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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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glaubst du denn?« Katja bückte sich und griff nach ihrer Tasche. »Ich bringe nur schnell meine Sachen aufs Zimmer und komme sofort wieder. Du kannst mir schon einen Kaffee bestellen, oder besser ein Glas Sekt auf die Ankunft. Anke müsste ja auch gleich kommen.«
    »Mach ich.« Doris wandte sich zurück zum Tisch, während Katja mit langen Schritten zum Aufzug lief.
    In ihrem Zimmer angekommen inspizierte sie nur rasch das Badezimmer – es war groß und hell und edel   –, öffnete ihre Tasche, um ein Kleid, zwei Blusen und einen Blazer aufzuhängen, schloss mit Schwung die Schranktür und machte sich auf den Weg zum Eröffnungssekt.

|49| D ie Tür ging nicht auf. Anke mühte sich mit dem Griff ab und kam durch die Anstrengung immer mehr ins Schwitzen. Entnervt drehte sie sich zu dem hinter ihr stehenden Mann um und sagte: »Haben Sie vielleicht die Güte, mir mal zu helfen?«
    Der zog spöttisch die Augenbrauen hoch, trat einen Schritt vor und entriegelte mit nur einem Griff die Tür. »Bitte. Nach Ihnen.«
    Anke stieg mit dem Koffer in der Hand umständlich aus dem Zug und blieb einen Moment auf dem Bahnsteig stehen. Zumindest so lange, bis dieser arrogante Typ an ihr vorbeigelaufen war. Dann zog sie den Griff des Koffers hoch und rollte ihn zum Bahnhofsvorplatz.
    Sie hatte keine Ahnung, wie weit das Hotel vom Bahnhof entfernt war. Katja hatte es ihr nicht gesagt, und sie hatte vergessen, danach zu fragen. An einer Stellwand neben der Tourismusinformation fand sie einen Ortsplan. Während sie ihren Standort und dann das Hotel suchte, hielt ein Taxi neben ihr. Der Fahrer stieg aus und zündete sich eine Zigarette an. Als Anke sich zu ihm umdrehte, hob er den Kopf.
    »Taxi?«
    Anke erlag der Versuchung nicht. Sie hatte sich genau überlegt, wofür sie wie viel Geld ausgeben konnte. Taxifahren war nicht vorgesehen.
    »Wie komme ich zum Hotel ›Seeblick‹? Wie weit ist das?«
    |50| »Mit dem Wagen fünf Minuten.« Er trat die Zigarettenkippe auf dem Gehweg aus und ging um den Wagen zum Kofferraum. Bevor er die Klappe öffnen konnte, sagte Anke: »Das kann ich auch zu Fuß gehen. Danke.«
    »Mit dem Gepäck?« Der Taxifahrer hatte die Hand noch auf dem Kofferraum. »Ich kann Sie fahren.«
    »Nicht nötig.« Anke schulterte ihre Handtasche und warf noch einen abschließenden Blick auf den Ortsplan. »Mein Koffer hat Rollen. Schönen Tag noch.«
    Eine halbe Stunde später hatte sich an Ankes linker Ferse eine Blase gebildet. Sie blieb stöhnend stehen und verlagerte das Gewicht der schweren Handtasche auf die andere Schulter. Sehnsüchtig stellte sie sich vor, im klimatisierten Taxi zu sitzen, die schwere Tasche neben sich auf der Rückbank. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und humpelte langsam weiter. Wenn sie gewusst hätte, wie weit das Hotel vom Bahnhof entfernt lag, hätte sie Doris oder Katja gebeten, sie vom Zug abzuholen. Aber das hatte ihr ja niemand gesagt.
    Beim letzten Telefonat mit Doris hatte die nur begeistert über das Hotel gesprochen und mindestens zehnmal gesagt, wie sehr sie sich freue, dass alles geklappt habe. Anke verstand das nicht. Doris Goldstein tat so, als wäre nach dem 27.   Mai ihr Leben vorbei. Dabei konnte sie sich doch wirklich nicht beklagen: genug Geld, tolles Haus, erwachsene Söhne, kein nerviger Job und immer noch Torsten. Der sogar diese alberne Überraschungsfeier organisiert hatte, zu der sie überhaupt keine Lust hatte, auch wenn Katja sie dazu überreden wollte. Manche Frauen hatten einfach Glück im Leben.
    Hinter der nächsten Wegbiegung tauchte das Hotel auf. Anke blieb wieder stehen und betrachtete es. Sie wollte gar |51| nicht wissen, was Doris für diese drei Tage bezahlen müsste, vermutlich würde ihr bei der Summe schwindelig werden. Aber gut, darüber brauchte sie sich keine Gedanken zu machen. Nur darüber, was nicht in der Einladung enthalten war. Sie hatte zweihundert Euro in der Tasche, das Ergebnis von drei Besuchen bei ihrer Mutter, die ihr Portemonnaie überall herumliegen ließ.
    Das war einfach nicht gerecht: Doris konnte es sich locker leisten, ein Hotel dieser Preisklasse für drei Nächte und drei Personen zu buchen. Und sie, Anke, hatte Magenschmerzen bei dem Gedanken, dass vielleicht nicht jedes Essen und jedes Getränk im Preis inbegriffen sein würden. Wie sie dieses Rechnen und Sparen hasste.
    Aber dafür verzweifelte sie wenigstens nicht an einem albernen Geburtstag.
    Sie hatte den Eingang erreicht, holte tief Luft und trat mit

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