Grund sich so manches Geheimnis verbarg.
    Â»Eine Kreuzfahrt zu den griechischen Inseln – das klingt doch fantastisch!«, bemerkte Guido.
    Â»Oh ja, wenn ein paar junge Leute mit dabei wären, bestimmt!«, sagte Celina.
    Offensichtlich hofften sie auf seine Gesellschaft, denn der Höflichkeit halber wagte es niemand, Generosos Einladung auszuschlagen.
    Â»Aber die jungen Leute umgeben sich nicht gern mit Greisen«, wandte der Großvater ein.
    Guido dachte an Amaranta und stellte sich vor, wie sie sich an Deck sonnte. Wie er sich über sie beugte und sich in ihren Katzenaugen spiegelte.

4
    G uido, der seinen Vater nur ungern enttäuschte, ließ sich zu dem Familienurlaub überreden und nahm seinen amerikanischen Gast sowie ein paar Freunde aus Mailand mit. Auch Bona Visconti war darunter. Sie hatte die Einladung angenommen, weil sie hoffte, Guido wolle sie seiner Familie vorstellen.
    Damit hatte sie nicht mal unrecht, denn Bona gefiel ihm. Ihre unaufdringliche Schönheit, ihre Eleganz und ihre ausgeglichene Art erinnerten ihn an seine Mutter, nur dass Bona ein wenig kämpferischer war. Nach ihrem Architekturabschluss arbeitete sie nun fleißig an ihrer Karriere, um ihre ehemals wohlhabende, aus lauter Müßiggängern bestehende Familie zu unterstützen.
    Allerdings dachte Guido nicht daran zu heiraten. Zu Celina, die sich nach Enkeln sehnte, sagte er: »Das hat noch Zeit.«
    Trotz der Enge auf dem Boot war es ein rundum gelungener Urlaub. Abends gingen die jungen Leute an Land und amüsierten sich in den Lokalen, während die Cantonis an Bord speisten und früh schlafen gingen.
    Als das Boot vor Ithaka vor Anker ging, wo Nonna Bianca vor Jahren bereits gewesen war, gingen sie alle gemeinsam an Land. Bianca wollte den Kindern zeigen, wo der Legende nach Odysseus’ Festung gestanden hatte. Doch dann bereitete eine kleine Schlange, die zwischen dem Geröll auftauchte und die Damen erschreckte, dem Ausflug ein jähes Ende.
    Eine Woche später erreichten sie die Sporaden. Vor Mandraki auf Skiathos nahmen Guido und Bona ein spätes Bad. Danach luden sie Musiker aus dem Ort ein und tanzten an Deck Sirtaki. Wegen des Tanzes gerieten Nonna Bianca und Amilcare vor den Musikern in Streit, die darüber lachten und ihre laute Auseinandersetzung mit passenden Geigenklängen übertönten.
    Auf einmal nahm Bianca einen schweren Kristallaschenbecher, um ihn nach Amilcare zu werfen. Der packte mit einer Hand ihr zartes Handgelenk und mit der anderen ihre Taille, um sie dann unter Deck zu ziehen.
    Der Vorfall hatte nur wenige Minuten gedauert. Die Musiker spielten weiter, Renzo, Celina und Generoso setzten ihre Unterhaltung fort, und der Kellner servierte den Gästen eisgekühlten Champagner.
    Â»Was war das denn?«, flüsterte Bona Guido ins Ohr.
    Â»Nichts, gar nichts«, erwiderte er gelassen.
    Â»Wie – nichts? Sie hätte beinahe deinen Großvater erschlagen!«
    Â»Großmutter hat psychische Probleme, schon immer. Gut

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