Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman
und Anke her, die sich erst einen Überblick verschaffen wollten. Nachdem Katja sich an der letzten Saunatür die Nase platt gedrückt hatte, sagte sie: »So. Die Achtzig-Grad-Sauna finde ich für den Anfang am besten. Oder? Was sagt ihr?«
»Meinetwegen.« Anke sah sich ratlos um. »Ich verstehe die Unterschiede überhaupt nicht. Muss man alle sechs ausprobieren?«
»Das kannst du ja versuchen.« Katja war an der Tür der Sauna stehen geblieben und zog ihren Bademantel aus. »Wenn du plötzlich aussiehst wie eine Mumie gebe ich dir was zu trinken.«
Sie stand nackt vor ihnen, griff nach ihrem Saunatuch und legte die Hand auf den Türgriff. »Und?« Sie hatte tatsächlich ein Tattoo auf der Schulter, eine kleine, zartrote Rose.
Doris zog sich ebenfalls aus. Sollten die beiden doch ihren Hüftspeck und ihre Dellen sehen. Sie wickelte das Saunatuch trotzdem schnell um die Brust und zog den Bauch ein.
Die Sauna war leer. Katja legte sich auf die oberste Bank, Doris und Anke setzten sich auf die darunter. Nach einem |112| Moment stand Doris wieder auf, drehte die Sanduhr um und nahm wieder ihren Platz ein. Katja legte einen Arm über die Augen. »Diese Unruhe. Was ist denn los?«
»Ich muss doch wissen, wann ich gar bin.«
»Eine gute Hausfrau hat das im Gefühl. Du Kontrollfreak.«
»Wieso gehst du nicht einfach raus, wenn du genug geschwitzt hast?« Anke strich sich die Haare aus der Stirn. »Ich lass mir doch nicht von einer blöden Sanduhr vorschreiben, wann ich kalt duschen muss.«
»Dann bleib doch länger. Du musst ja nicht mit mir raus.«
»Keine neuen Diskussionen bitte.« Katja gähnte laut. »Ich kann mich sonst nicht entspannen und ich darf daran erinnern, dass wir den Streit des Tages bereits hinter uns haben. Ihr braucht also gar nicht anzufangen, euch anzuzicken.«
Das Öffnen der Saunatür verhinderte eine Antwort. Eine Frau Anfang sechzig mit modisch geschnittenen, halblangen, grauen Haaren kam herein. Ihr folgte ein etwa gleich alter, groß gewachsener Mann, der sich vorsichtig bewegte.
›Saunagänger ohne Brille‹, dachte Anke und überlegte, warum Männer eigentlich kein schwaches Bindegewebe haben. Das war doch ungerecht. Plötzlich bekam Katja einen Hustenanfall und riss Anke aus ihren Überlegungen. Sie drehte sich um. Katja saß jetzt aufrecht da und sah so entsetzt aus, dass Anke sich wunderte.
»Doris?« Die Frau stand noch an der Tür. »Das gibt es ja gar nicht. Was machst du denn hier?«
Doris hatte gedankenverloren auf den Boden gestarrt, jetzt hob sie überrascht den Kopf. »Angelika. Das ist ja ein Zufall.«
|113| Angelika setzte sich sofort neben sie, während ihr Begleiter unsicher stehen blieb. Anke sah zu Katja – ein Tier auf dem Sprung – und es war klar, dass dieses Paar irgendetwas mit ihrer Panik zu tun hatte.
Der Mann legte umständlich sein Handtuch auf die Bank und ließ sich darauf nieder. Angelika nahm kaum Notiz von ihrer Umwelt, sie war ganz auf Doris konzentriert. »Na, macht ihr euch ein schönes Wochenende? Ich habe Torsten gar nicht gesehen, wo steckt er denn? Wir haben ja lange nichts von euch gehört, ich weiß gar nicht, warum. Aber wir sind im Moment auch so im Getriebe, da bleibt kaum noch Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern. Und? Was gibt es Neues bei euch?«
Katja schwang ihre Beine von der Bank und traf Ankes Rücken. Ohne ein Wort der Entschuldigung stieg sie die Bänke hinunter und verließ die Sauna. Die Tür knallte hinter ihr ins Schloss.
Doris sah ihr verblüfft nach, dann wandte sie sich zu Anke. »Was ist denn jetzt los?«
»Keine Ahnung. Vielleicht ist ihr schwindelig geworden. Ich geh mal hinterher.«
Mit einem Blick auf Doris stand Anke langsam auf und tappte zur Tür. Als sie schon die Hand auf dem Griff hatte, hörte sie diese Angelika noch sagen: »Sind das Bekannte von dir? Macht ihr hier ein Damenprogramm?«
Anke stieß die Tür auf, ohne darauf zu achten, ob jemand davor stand.
»Aua.« Der Treppenhausmann machte einen Satz zurück und hielt sich die Hand vor die Stirn. »Können Sie nicht … Ach, Sie schon wieder. Was hab ich eigentlich getan, dass Sie mich so hassen?«
|114| Angestrengt hielt Anke ihr Saunatuch vor der Brust zusammen. »Sie müssen sich ja nicht so an die Saunatür heranschleichen. Lassen Sie mich mal durch?«
Er grinste sie an. »Entschuldigung angenommen. So langsam sollten Sie mich wirklich mal zu einem Bier einladen. Sind Ihre Augen eigentlich auch so grün, wenn Sie mal nicht sauer
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