Bei Interview Mord
geschnappt wird - geben Sie mir dann bitte einen Hinweis?«
»Klar. Sie werden mitkriegen, wenn was passiert.«
Ich blickte ins Publikum und sah weiter hinten die Kripobeamten mit Seidel reden.
»Wir sollten jetzt im zweiten Teil den aktuellen Fall zur Sprache bringen«, sagte Jutta, die die ganze Zeit etwas abseits gestanden hatte und jetzt zurückgekommen war. Sie setzte den Kopfhörer wieder auf.
»An mir soll's nicht liegen«, sagte ich.
Ob Kley-Knöter die Sendung live mithörte? Das konnte durchaus sein. Vielleicht hatte er ein kleines Radio dabei.
Ich musste ihn reizen! Ich musste durchblicken lassen, dass ich wusste, was er vorhatte! Er musste in die Falle gehen!
Jutta bekam ein Zeichen von Peter Volkmer, dann konzentrierte sie sich stirnrunzelnd ein paar Sekunden. Schließlich begann sie zu sprechen. Sie gab eine Zusammenfassung für die Hörer, die sich gerade erst zugeschaltet hatten.
»… heute bei ›Menschen im Bergischen live‹ haben wir einen echten Privatdetektiv zu Gast - Remigius Rott aus Wuppertal. Wir haben eben schon ein bisschen über den spannenden Alltag in diesem Beruf gesprochen und wie man überhaupt Privatdetektiv wird… Herr Rott, wir haben ja nun zwei spektakuläre Mordfälle hier in Bergisch Gladbach erlebt. Haben Sie diese Fälle verfolgt?«
»O ja. Das ist ja mein Beruf. Man muss alles im Blick behalten, wenn man erfolgreich sein will.«
»Und was halten Sie davon? Wer steckt Ihrer Meinung nach dahinter?«
»Ich kann mir genau vorstellen, wer dahinter steckt«, hörte ich mich sagen, und irgendetwas machte meinen Brustkorb weiter. Offenbar war es so was wie Stolz, der ihn anschwellen ließ. Der Stolz, kurz vor einem riesigen Triumph zu stehen. Der Stolz, Ballmann und seinen Leute dahinten eins auszuwischen. »Ich habe ja auch ein bisschen in dem Fall ermittelt.«
»Ach ja?« Jutta spielte die Erstaunte, und auch im Publikum sah ich aufmerksame Gesichter.
»So nebenbei. Mit dem kleinen Finger sozusagen. Offiziell habe ich nicht das Recht, hier als Ermittler aufzutreten…« Ich stockte, versuchte, Bescheidenheit zu zeigen. »Na, kommen Sie«, sagte Jutta. »Sie werden die Sache doch einschätzen können. Oder haben Sie vielleicht schon einen Verdacht?«
»Das kann ich hier so nicht sagen«, erklärte ich und sah zu Frau Schall hinüber. Ihr Gesicht sagte mehr als tausend Worte.
»Aber Sie wissen es?«
»Ja. Zu neunundneunzig Prozent, sage ich jetzt mal.«
»Jetzt machen Sie es aber spannend. Sollten Sie nicht die Polizei an Ihren Erkenntnissen teilhaben lassen?«
Ich sah wieder zu den Kripobeamten hin. Sollten die sich doch schwarz ärgern. Jeden Moment musste es so weit sein. Jeden Moment musste Kley-Knöter in die Falle gehen. Ich schielte zu Frau Schall, die gerade mit Seidel sprach. Gleich war es so weit. Gleich…
»Spannen Sie uns nicht so auf die Folter. Was haben Sie denn unternommen?«
»Ich habe mich vor allem im Umfeld der beiden Opfer umgehört. Und da bin ich auf ein paar Zeugen gestoßen, mit denen die Polizei wohl nicht gesprochen hatte.« Ich übertrieb maßlos. Es gab nur einen einzigen Zeugen, und das war Winfried Kurz. Und die Polizei hatte natürlich mit ihm gesprochen, aber er hatte ihnen die Sache von dem Motorradverkauf in die Schreibersheide nicht erzählt…
»Es ist eben eine Kunst, Leute zum Reden zu bringen«, erläuterte ich. »Da braucht man Einfühlungsvermögen. Und das kann man von staatlichen Ermittlern nicht erwarten. Das ist ja gerade der Unterschied zwischen Polizisten und Privatdetektiven - die menschliche Komponente -«
Jutta schnitt mir das Wort ab. »Nur damit ich das richtig verstehe: Sie kennen also den Mörder, aber die Polizei kennt ihn nicht?«
Frau Schall hatte ihr kurzes Gespräch mit Seidel beendet und wandte sich mir zu. Sie schüttelte den Kopf.
»Dahinten stehen ja einige der Kripo Vertreter. Fragen Sie sie doch.«
»Nach den letzten Presseerklärungen hat die Polizei in dem Fall völlig von vorn anfangen müssen. Der erste Verdächtige stellte sich als unschuldig heraus.«
In mir breitete sich ein schönes, warmes Gefühl der inneren Ruhe aus. Meine Aufregung war nicht mal mehr eine Erinnerung.
»Da hat die Kripo einen groben Fehler gemacht«, sagte ich. »So was erlebe ich oft. Es sind eben Beamte. Was muss man dazu noch mehr sagen?«
Im Publikum setzten einige belustigte Gesichter auf, die anderen wirkten eher düster. Die Düsternis war vor allem im Gebiet der Kriminalpolizisten zu sehen. Nur eine
Weitere Kostenlose Bücher