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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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verwickelt war.«
    »Wenn es keine Fahrerflucht war, dann war es unterlassene Hilfeleistung«, sagte Frank Schneider. »Denn außer uns hat für diesen Unfall niemand einen Notruf abgegeben.«
    »Ist das nachgeprüft worden?«, fragte ich.
    »Ich denke schon. Das müssten Sie doch am besten wissen. Es hat so schon lange genug gedauert, bis Hilfe kam. Das ist eine ziemlich abgelegene Gegend.«
    Frank Schneider nahm einen Schluck Kölsch und sah seine Frau an.
    »Wir haben lange darüber gesprochen«, sagte sie. »Und hinterher stand es auch in der Zeitung. Bei der jungen Frau, die da umkam, kam es auf jede Minute an. Vielleicht sogar jede Sekunde. Wenn der Fahrer des Wagens nur etwas früher Hilfe geholt hätte als wir - vielleicht wäre die Frau dann noch am Leben.«
    »Ein Racheakt«, sagte Theresa, als wir zum Auto gingen. »Es war bestimmt Rache!«
    Ich nickte. »Winfried Kurz muss irgendwie darauf gekommen sein, dass es Landinis Wagen war, der an dem Unfall beteiligt war. Und dann hat er erst Landini erschossen, weil er dachte, er hätte seinen Kombi gefahren. Dann hat er aber nach Landinis Tod in der Zeitung gesehen, dass das nicht sein konnte, weil Landini ja in Leipzig war. Irgendwie hat er dann herausbekommen, dass Miriam Kley-Knöter die Fahrerin war. Und so hat er sich an ihr gerächt.«
    Wir erreichten die Stelle, wo Theresa den R4 geparkt hatte.
    »Trotzdem bleiben noch Fragen«, sagte sie. »Nummer eins: Was wollte Miriam Kley-Knöter mit Landinis Auto da oben eigentlich?«
    »Mit ihrer Schwester reden vielleicht. Um sie dazu zu bringen, zurückzukommen. Das wäre natürlich ein Riesenzufall, dass die dort dann ausgerechnet mit den beiden einen Unfall baut. Und dann ihrer Schwester nicht hilft.«
    »Frage Nummer zwei: Die defekte Bremsleitung. Wie passt die da rein?«
    »Ich kann mir nicht helfen«, sagte ich. »Aber wenn ich mir diese gerade, abschüssige und wenig befahrene Strecke im Wald vorstelle, die genau auf diese scharfe Kurve zuführt? Für mich sieht das so aus, als hätte da jemand einen Unfall inszeniert.«
    »Frage Nummer drei: Wie soll es Winfried Kurz gelungen sein, herauszufinden, wer der Fahrerflüchtige war, während die Polizei im Dunkeln tappte?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat er auch den Aufkleber auf dem Auto hinten gesehen.«
    »Dann hätte er doch direkt nach dem Unfall seine Aussage gemacht. Oder Landini schon früher ermordet.«
    »Ich weiß es ja auch nicht«, seufzte ich.
    »Frage Nummer vier«, machte Theresa unbeirrt weiter. »Wie kommt Kurz an die Armbrust?«
    »Er ist Altwarenhändler. So ein Ding kann doch auf irgendeinem Dachboden auftauchen.«
    »Und das Motorrad hat er dann tatsächlich von Pfaff gekauft.«
    »Und er hat mir gegenüber behauptet, dass Kley-Knöter es gekauft hat, nur um ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben. Und er hat das Nummernschild in dem Gartenhäuschen versteckt. Jetzt kommt es nur noch darauf an, das zu beweisen.«
    »Genau. Wir müssen rausfinden, ob Kurz die Kawasaki und die Armbrust hat. Das wäre ein Beweis.«
    »Und wie finden wir ihn?«
    »Indem wir uns ein bisschen in Kurz' Lager umschauen.«

Motorrad
    Ich wollte warten, bis es ganz dunkel geworden war, aber gegen halb zehn, als immer noch die Sonne am Himmel stand, drängte Theresa, loszufahren. »Auch wenn ich schwer Gas gebe, brauchen wir eine gute Stunde. Und dann ist es Nacht.«
    Als wir am Wagen waren, holte sie einen Schlüssel hervor und öffnete das große Tor der Scheune. Sie sagte, sie wolle Werkzeug und eine Stablampe holen. Ich blieb draußen auf der Straße, doch ich konnte es nicht vermeiden, dass mein Blick auf ein Stück des Golf-Gerippes fiel, das aus dem Dunkel ragte. Ich hatte keine Lust, mir das Elend anzusehen, und tastete nach einer Zigarette. Ich hatte sie fast zu Ende geraucht, als Theresa zurückkam.
    »Tut mir Leid, aber ich musste noch ein bisschen suchen.«
    Ich nickte und warf die Kippe weg.
    Als wir auf der B 506 waren, verschwanden vor uns die bewaldeten Hügel in einem diffusen Grau, das nach und nach in Dunkelheit überging. In Wipperfürth brannten bereits die Straßenlampen, und als wir am Ende der Straße, die hinter den Bahnschienen rechts hinauf auf den Berg führte, das Ende der Stadt erreichten, tauchten wir in noch tiefere Finsternis. Die Scheinwerfer des kleinen Franzosen wirkten funzelig und warfen zwei verschmolzene Lichtkegel in mattem schmutzigem Weiß auf den Asphalt.
    »Pass auf, hier musst du nach links«, leitete ich Theresa an

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