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Bei Anbruch des Tages

Bei Anbruch des Tages

Titel: Bei Anbruch des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sveva Casati Modignani
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Wohnungen für Arbeiterfamilien umgewandelt worden war. Amaranta erzählte, dass sie mit einer alten Tante, einer Cousine ihrer Mutter, zusammenlebe. Sie war es auch gewesen, die ihre Eltern damals von Kalabrien nach Villanova geholt hatte.
    Â»Als du schon im Internat warst, bin ich weiterhin hier auf die Schule gegangen. Ich habe darauf gewartet, dass es Sommer wird, damit ich dich wiedersehe, mich gefragt, ob du mich wohl besuchen würdest. Aber du hattest mich vergessen, während ich mit dem Rad zum Park gefahren bin und dich heimlich beobachtet habe, wenn du mit deinen Freunden im Garten gesessen hast. Ihr wart so schön, so elegant, so sorglos! Ich habe euch beobachtet und für dich geschwärmt. Dann ist mein Großvater gestorben, und ich bin mit meiner Familie wieder nach Kalabrien gegangen.«
    Â»Wie lange warst du dort?«, fragte Guido.
    Â»Mehrere Jahre. Als ich nach Villanova zurückgekehrt bin, habe ich in der großen Pizzeria an der Landstraße gearbeitet. Dort hatte ich unglaublich anstrengende Arbeitszeiten und musste mich oft betrunkener Gäste erwehren. Dann habe ich erfahren, dass in der Armaturenfabrik eine Stelle frei ist. Ich habe mich vorgestellt und bin genommen worden. Du warst zu der Zeit an der Universität, und ich war glücklich, in deiner Firma arbeiten zu dürfen. Auf diese Weise konnte ich dir nahe sein. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich mir als junge Frau alles zusammengeträumt habe! Du warst der Märchenprinz, der vor mir niedergekniet ist und gesagt hat: ›Willst du mich heiraten und meine Prinzessin sein?‹ Irgendwann habe ich aufgehört zu träumen, wurde mir klar, wie absurd diese Liebe ist. Das Beten hat mir immer geholfen, also habe ich darauf gewartet, dass Gott mir den Weg weist«, erklärte Amaranta.
    Â»Ich bin hier, bei dir. Ist das nicht die Antwort, nach der du gesucht hast?«, flüsterte er, gerührt über ihr Geständnis.
    Â»Ich weiß es nicht. Ich wage nicht, daran zu glauben, um nicht enttäuscht zu werden.«
    Guido fuhr Amaranta sanft über die Wange und schaute in ihre wunderschönen grünen Augen, die ihn intensiv ansahen.
    Â»Ich würde dich so gern küssen«, flüsterte er.
    Â»Ich dich auch, aber bitte tu es nicht. Ich bin dir gegenüber aufrichtig gewesen. Du weißt also, was ich für dich empfinde. Ich will nicht deine Geliebte werden, und als Ehefrau bin ich nicht geeignet.«
    Â»Wer weiß?«
    Â»Reden Sie keinen Unsinn, Dottor Cantoni!«, erwiderte sie verbittert.
    Sie öffnete die Wagentür, um auszusteigen, aber er hielt sie am Arm fest und versuchte, sie zu küssen.
    Amaranta wehrte sich und stieß ihn von sich.
    Â»Tu das nie wieder!«, sagte sie wütend.
    Â»Das ist doch nicht dein Ernst!«, stammelte Guido ungläubig.
    Amaranta stieg aus, knallte die Autotür zu und ging mit schnellen Schritten zu dem ehemaligen Bauernhof hinüber, in dem sie wohnte.

8
    A uch wenn Amilcare Cantoni durch glückliche Umstände zumPatriarch einer Industriellendynastie geworden war, war er als Bauernsohn nach wie vor sehr naturverbunden. Nun, da er nicht mehr in der Firma arbeitete, außer man holte ihn als Berater dazu, widmete er sich daher gern der Gartenarbeit im Park der Villa.
    Schon im Februar, wenn die Sonne allmählich wärmer wurde und die Erde aus ihrem Winterschlaf erwachte, half er den Gärtnern dabei, die Bäume zurückzuschneiden, Sträucher zu versetzen, Stecklinge zu pflanzen und den Boden für den Gemüseanbau aufzulockern.
    Als sich die Familie zum Mittagessen versammelte, klagte er: »Ich bin wahrlich kein junger Mann mehr. Schon nach zwei Stunden Gartenarbeit tun mir die Beine weh!«
    Dennoch eilte er regelmäßig schon wieder nach draußen, während die anderen noch am Tisch saßen, und meinte: »Solange die Sonne scheint, helfe ich den Männern. Wir wollen nämlich die Kamelien versetzen.« Oder: »Ich möchte Kletterkürbisse säen, und die Männer müssen eine Pergola errichten, an der sie sie befestigen, damit sie schön gerade wachsen.«
    Eines Februarnachmittags, als er gerade einem Gärtner half, eine Kiwipflanze auszugraben, leistete ihm Guido im Obstgarten Gesellschaft.
    Â»Gibt es ein Problem?«, fragte der Großvater, dem schon vor Wochen aufgefallen war, dass seinem geliebten Enkel etwas auf dem Herzen lag.
    Â»Warum willst du die Kiwi

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