Bei Interview Mord
zurückrief. Ich dachte schon, er würde sich überhaupt nicht mehr melden. Ich war schon drauf und dran, es selbst noch einmal bei Radio Berg zu versuchen, da hörte ich den Tatort.
»Haben Sie was gefunden?«
»Allerdings. Es gab zwei Zeugen, die den Unfall gesehen haben. Zwei Fahrradfahrer, die im Bergischen unterwegs waren.«
»Haben sie die Nummer des Fahrzeugs gesehen, das dann geflohen ist?«
»Nein, das nicht. Deswegen hat man das Auto auch meines Wissens nie gefunden. Und den Fahrer erst recht nicht.«
»Wie heißen die Leute? Wo wohnen sie?«
»Die Namen habe ich hier. Es ist ein Ehepaar. Die Frau heißt Monika Arend, und der Mann heißt Frank Schneider. Damals haben sie in Wiehl gewohnt. Die Nummer kann ich Ihnen geben. Die damalige zumindest.«
»Wie kommt es denn, dass Sie so viel Material darüber haben?«
»Ich habe damals über diesen Unfall berichtet. Und ich habe mit den beiden gesprochen.«
Ich merkte mir die Nummer, bedankte mich, legte auf und rief sofort in Wiehl an. Es meldete sich niemand.
Ich versuchte es bei der Auskunft. Die Nummer stimmte.
»Was ist denn jetzt?«, fragte Theresa. »Wie lange willst du mich noch zappeln lassen?«
Ich klärte sie darüber auf, was ich herausgefunden hatte, und sie hörte schweigend zu. Ab und zu nickte sie nachdenklich.
»Wenn es diese Fahrerflucht gegeben hat und man bis heute nicht weiß, wer der Schuldige war: Vielleicht hat sich Kurz an ihm gerächt? Oder an demjenigen, der die Bremse sabotiert hat? Ein eigenartiger Zufall. Ein Unfall, zwei Ursachen.«
»Warten wir mal ab, was die Leute uns zu erzählen haben«, sagte ich.
Um kurz nach fünf ging Monika Arend endlich ans Telefon. Wir waren mittlerweile wieder bei Theresa in Odenthal. Ich gab mich ganz offiziell als Privatermittler aus, der ein paar Fragen zu dem Unfall vom September stellen wollte.
»Nach meinen Informationen ist nie herausgekommen, wer der Fahrerflüchtige war«, sagte ich. »Und ich habe den Akten entnommen, dass Sie Zeugin in dieser Sache waren.« Das mit den Akten war gelogen, aber es klang seriös.
»Mein Mann und ich waren Zeugen«, sagte sie. »Das ist richtig.«
»Dürfte ich Sie noch mal nach dem Unfall befragen?«
»Oje, das ist so lange her…«
»Versuchen wir's einfach.«
»Ich denke, da sollte mein Mann aber auch dabei sein. Wir haben das ja damals gemeinsam erlebt.«
»Natürlich. Könnte ich Sie irgendwo treffen? Hätten Sie heute Zeit?«
»Wir wollten gerade das Haus verlassen und zu einer Fahrradtour aufbrechen.«
»Wo fahren Sie denn hin?«
Es stellte sich heraus, dass sie einen Biergarten in Brück ansteuerten.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, sprechen wir uns dort«, schlug ich vor.
Wir verabredeten uns für sieben Uhr. Der Biergarten hieß »Em Hähnche«. Olpener Straße.
Theresa saß am Küchentisch und studierte eine Zeitung. Es war die Express-Ausgabe, in der über Landinis Tod berichtet wurde. Das Foto kannte ich schon. Es war die Aufnahme, die bei Landinis Auftritt in Leipzig entstanden war. Die MDR-Sendung.
»Schau mal hier.« Theresa deutete auf die Bildunterzeile.
»Landinis größter Auswärts-Erfolg in Leipzig. Am 15. September 2004. Genau an Vivianes Todestag. Ob es da einen Zusammenhang gibt?«
Irgendetwas hatte mir Heike Quisselborn über diesen Auftritt in Leipzig erzählt… Was war es nur?
Ich griff zum Telefon und rief sie an. Hoffentlich war die Mutter nicht da.
»Hallo?«, kam es aus dem Hörer.
Ich meldete mich.
»Ach, Herr Rott. Na, hat sich der Fall direkt nach dem Interview neulich aufgeklärt, wie Sie so unbescheiden vorausgesagt haben?« Ich hörte deutlich Spott heraus. Das war eine ganz neue Nuance von Heike Quisselborn.
»Es tut mir Leid wegen neulich. Ich bin immer noch an der Sache dran, und ich komme jetzt auch weiter. Sagen Sie mir doch bitte noch einmal, was an dem 15. September 2004 geschah. An dem Tag, an dem Sie den Auftritt in Leipzig hatten.«
»An diesem Tag hat sich eine Menge ereignet. Was genau meinen Sie?«
Plötzlich wusste ich wieder, was mir entfallen war. »Sie haben mir erzählt, dass Miriam Kley-Knöter Ihnen geholfen hat, zum Flughafen zu kommen.«
»Ach so, ja. Sie hat sich furchtbar wichtig gemacht. Sie wollte uns morgens zum Flughafen Köln/Bonn bringen. Das hat sie schon am Tag zuvor großartig angekündigt. Landini wollte eigentlich ein Taxi nehmen, aber sie hat sich richtig aufgedrängt. Und am nächsten Morgen, als es dann losgehen sollte, war ihr eigenes Auto kaputt.
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