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Bei Anruf - Angst

Bei Anruf - Angst

Titel: Bei Anruf - Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Produktion, damit... Hm? Damit was? Ja, damit sich ein anderer
Likör-Hersteller die weltberühmte Konkurrenz vom Halse schafft. Und seinen
eigenen Süß-Schlürf besser verkaufen kann, nämlich an die Schnapsnasen bringt.
Kühne Idee — das! Andererseits — alle Märkte werden heutzutage hart, nein
brutalst, umkämpft. Und wenn Alkohol im Spiel ist, dann rasten nicht nur die
Gehirne ganz allgemein aus, sondern auch die in den Chefetagen. Dann wäre ein
solcher Sabotage-Auftrag durchaus denkbar. ‚Vernichtet mir die
Amarusetto-Produktion! Damit unser eigener Fusel die Mäuler füllt.‘ Ja, doch!
Vielleicht steckt das dahinter. Genauso denkt doch so mancher
Vorstands-Vorsitzende in einem Weltkonzern.
    „Herr Glockner“, meinte Tim und
zeigte etwa 22 seiner Wolfszähne, „gibt es hier in der Stadt Likör-Fabrikanten?“
Der Kommissar überlegte. „Sicherlich. Im Moment fällt mir keiner ein. Weshalb
fragst du?“
    „Ich entwerfe Denkmodelle im
Kopf. Welche Beziehung kann man herstellen zwischen Likör und Verbrechen — eine
Beziehung, bei der zwei Kriminelle ihre vertraute Spielwiese, nämlich den
Menschenschmuggel, verlassen und in Tirol, im Amarusetto-Dorf, was anzetteln.“
    „Und wie passt da ein hiesiger
Likör-Fabrikant hinein?“
    „Er will mehr von seinem
Gepansche verkaufen und lässt St. Amarusetta dem Erdboden gleichmachen.“
    „Hm. Vielleicht würde er mit
einer geschickten Werbekampagne mehr erreichen.“ Glockner lächelte.
    Tim grinste. „Ich weiß, meine
Überlegung klingt nicht sehr überzeugend.“
    Damit war sie auch erst mal vom
Tisch, allerdings nicht aus Tims Kopf verbannt. Morgen werden wir uns, dachte
der TKKG-Häuptling, mal umsehen unter den hiesigen Likör-Herstellern.
    In diesem Moment klingelte das
Telefon. Glockner meldete sich. Erst redete er ein paar Sätze italienisch. Aber
dann besann sich offenbar der Kollege im fernen Ausland auf seine
österreichische Herkunft und es wurde deutsch gesprochen. Glockner lauschte,
stellte einige Fragen, war sichtlich unzufrieden, aber nicht überrascht. Er
kündigte an, sich morgen abermals zu melden, dankte und legte auf.
     „In St. Amarusetta gibt es
acht Gasthöfe und ein Dutzend Pensionen. Nirgendwo logieren ein Leunig und/oder
ein Westermeier. Halten Sie es für möglich, Havliczek, dass Ihre Komplizen zu
dieser Jahreszeit und bei diesem Wetter — zelten?“

    Der Schleuser stöhnte. „Ich
habe keine Ahnung. Ich weiß gar nichts. Alles, was mir bekannt ist, habe ich
gesagt.“
    Als Glockner das Verhör
abbrach, hatte Tim das Gefühl, der Kommissar denke auch an seine Tochter, die
nun endlich nach Hause und ins Bett musste. Aber hier ging jetzt sowieso nichts
mehr; und väterliche Fürsorge ist allemal zu loben.
    Havliczek wurde nun endgültig
abgeführt. Glockner setzte seinen Nachtdienst fort, unterstützt von einer Kanne
starken Kaffees.
    Die Jungs brachten Gaby nach
Hause. Dort waren auch die Bikes geparkt, unter der Durchfahrt zum Hinterhof,
also halbwegs trocken. Jedenfalls hatte der Schneeregen nichts angerichtet.
Doch die Feuchtigkeit der Nacht überzog Chrom und Sattelleder.
    Tim erhielt sein
Abschiedsbussi. Gaby schloss die Tür hinter sich. Karl polierte seine
Nickelbrille und Klößchen hatte noch Schokoladenkrümel in einer Hosentasche
gefunden.
    Tief über die Lenker gebeugt,
radelten die Jungs durch die menschenleere Innenstadt zur Lindenhof-Allee,
gelegen in einem grünen Randviertel der Millionenstadt. In der alten
Vierstein-Villa schlichen sie auf Zehenspitzen zu Karls Zimmer, das wieder mal
mit Extra-Liege und Klappcouch für drei gerüstet war.
    Überraschung! Karls Mutter
hatte — vermutlich schon am frühen Abend — eine Riesenplatte mit leckeren
Schnittchen und Kannen mit Kräutertee und Kakao für die Jungs bereitgestellt.
    „Wunderbar!“, jubelte Klößchen.
„Deine Mutter ist zum Küssen, Karl! Das esse ich jetzt alles noch auf.“

18. Schwarzer Unglücksvogel
     
    Dietmar Lerchenalt, Olivias
Bruder — von dem Havliczek behauptete, er hieße Bodo Leunig — hatte seinen
kleinen Reisewecker mitgebracht. Der klingelte um 5.30 Uhr und Dietmar erwachte
— aus einem bösen Traum, in dem ihm Schreckliches widerfuhr. Aber die
Traumhandlung löste sich sofort auf wie Nebel bei Windstärke zwölf. Alles war
wie weggeblasen, als Dietmar sich jetzt aufsetzte in dem schlichten Bett des
schlichten Zimmers im Gasthaus Felsenblick.
    Im ersten Moment wusste er
nicht, wo er war. Doch der üble Geschmack im Mund

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