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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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war unten von schwarzen Linien durchzogen. Ein Stacheldraht, der die Weide begrenzte. Als wir angekommen waren, erkannte ich, dass Kurz' Anwesen nur einen Steinwurf entfernt lag. Die Lampe, die ich gesehen hatte, hing über dem seitlich gelegenen Eingang des Hauses. Gleich daneben erhob sich ein riesiger schwarzer Kasten. Die Scheune. In der Mitte war die saubere Linie des Daches von etwas Schwarzem unterbrochen, das sich in den hellen Himmel reckte.
    »An der Scheune steht ein Baum«, sagte ich. »Jetzt weiß ich auch, wie ich da reinkomme.«
    »Ich dachte, du wolltest durch die Tür? Und vorher mit dem Werkzeug das Schloss knacken?«
    »Es gibt eine bessere Möglichkeit. Viel unauffälliger, als ein Schloss kaputtzumachen.«
    Ich trat auf den Stacheldraht, sodass er sich ein gutes Stück herunterbog. Er gab knirschend nach, und es gelang uns mehr oder weniger elegant, das Hindernis zu überqueren.
    »Ob er uns sehen kann, wenn wir jetzt da rüberlaufen?«, fragte Theresa leise.
    Ich kniff die Augen zusammen. Über der Lampe war ein Fenster an der Stirnseite. Der Rest des Hauses war von der Scheune bedeckt.
    »Ich glaube, wir können es riskieren.«
    Wir rannten los und trafen uns nach einem kurzen Sprint über das Gras an dem Baum hinter der Scheune wieder.
    »Und jetzt?«, flüsterte Theresa, etwas atemlos.
    »Ich will erst mal die Lage peilen.«
    Ich schlich die Wand entlang und kam an einer Stelle heraus, wo ich den kleinen Vorplatz vor dem Haus überblicken konnte. Kein VW-Bus. Hinter den Fenstern war es dunkel.
    »Die Luft ist absolut rein«, sagte ich, als ich wieder hinten bei Theresa war. »Kurz ist nicht da.«
    Ich betastete den Baumstamm neben mir. Seine Rinde war glatt. Ein Nussbaum, vermutete ich. Oben rauschte der Wind leise im Laub. Ich streckte die Hand aus und versuchte einen der unteren Äste zu erreichen. Ich kam nicht heran.
    »Was nun?«, fragte Theresa.
    »Ich klettere rauf und versuche, über das Dach reinzukommen. Du wartest hier und warnst mich, wenn jemand auftaucht. Wenn du dich da vorn an die Ecke stellst, kannst du bis auf die Straße sehen. Sollte der VW-Bus kommen, klopfst du gegen die Holzwand.«
    »Alles klar.«
    »Gut. Und Jetzt mach mir bitte ein Räuberleiterchen.«
    »Was?«
    »Du weißt schon. Stell dich dahin und verschränk die Hände ineinander. Ich komm sonst nicht rauf.«
    Es dauerte eine Weile, bis ich auf dem unteren Ast war, und als ich dort endlich saß, das Dach der Scheune ins Auge gefasst, wusste ich nicht, ob ich es wirklich riskieren konnte, mich auf dem Ast hinüberzubewegen. Von unten hatte die Krone des Baumes groß ausgesehen und bis über das Gebäude gereicht. Jetzt kam es mir weit entfernt vor.
    Ich arbeitete mich Stück für Stück weiter, während sich der Ast absenkte und bei jeder Bewegung geräuschvoll auf den Ziegeln des Scheunendaches rieb. Die Stablampe steckte in meinem Hosenbund und drückte. Schließlich wagte ich es, mich aufrecht hinzustellen und mich an einem höheren Ast festzuhalten.
    Es war alles ziemlich wacklig, doch dann vollbrachte ich den entscheidenden Schritt auf das Dach. Irgendetwas kollerte herunter. Wahrscheinlich ein Stück Holz oder alte, liegen gebliebene Nüsse. Die Oberfläche war steil, dreckig und glatt. Ich schwankte noch ein bisschen, bis ich festen Halt unter den Füßen hatte, und da ich mich an dem äußersten Ast des Nussbaumes festhielt, erzeugte ich ein gewaltiges Geraschel. Irgendwo in den Ästen ächzte es.
    »Alles klar?«, fragte Theresa von unten.
    »Ja, ja. Ich denke, du bist auf deinem Beobachtungsposten?«
    »Ich wollte ja nur aufpassen, dass du nicht runterfällst.«
    »Ich bin jetzt auf dem Dach. Du kannst nach vorn gehen. Wir treffen uns dann wieder hier.«
    Unten im Gras entfernten sich Schritte. Noch einmal prüfte ich meine Standfestigkeit. Dann holte ich die Lampe hervor, kniete mich hin und riss einen Dachziegel heraus. Ich knipste das Licht an und hielt die Lampe in das entstandene Loch. Der Kegel traf weit unten ein Sammelsurium von Kartons und Bücherstapeln.
    Ich hatte mich verschätzt. Der alte Heuboden, auf den ich eigentlich durch das Dach gelangen wollte, war nicht an dieser Stelle.
    Ich musste mich erinnern! Auf der vorderen Längsseite war das Tor. Dort hatte Kurz mich hineingeführt. Ich hatte mich umgeschaut, und dann war mir der Heuboden aufgefallen.
    Ich musste weiter nach rechts. Ganz eindeutig.
    So gut es ging, arbeitete ich mich auf dem Dach voran. Hinaus aus dem Schatten des Baumes,

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