Bei Dir bin ich geborgen
ihrem Bett. Dan konnte nicht genug von ihr bekommen. Im Grunde war ihm klar, dass sie nicht zusammenpassten. Cindy las weder Bücher noch die Zeitung und hatte keine Ahnung, was in der Welt los war. Das Einzige, was sie interessierte, waren Kleider, Makeup, Sex und ihr Traum, ein Supermodel zu werden.
Wenn er zurückblickte, sah Dan, wie blind er damals gewesen war. Aber zu der Zeit spielten seine Hormone verrückt, und er konnte nur daran denken, wie sehr er Cindy wollte. Vier Monate später waren sie verheiratet. Seine Familie war entsetzt, doch niemand außer seiner Schwester Kat hatte es gewagt, seine Entscheidung infrage zu stellen. Für sie war es schon damals offensichtlich, dass die Beziehung nur auf Sex beruhte, und sie glaubte nicht, dass sie lange hielt, wenn der Kick erst einmal nachgelassen hätte.
Dan seufzte. Er hätte auf Kat hören sollen, denn er brauchte nicht einmal ein Jahr, um zu begreifen, was für einen großen Fehler er eigentlich gemacht hatte.
Dennoch blieb er vier Jahre mit Cindy zusammen, bis seine Frau zwei Wochen vor Monas zweitem Geburtstag offenbar genug hatte.
Eines Abends kam Dan erschöpft von der Arbeit nach Hause und fand Mona in der Obhut einer Nachbarin. Cindy war verschwunden. Nicht einmal eine Nachricht hatte sie hinterlassen, nur ihre Sachen gepackt und das gemeinsame Sparkonto geräumt.
Seither hatte er nichts von ihr gehört. Und um die Wahrheit zu sagen, er hatte sie auch nicht vermisst; Bei Mona lag der Fall anders. Wochenlang wachte sie jede Nacht auf und weinte so lange, bis Dan sie aus ihrem Bettchen hob. Dann klammerte sie sich an ihn und schluchzte, bis er sie bei sich schlafen ließ. Es dauerte ganze drei Monate, bis Mona die Nächte wieder durchschlief.
In diesen dunklen Stunden hasste er Cindy. Aber nach und nach vergaß Mona ihre Mutter. Zwischen ihr und Dan entwickelte sich eine Bindung, die nie entstanden wäre, wenn er nicht allein erziehend gewesen wäre.
Auch wenn es hart war, Mona allein großzuziehen, besonders bei seinem Job, führten sie ein gutes Leben. Er ließ sich von Cindy scheiden und widmete sein Leben seiner Tochter und seiner Karriere, in dieser Reihenfolge. Doch dann geschah das Unfassbare. Einen Monat nach Monas fünftem Geburtstag wurde ein inoperabler Gehirntumor bei ihr festgestellt. Sieben Monate später starb sie, trotz Chemotherapie und Bestrahlung.
Dan war vernichtet, und auch wenn das alles inzwischen neun Jahre zurücklag, peinigte ihn die Erinnerung an diese schrecklichen Tage immer noch genauso schlimm wie damals. Jedes Mal, wenn ihm ein Bild von Mona in die Hände fiel, er sich an etwas erinnerte, das sie gesagt oder getan hatte, er ein kleines Mädchen in ihrem Alter sah, wurde ihm wieder klar, was er verloren hatte. Und in der letzten Zeit hatten ihn die Erinnerungen öfter heimgesucht.
„Hey, Dan, alles klar bei dir da drüben?“
„Wie?“ Er war so in seinen Gedanken versunken, dass er vergessen hatte, wo er war. Jetzt sah er Elena, die ihm zuwinkte.
„Du hast Besuch“, rief sie.
Dan machte sich bereit. Das konnte ja ein Wiedersehen geben.
10. KAPITEL
Es war tatsächlich Cindy, die dort auf der hölzernen Bank im Wartebereich saß.
Sie war jetzt Ende dreißig, sah aber immer noch gut aus. Die Jahre waren gut zu ihr gewesen, auch wenn Dan, als er näher kam, um ihre Augen und ihren Mund feine Linien sah, die auch ihr Makeup nicht verdecken konnte. Sie war gut gekleidet, dunkelblaue Hosen und einen passenden Pullover. Neben ihr auf der Bank lag ein zusammengefalteter Kamelhaarmantel, Lederhandschuhe und ein dicker beiger Schal.
„Hallo, Dan.“ Sie stand auf, ohne seinem Blick auszuweichen. „Überrascht?“ Irgendetwas an ihren arroganten Worten – oder war es nur schlicht ihre Dummheit? – ließ Dans Wut so stark aufflammen wie damals, als Mona nach Cindys Verschwinden so mutterseelenallein gewesen war. Doch er bezähmte seine Stimme. „Wenn man bedenkt, dass ich nicht wusste, ob du überhaupt noch lebst, kann man das wohl so sagen, ja.“
Sie hob die Schultern. „Ich wüsste nicht, was es für einen Sinn gehabt hätte, in Kontakt zu bleiben. Du warst ja wahrscheinlich froh, dass ich weg war, warum hätte ich mir also die Mühe machen sollen?“
„Die Mühe machen? Die Mühe?“ Er starrte sie an. „Erinnerst du dich dunkel, dass du ein Kind hattest?“
Cindy zuckte leicht zusammen. „Nein, das nicht. Aber ich… ich dachte, ohne mich wäre sie besser dran. Ich war keine besonders gute
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