Bei Interview Mord
kann.«
Ich seufzte. »Aber es hätte ja so sein können: Zack, die Beweisstücke auf dem Präsentierteller, und der Fall ist gelöst.«
Ich lehnte mich zurück und sah träge zu, wie das von den matten Scheinwerfern des R4 beleuchtete endlose Asphaltband auf uns zukam, flankiert vom gleichmäßigen Takt der dahinlaufenden Mittelstreifen.
»Glaubst du eigentlich, dass Kurz viel Geld verdient?«, fragte Theresa nach einer Weile.
»Dem Gebrauchthandel geht's sicher nicht so gut. Neulich kam im Fernsehen ein Bericht über all diese Internetversteigerungen. Sie drücken ganz schön die Preise. Kurz macht auf mich nicht den Eindruck, dass er sich an diese Internetschiene drangehängt hätte…«
Wir erreichten Bechen. Theresa bremste und bog ab. Die Reifen quietschten bedrohlich. Ich fragte mich, ob es zur Zeit des Baujahrs dieses Wagens schon den berühmten Elchtest gegeben hatte.
»Nehmen wir an, Kurz hat das Motorrad noch«, sagte sie. »So ein Motorrad ist doch bares Geld wert. Er könnte es verkaufen. Nicht am Stück natürlich. Das wäre zu gefährlich. Aber die Einzelteile wird er schon unters Volk bringen, wenn er die Gelegenheit dazu hat, oder nicht?«
»Das könnte ich mir vorstellen.«
»Vielleicht kriegen wir ja raus, wo das Motorrad ist, wenn wir so tun, als wollten wir ein Teil von der Kawasaki kaufen?«
»Du meinst, wir geben uns als Käufer aus, und er verabredet sich mit uns da, wo er das Ding gelagert hat? Und wenn wir da sind, lassen wir die Katze aus dem Sack und sagen: Atsch, wir wissen, dass Sie der Mörder sind?« Ich schüttelte den Kopf. »Ob das funktioniert?«
»Man müsste das anders machen«, sagte Theresa. »Man müsste ihn anrufen. Nach einem Ersatzteil fragen. Und wenn er sagt, dass er so was hat… Dann müsste man ihn beobachten. Jeden Schritt, den er macht.«
»Aber ist das nicht sehr verdächtig, wenn man ihn nach einem Kawasaki-Motorrad fragt?«
»Nicht nach dem ganzen Motorrad, nach einem Teil. Das ist unverfänglich. Vielleicht wird er Verdacht schöpfen, aber wahrscheinlich wird er sich sagen: Was beweist das schon, wenn ich ein Teil von der Kawasaki abbaue und es verkaufe? Eine ganz harmlose Sache. Kawasakis gibt es viele.«
»Wenn es kein Beweis ist, dann nützt es uns auch nichts.«
»Es geht doch nicht darum, das Teil zu kaufen, sondern rauszukriegen, wo er die Teile gelagert hat. Da ist dann vielleicht auch die Armbrust.«
Wir erreichten Neschen, und Theresa bog in den Eichholzer Weg ein. Irgendwo in dem Wagen quietschte es wieder dramatisch.
»Die Überwachung müsste dann aber wirklich lückenlos sein«, sagte ich, als Theresa vor der Scheune den Wagen stoppte. »Gleich wenn man ihn anruft. Es kann ja sein, dass er sofort losfährt, wenn jemand nach dem Teil fragt.«
Ich quälte mich aus dem kleinen Wagen. Als ich draußen war, schloss Theresa die Tür ab.
»Lückenlose Überwachung sollte ja für einen Detektiv kein Problem sein. Das habe ich ja sogar bei Kley-Knöter hingekriegt.«
Müllenbach
Am nächsten Mittag um zwölf Uhr ging es los.
»High Noon«, sagte Theresa. »Das passt doch.«
Sie gab mir ihr Handy, den Autoschlüssel des R4 und eine Plastiktüte. In der Tüte waren je drei Käse und Salamistullen sowie drei Dosen Cola.
»Du musst auch noch tanken«, sagte sie.
»Kein Problem.«
»Ich fürchte, doch.«
»Wieso? Du kannst mir doch sicher ein bisschen Geld pumpen, oder?«
»Das ist es nicht. Der Wagen braucht verbleites Benzin.«
»Was? An welcher Tankstelle gibt's denn so was?«
»An gar keiner. Pass auf.«
Sie öffnete die Kofferraumklappe und entnahm einem kleinen Karton eine Plastikflasche, die eine durchsichtige Flüssigkeit enthielt. »Zu jeder Tankfüllung musst du davon was zum Benzin geben.«
»Kapiert«, sagte ich. »Das Auto ist nicht gerade eine Freude für den Umweltminister.«
Sie gab mir ein paar Scheine und mahnte noch einmal an, dass ich, um dem kleinen roten Auto etwas Gutes zu tun, unbedingt Super tanken solle. »Dafür freut sich dann der Finanzminister.«
Ich setzte mich in den weichen Sitz, zog die Fahrertür zu und hebelte an der Revolverschaltung herum, bis ich den Leerlauf gefunden hatte. Dann steckte ich den winzigen Blechschlüssel ins Schloss und versuchte zu starten. Der Motor kämpfte hörbar darum, in Gang zu kommen, gab jedoch nach einer Weile ächzend auf.
Theresa klopfte an die Scheibe. »Choke ziehen!«, rief sie und deutete in Richtung Armaturenbrett. Ich fand den kleinen Plastikhebel, der links
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