Bei Anbruch des Tages
Lass sie in Ruhe.«
»Wir sind zusammen in die Grundschule gegangen, und sie kam immer zu uns nach Hause, wenn meine Mutter die Dorfkinder mit SüÃigkeiten verwöhnt hat.«
»Aber jetzt geht ihr nicht mehr zusammen zur Schule, und sie ist eine deiner Angestellten. Respektiere sie!«, warnte ihn Don Tranquillo.
»Sehe ich aus wie jemand, der seine Angestellten in Verlegenheit bringt?«, fragte Guido.
»Schluss jetzt! Halte dich einfach nur von ihr fern. So, und jetzt schauen wir uns die Armaturen an«, sagte der Pfarrer rigoros.
»Erzählen Sie mir von Mara«, beharrte Guido.
»Verschwende nicht meine Zeit! Ich muss noch Krankenbesuche machen und mich mit dem Händler herumstreiten, der mir die Kohle bringt«, brummte er.
Guido nahm zur Kenntnis, in welch schlimmem Zustand die Armaturen waren, notierte, was zu tun war, und wollte gerade gehen, als Don Tranquillo noch einmal bekräftigte: »Halte dich an die Damen aus deinen Kreisen und lass Mara in Frieden. Sie hat schon genug Probleme!«
7
R itas Pizzeria war ein winziges dunkles Lokal mit vier Tischen,einem Holzofen, der eine unglaubliche Hitze ausstrahlte, und einem Tresen, an dem Pizza zum Mitnehmen verkauft wurde.
Im Lokal stank es nach verbranntem Ãl und geschmolzenem Mozzarella. Hinter dem Tresen faltete eine junge Frau mit weiÃer Haube Pappbögen zu flachen Pizzaschachteln, während ein zierlicher junger Mann Kugeln aus bereits gegangenem Hefeteig nebeneinander aufreihte. Der Ofen beheizte das Lokal nicht nur, sondern erhellte es auch.
Amaranta saà an einem der Tische und nickte, als sie Guido hereinkommen sah.
»Ich habe schon zwei Pizza Margherita bestellt. Auf dem Tresen stehen zwei Cola für uns, würdest du sie bitte mitbringen?«
Er gehorchte. Dann zog er seinen Mantel aus und hängte ihn neben Amarantas Jacke an die Garderobe. Dort blieb er kurz stehen, um sie zu betrachten, und wieder wusste er nicht, was er sagen sollte.
»Und?«, hakte Amaranta gelassen nach.
»Don Tranquillo hat mir heute Morgen gesagt beziehungsweise befohlen, dich in Ruhe zu lassen.«
»Er hat mich aufwachsen sehen und will mich beschützen. Was willst du von mir?«, fragte sie. Sie stützte die Ellbogen auf und verschränkte die Hände. Unter dem ausgeleierten Pulloverbündchen blitzte das winzige Goldarmband mit den kleinen Herzen hervor.
»Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. Wir verbringen den ganzen Tag am selben Ort, und ich kann mich kaum noch auf meine Arbeit konzentrieren.«
»Wir verbringen nicht den ganzen Tag am selben Ort. Du bist im Bürogebäude und ich im Lager. Die räumliche Entfernung ist vielleicht gering, trotzdem trennen uns Welten. Wenn ich dich richtig verstehe, wärst du gern mit mir zusammen, aber das geht nicht ⦠noch nicht«, sagte sie zögernd.
»Warum?«, fragte Guido.
»Ich weià nicht, ob in der Zukunft, die der Herr für mich vorgesehen hat, auch Platz für dich ist«, erwiderte sie.
»An deiner Stelle würde ich nicht auf Gott warten, der hat Wich tigeres zu tun. Aber wenn du mir jetzt sagst, dass du nichts für mich empfindest, werde ich gehen und dich nicht mehr belästigen«, schlug er vor.
Zwei Gäste betraten die Pizzeria. Sie setzten sich an einen Nebentisch und nickten Amaranta zu. Die flüsterte mit einem Lächeln: »Ich habe schon zu Schulzeiten nur an dich gedacht.«
»Eure Pizzas sind fertig!«, verkündete die Inhaberin vom Tresen aus. Sie standen gemeinsam auf, um ihre Teller zu holen.
Die knusprigen, gut aufgegangenen Pizzas schmeckten köstlich.
Sie aÃen schweigend, während Guido sein Glück kaum fassen konnte.
»Ich bin zu Fuà da. Aber wenn du willst, kannst du mich nach Hause begleiten«, schlug sie vor.
»Bist du sicher?«, fragte er, wohl wissend, dass es Klatsch geben würde, wenn man sie im Ort zusammen sah.
»Ich habe nichts zu verbergen.«
Guido ging zum Tresen und wollte zahlen.
»Schon erledigt!«, sagte Rita, nicht ohne hinzuzufügen: »Mara muss nichts zahlen. Aber wenn es Ihnen geschmeckt hat, können Sie gern ein bisschen Werbung für mich machen, Dottor Cantoni.«
Amaranta lächelte und erklärte: »Wenn ich abends Zeit habe, komme ich her und gehe Rita zur Hand.«
Sie fuhren durch den Ort, und Guido parkte vor der Cascina Pompea, dem aufgelassenen Bauernhof, der in winzige
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