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Bei Dir bin ich geborgen

Bei Dir bin ich geborgen

Titel: Bei Dir bin ich geborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kay
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etwas aufrechter hin und lächelte stolz. „Und du, wann hast du Chicago verlassen?“
    „Vor ungefähr sechs Monaten.“
    „Und gefällt es dir hier? Ich hätte nie gedacht, dass du ein KleinstadtTyp bist.“
    „Wir haben uns nie besonders gut gekannt, oder?“

    Ihre Blicke trafen sich. „Vermutlich.“
    Es schien ihr nichts weiter einzufallen, und auch Dan wusste nicht, worüber er reden sollte. Sie tranken ihre Tassen aus, Dan zahlte, dann brachen sie auf.
    „Und was machst du jetzt?“ fragte er. „Fährst du zurück nach L. A.?“
    „Noch nicht. Ich habe vorher einen Auftrag in Miami.“ Sie zögerte. „Ähem, Dan? Würde… ich meine… vermutlich hast du keine Lust, mir Monas Grab zu zeigen?“
    Die Frage traf ihn unerwartet, und eine Sekunde lang hatte er den Gedanken, dass Cindy jedes Recht darauf verspielt hatte, Monas Grab zu sehen. Doch sofort schämte er sich, ihr den Wunsch zu verweigern. „Sicher. Ich bring dich hin.“ Dan sagte im Büro Bescheid, dass er länger weg sein würde. Dann fuhren sie schweigend zum Friedhof, wo sie am Fuß einer kleinen Anhöhe parkten. „Die Grabstätte ist da oben.“
    Cindy folgte ihm über den Rasen. „Dort drüben.“ Dan wartete in gemessenem Abstand, als Cindy langsam zu dem Grab ging. Was ging wohl gerade in ihrem Kopf rum? Im Sommer brachte er immer frische Blumen ans Grab, doch jetzt im Winter lagen nur einige Zweige Stechpalmen darauf.
    Cindy betrachtete den Grabstein. Die Aufschrift lautete „Unser Engel, Mona Elizabeth O’Neill, ruht in den Händen des Herrn“, darunter Geburtstag und Todestag.
    Eine lange Zeit stand Cindy vor dem Grab, und als sie sich umwandte, sah Dan, dass ihr Gesicht tränenüberströmt war. In diesem Moment begriff er, dass es keine Notwendigkeit mehr gab, Cindy zu bestrafen: Ihre Strafe war es, ihre Tochter nie gekannt zu haben. Dan hatte Liebe und Glück mit Mona erlebt, Cindy hatte nur ihre Trauer. Damit verschwand die letzte Bitterkeit, die er gegenüber Cindy empfunden hatte, und zum ersten Mal seit Monas Tod fühlte er sich frei.
    Schweigend gingen sie zurück zum Auto. Dan fuhr zur Wache zurück, wo Cindy ihren Leihwagen stehen hatte.
    „Nun“, sagte sie, als sie an der offenen Fahrertür stand. „Dann heißt es jetzt Leb wohl.“ Sie zog eine Sonnenbrille aus ihrer ledernen Schultertasche und setzte sie auf.
    Dan musste fast lächeln. Cindy hatte immer schon eine Sonnenbrille getragen, egal zu welcher Jahreszeit.
    „Danke, dass du so nett zu mir warst“, sagte sie.
    „Tut mir Leid, dass ich dir nichts Erfreulicheres zu erzählen hatte.“
    „Ja. Mir auch.“ Sie zögerte einen Augenblick. „Dan, hast du ein Foto von ihr?“ Dan nickte, dann nahm er einen abgegriffenen Schnappschuss aus seinem Geldbeutel. Mona, sie saß auf einer Schaukel und lachte, die blonden Locken hingen ihr wild ins Gesicht. Meine hübsche süße Mona.
    Cindy schluckte schwer, als sie das Foto betrachtete. „Sie war wunderhübsch.“
    „Ja. Möchtest du das Bild behalten?“ Zum Kuckuck, dachte er. Ich habe genug Fotos von Mona.
    „Wirklich? Danke, Dan.“
    An ihrer Stimme hörte er, dass sie dem Weinen nahe war. Um den Abschied leichter zu machen, fragte er: „Fährst du heute nach Miami weiter?“ Sie schüttelte den Kopf. „Morgen.“
    Er nickte. Einen Augenblick standen sie beide da und wussten nicht, was sie sagen sollten. Dan streckte ihr die Hand hin, kam sich aber plötzlich dumm vor.
    Stattdessen beugte er sich zu Cindy und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Pass auf dich auf, Cindy.“
    „Du auch.“
    Er sah ihrem Wagen nach, bis er außer Sichtweite war, dann ging er langsam zur Station zurück.
    Wieder hatte Glynnis fast eine Woche lang nichts von Dan gehört. Gerade als sie anfing, sich Sorgen zu machen, dass etwas nicht stimmte, rief er an und fragte, ob sie und die Kinder nicht wieder zusammen Eis laufen wollten.
    „Und danach essen wir irgendwo noch Pizza.“
    „Hört sich gut an.“
    Am Samstag gingen sie also wieder am Whitney Pond Eis laufen. Der Tag war kalt und klar, perfekt zum Schlittschuhlaufen. Die Kinder konnten es kaum erwarten, aufs Eis zu kommen, besonders Livvy.
    „Livvy, wenn du nicht stillhältst, werden wir nie fertig“, schalt Glynnis, als sie versuchte, ihrer zappelnden Tochter die Schlittschuhe zu binden.
    „Lass mich das machen“, sprang Dan dazwischen, und Glynnis sah staunend mit an, wie ihre Tochter plötzlich lammfromm wartete, bis Dan ihr die Schnürsenkel gebunden

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