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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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hatte.
    Was war das bloß für ein blöder Satz? Doris schüttelte über sich selbst den Kopf, bevor sie mit einem letzten Schluck das Wasser austrank. Sie würde jetzt ins Bad gehen: Zähneputzen, Abschminken und dann für geschätzte dreißig Euro Creme auf ihrem Gesicht verteilen. Und morgen würde sie Katja fragen, was sie eigentlich alles gegen das Alter unternähme.
     
    Ein Zimmer weiter trat Katja auf den Balkon und beugte sich über die Brüstung. Der dunkle Himmel war sternenklar, die Luft roch nach Salz und Algen, ein paar Lichter in der Ferne signalisierten, dass auch um diese Zeit noch Fähren und Fischer unterwegs waren. Katja streckte sich und sah dabei, dass links von ihr das Licht ausging. Sie musste lächeln, als |78| ihr einfiel, wie hektisch Doris versucht hatte, ihre Hitzewallungen mit der Speisekarte zu vertreiben. Eigentlich hatte sie sich kaum verändert. Sobald ihre Fassade aus glücklicher Ehefrau und Mutter fiel, war sie noch dieselbe wie früher. Immer auf dem Sprung, sich um andere zu kümmern, immer auf der Suche nach Gründen, warum wer was gemacht hat und wie man ihm jetzt helfen könnte. Und immer noch von erstaunlicher Naivität und besessen davon, alles richtig zu machen. Sie müsste einfach mal begreifen, dass das Leben gar nicht so anstrengend ist.
    Katja gähnte und wollte gerade zurück in ihr Zimmer gehen, als sie die rote Zigarettenglut auf dem Nachbarbalkon auf der anderen Seite bemerkte. Das war doch Ankes Zimmer. Seit wann rauchte die denn? Oder hatte sie innerhalb der letzten halben Stunde den Treppenhausmann auf ihren Balkon gelockt?
    Sie lehnte sich ein wenig vor. »Anke? Bist du das?«
    Gedämpft kam prompt die Antwort. »Ja. Mach nicht so einen Lärm.«
    »Rauchst du?«
    »Ja. Wenn du den Cognac aus deiner Minibar mitbringst, kannst du rüberkommen. Ich lasse dich auch mal ziehen.«
    »Bin unterwegs.«
     
    Als Katja mit der kleinen Flasche in der Hand auf Socken über den Hotelflur huschte, kam sie sich vor wie damals auf der Klassenfahrt nach Braunschweig, als sie heimlich in einem Zimmer Bier getrunken hatten. Ankes Tür war nur angelehnt, sie hatte schon die Zahnputzbecher mit auf den Balkon genommen und sah ihr im Dunkeln entgegen.
    »Kannst du auch nicht schlafen?«
    |79| »Och.« Katja setzte sich auf den zweiten Stuhl und drehte den Schraubverschluss auf. »Ich habe es noch gar nicht probiert. Aber bei Doris ist das Licht schon aus.«
    »Die hatte ja auch genügend Promille.« Anke hielt ihr den Zahnputzbecher hin. »Aber das hilft ja vielleicht.«
    Katja verkniff sich einen Kommentar und verteilte den Cognac auf die beiden Becher. »Worauf wollen wir trinken?« Sie schwenkte das Glas. »Auf die alten Zeiten? Oder auf Dinge, über die niemand spricht?«
    Anke starrte weiter aufs Meer, hob nicht einmal den Kopf. Stattdessen probierte sie einen Schluck und schüttelte sich. »Ich weiß wirklich nicht, was an Cognac so toll ist.«
    »Er löst die Zunge.« Katja schlug die langen Beine übereinander und wippte mit dem Fuß. »Willst du über Kai reden?«
    »Wozu?« Anke nahm den nächsten Schluck. »Ich halte nichts von dem Unsinn, dass Reden hilft. Dann bekommt der ganze Mist nur noch mehr Bedeutung.«
    »Dann lass es.« Katja kippte den Inhalt ihres Bechers über den Balkon. »Der ist ja widerlich, typisch Minibar. Ich habe noch eine Flasche Rotwein im Koffer. Soll ich sie holen?«
    Vorsichtig sah Anke über die Balkonbrüstung. »Ich hoffe, dass da niemand unten saß. Rotwein wäre nicht schlecht.«
    Katja stand schon. »Ich hole den Wein und versuche, richtige Gläser zu finden, das wär doch besser.«
     
    Katja brachte das Weinglas aus ihrem Zimmer mit und fand in Ankes Minibar ein weiteres. Sie saßen ein paar Minuten schweigend nebeneinander, blickten in die Dunkelheit und in den Sternenhimmel, bis Anke sich eine Zigarette anzündete, einen Zug nahm und sie an Katja weiterreichte.
    |80| »Ich dachte, du rauchst nicht mehr.« Katja zog, blies den Rauch aus und gab sie Anke zurück.
    »Nur noch in besonderen Situationen.« Anke versuchte, Katjas Gesicht in der Dunkelheit zu erkennen. Vergeblich. Sie sah nur die klaren Konturen. »Was machst du eigentlich alles, um so jung auszusehen? Ist das alles echt?«
    »Nein.« Katja streckte die Hand nach der Zigarette aus. »Alle zwei Monate eine kleine Spritze, und wenn das nicht mehr hilft, wird mit Skalpell gestrafft. Mein Vater hat eine Schönheitsklinik in Hamburg, schon vergessen?«
    Die Zigarette wanderte wieder

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