Bei Interview Mord
sich hinunter. »Schwer. Das ist ja nur mit Filzstift aufgemalt. Ziemlich verblasst.«
»Das hier ist ganz klar ein V«, sagte ich und deutete auf die Linien. »Und die Zahlen darunter sollen ein Datum sein.«
»Eins, fünf, neun, null, vier«, las Theresa vor.
»Genauer gesagt: 15. September 2004. Ich bin hier neulich schon vorbeigekommen. Ein Stück weiter oben wohnt Winfried Kurz. Er hat mir erzählt, dass er an dieser Stelle mit seiner Freundin verunglückt ist. Es war deutlich zu spüren, dass er über den Tod seiner Freundin noch nicht hinwegkommen ist. Er hat in seinem Wohnzimmer sogar so was wie einen Altar für sie aufgebaut. Seine Freundin war Viviane. Miriams Schwester. Sie ist hier umgekommen.«
»Oder eine andere Frau, deren Name mit V anfängt und am selben Tag starb.«
»Ein bisschen viel des Zufalls, oder?«
»Schon. Aber wenn Miriam und Viviane Schwestern waren, dann müsste doch Kley-Knöter Kurz auch kennen. Warum hat er das eben verheimlicht? Warum hat er nur ganz allgemein von Vivianes Freund gesprochen? Und steif und fest behauptet, den Namen Winfried Kurz noch nie gehört zu haben?«
»Ich halte mich mal mit Mutmaßungen zurück. Wir sollten uns über den Unfall schlau machen. Wenn noch jemand darin verwickelt war, liegt vielleicht bei unserem Freund Winfried Kurz der Schlüssel.«
Theresa dachte nach. »Du meinst, er ist der Mörder?«
»Das hast du gesagt.«
Unfall
»Radio Berg, Pollmeier, guten Tag.«
»Frau Pollmeier, hier ist Rott. Könnte ich bitte mit Herrn Volkmer sprechen?«
»Herr Rott…«, kam es zögernd. »Ist Ihnen klar, dass Frau Schall über Sie so eine Art Hausverbot verhängt hat?«
»Ich will ja auch nicht Ihre Studios besichtigen, sondern nur Herrn Volkmer etwas fragen.«
»Wir… dürfen Sie aber auch nicht mehr unterstützen.«
»Nur eine kurze Frage. Ist er denn da?«
Sie stockte, dann sagte sie: »Einen Moment.«
Sie schickte mich in die Warteschleife, und ich hörte eine Weile der hundert Prozent besten Musik zu. Es dauerte ziemlich lange. Theresa, die neben mir saß, wurde ungeduldig.
»Ist eigentlich noch genug Saft auf dem Handy?«, fragte sie. Ich nahm das Ding vom Ohr. Der Balken auf dem Display zog sich über die halbe Anzeigestrecke.
»Volkmer.«
»Hallo, Herr Volkmer. Rott hier.«
»Herr Rott«, sagte der Redakteur und senkte seine Stimme. »Sie sollen sich von uns fern halten. Persönlich und telefonisch.«
»Eine kurze Frage, dann bin ich wieder weg.«
Er seufzte. »Meinetwegen.«
Ich erklärte ihm, dass ich Informationen über einen Motorradunfall brauchte, der am 15. September hier oben bei Wipperfürth stattgefunden hatte.
»Solche Sachen haben wir als Textmeldungen auf unserer Website«, sagte er. »Und dieses Material heben wir tatsächlich auf… Sagen Sie mal, Sie arbeiten jetzt aber an einem ganz neuen Fall, oder? Das hat doch nichts mehr mit dem ›Tell von Gladbach‹ zu tun?«
Ich antwortete nicht und sagte: »Können Sie mir die Infos besorgen?«
»Also ehrlich gesagt, wenn das rauskommt…«
»Ich verlange ja nichts Verbotenes. Kommen Sie…«
»Also gut. Ich schaue nach. Unter welcher Nummer sind Sie zu erreichen?«
Ich diktierte ihm Theresas Handynummer und drückte auf den roten Knopf. Dann warteten wir - weiter auf das kleine Holzkreuz starrend. Endlich dudelte die Tatort-Musik durch den engen Innenraum.
»Ja?«
»Wie Sie schon gesagt haben. Der Mann, der das Motorrad gelenkt hat, überlebte. Die Frau auf dem Sozius kam ums Leben.«
»Wie ist es zu dem Unfall gekommen?«
»Das weiß man nicht genau. Hier steht, dass ein anderes Fahrzeug darin verwickelt war. Ein Pkw. Den hat man aber nie identifizieren können.«
»Soll das heißen, der andere hat Fahrerflucht begangen?«
»So lautete der Verdacht. Aber es kam noch was anderes heraus. An dem Motorrad war die Bremsleitung defekt, vermutlich durchgetrennt. Die Polizei hat sich lange damit beschäftigt.«
»Ohne Ergebnis, nehme ich an.«
»Soviel ich weiß, ohne Ergebnis.«
Sieh mal einer an, dachte ich. »Wer hat denn den Pkw gesehen? Ich meine, wer hat die entsprechende Aussage gemacht? Der Motorradfahrer?«
»Nein. Es hat zwei Zeugen gegeben. Wanderer, glaube ich. Da muss ich in meinen Unterlagen nachsehen. Vielleicht habe ich das noch irgendwo. Ich melde mich wieder.«
Wieder drückte ich auf den Knopf. »Was ist denn los?«, fragte Theresa.
»Die Dinge entwickeln sich«, sagte ich. »Warte es ab.«
Diesmal dauerte es länger, bis Volkmer
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