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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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der mir noch einen gewissen Schutz geboten hatte. Wenn ich jetzt ausrutschte, fiel ich unweigerlich hinunter - fünf, sechs Meter tief.
    Schließlich hatte ich die Nase voll von der Kletterei und von der reibenden Lampe in meiner Hose, suchte vorsichtig festen Stand und riss gleich zwei Dachziegel los. Ich versuchte sie neben dem entstandenen Loch zu deponieren, aber sie rutschten mit Getöse nach unten und schlugen dumpf im Gras auf.
    Ich leuchtete in die Öffnung. Keine zwei Meter unter mir sah ich festen Boden. Der Heuboden. Na endlich.
    Ich musste noch ein paar Ziegel mehr abbauen, um das Loch groß genug zu machen. Alle landeten unten auf der Weide. Darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Ich ließ mich gemächlich hinab.
    Als ich auf dem Heuboden stand, verlor ich keine Zeit. Ich vertraute darauf, dass von außen niemand das Licht sehen konnte, und schaltete die Lampe ein.
    Hier oben hatte Winfried Kurz Bretter gestapelt, die sich bei näherem Hinsehen als alte Fensterläden entpuppten. Ich zwängte mich an ihnen vorbei zur Leiter und leuchtete nach unten. Das Licht reichte bei weitem nicht aus, um den ganzen Innenraum zu erhellen, und das Gerümpel da unten war nur zu erahnen. Ich glitt die Leiter hinunter, orientierte mich und versuchte, systematisch vorzugehen.
    Die vielen Schränke, Kisten und gestapelten Räder bildeten ein Labyrinth, das jedoch so angelegt war, dass man überall noch gut herankam, wenn man sich etwas dünn machte. Immerhin rechnete Kurz ja damit, hier Kunden herumzuführen.
    Ich suchte alles ab, und endlich, ganz am Ende, ganz hinten unter dem Heuboden, lag in der Ecke ein Gebilde aus Metall. Das Licht der Taschenlampe traf auf den Tank mit dem blauweißen BMW-Logo. Das Motorrad lag auf der Seite. Man konnte deutlich die verzogene Gabel sehen. Außerdem waren Tank und die anderen Metallteile auf der Oberseite stark abgeschürft. Ich prüfte die Reifen. Sie waren platt. Ich tastete nach dem Bremsflüssigkeitsbehälter und befühlte das Kabel vom Lenker abwärts Stück für Stück. Weiter unten bemerkte ich einen Riss.
    Ein Geräusch schreckte mich auf. Von weit weg näherte sich ein Fahrzeug. Im selben Moment wurde irgendwo gegen das Holz der Scheune geklopft.
    Ich riskierte noch einen Blick in die Runde und machte, dass ich die Leiter hinaufkam. Ich hatte gerade den Boden erreicht und wollte wieder hinaus aufs Dach klettern, da klackerte es draußen am Schloss. Die breiten Tore öffneten sich mit Getöse, und dann ging in der ganzen Scheune das Licht an. Gleißend und hell. In allen Ecken gab es Neonstäbe.
    Ich legte mich flach auf den Boden und konnte über der Holzkante erkennen, dass Kurz eine Kiste hereintrug. Auf der Oberseite waren zerfledderte Taschenbücher zu erkennen.
    Er sah nicht nach oben, sondern stellte einfach seinen Kram ab, brummelte irgendwas und schaltete das Licht wieder aus. Die Dunkelheit um mich herum war viel tiefer als vorher, und während Kurz draußen das Schloss wieder einrasten ließ und den Schlüssel abzog, riss ich die Augen auf, um mich an die Nachtschwärze zu gewöhnen. Vorsichtig suchte ich über mir das Dach ab, fand endlich die etwas hellere Stelle, wo ich die Ziegel herausgenommen hatte, und machte mich an den Ausstieg.
    »Und du bist ganz sicher, dass da kein Motorrad drin war?«, fragte mich Theresa jetzt schon mindestens zum vierten Mal.
    »Ziemlich. Außer dem, mit dem er den Unfall hatte, natürlich. Aber das war ganz eindeutig keine Kawasaki, und das Ding war auch alles andere als fahrbereit.«
    »Hast du die defekte Bremsleitung gesehen?«
    »Allerdings.«
    »Und die Armbrust?«
    »Die kann in diesem Krimskrams überall sein.«
    Theresa gab Gas, als wir Wipperfürth hinter uns ließen und auf die dunkle Landstraße kamen. Ich gähnte. Die Anspannung war schon wieder von mir abgefallen. Ich tastete nach meinem Fuß, den ich mir hinter Kley-Knöters Garten verrenkt hatte. Beim Abstieg von dem Baum war der Schmerz plötzlich wieder aufgewacht.
    »Vielleicht hat er das Motorrad ja auseinander gebaut und in Einzelteilen zwischen den anderen Sachen versteckt«, überlegte Theresa weiter. »Hättest du nicht danach suchen können?«
    »Vergiss es. Dazu müsste man die ganze Scheune leer räumen und sich den Inhalt von jeder Kiste und jedem Schrank ansehen.«
    »Eigentlich war es ziemlich naiv, anzunehmen, dass er die Kawasaki samt ordentlich bereitliegender Armbrust genau dort neben seinem Haus aufbewahrt. Wo jeder Kunde sie gleich sehen

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