Bei Landung Liebe
nur die zwei Tage bis zum Heimflug überleben? Morgen Abend war Steves Geburtstagsfeier. Irgendwie musste ich mich bis zum Abflug beschäftigen, sonst würde ich noch durchdrehen.
Nach einigen Minuten hatte ich mich wieder einigermaßen im Griff. Ich atmete tief durch und wischte mir über die Augen und das Gesicht. Dann schob ich mir meine neue Sonnenbrille auf die Nase und hielt Ausschau nach Ryan. Schließlich konnte ich ihn in der Menge ausmachen, stand auf, schnappte meine Einkaufstaschen und ging auf ihn zu. Er lächelte mir zu, als er mich sah und ich spürte Wut in mir aufsteigen. Warum hatte er mich gestern so geküsst? Wieder einmal ließ ich mir etwas vormachen, was mich noch wütender machte.
„Hey, na wie war’s?“, erkundigte er sich und deutete auf meine Taschen. Offenbar schien er sich wirklich zu freuen, mich zu sehen. Oder er war einfach nur ein guter Schauspieler.
„Gut, danke“, erwiderte ich knapp.
„Können wir los? Ich würde gerne nach Hause“, fuhr ich fort als Ryan mich weiter musterte und sich nicht bewegte.
„Na dann mal los“, sagte er. Ich wich seinem Blick aus und tat, als ob mich die Auslagen der Schaufenster brennend interessieren würden. In den letzten Tagen hatte er oft, um mir den Weg zu zeigen, meine Hand genommen oder den Arm um meine Taille gelegt. Doch nun hielt ich bewusst etwas Abstand zu ihm, um zu verhindern, dass er mich berührte. Nach wenigen Minuten erreichten wir den Pick-up und ich kletterte auf den Beifahrersitz, wobei ich Ryans Hand ignorierte, die er mir entgegenhielt, um mir beim Einsteigen zu helfen. Ich tat einfach, als ob ich sein Angebot nicht bemerkte, und schaute stur gerade aus. Eine Berührung von ihm konnte ich einfach nicht ertragen. Ryan lief um das Auto herum und stieg ein. Als er auf dem Fahrersitz saß, musterte er mich. Der Schlüssel steckte zwar im Zündschloss, aber er startete den Motor nicht. Warum fuhr er nicht einfach los?
„Alles in Ordnung?“
Nein, überhaupt nichts war in Ordnung. Warum musste er mich gestern mit seinen Küssen in den Wahnsinn treiben? Nur, um heute mit einem anderen Mädchen rumzuknutschen? Er wusste doch, dass ich hier unterwegs war. Immerhin hatte er mich hergefahren. Hatte er sich absichtlich mit seiner Freundin hier getroffen? Wollte er mir damit zeigen, dass ich ihm nicht das Geringste bedeutete? Ich schluckte und wandte mich ihm zu, musterte sein Gesicht.
„Ja, ich habe nur Kopfschmerzen“, log ich und sah wieder nach vorne.
Ryan hielt kurz inne, startete dann den Wagen und fuhr, ohne ein weiteres Wort zu verlieren vom Parkplatz. Ich lehnte meinen Kopf an die Seitenscheibe, die mein erhitztes Gesicht etwas abkühlte. Die Fahrt zurück schien Stunden zu dauern.
Als Ryan den Pick-up in der Auffahrt abstellte, sprang ich aus dem Wagen und stürmte regelrecht ins Haus. Ich konnte ihn nicht in meiner Nähe ertragen.
Schnell lief ich ins Badezimmer. Eine ausgiebige Dusche würde mich hoffentlich auf andere Gedanken bringen. Ich verriegelte die Tür und lehnte mich dagegen. Mit pochendem Herzen zog ich mich aus, stellte mich unter die Dusche und hielt den Kopf unter den Wasserstrahl. Wie konnte ich mir auch nur einbilden, dass Ryan etwas für mich empfand? Was auch immer ihn gestern auf der Veranda dazu gebracht hatte, mich zu küssen. Es war keinerlei Gefühl im Spiel. Jedenfalls nicht für ihn.
Ich dumme Kuh musste mich natürlich gleich in ihn verlieben. Selbst mit vierundzwanzig Jahren ließ ich mich immer noch so leicht täuschen. Es wäre auch zu schön gewesen. Am meisten ärgerte mich meine eigene Naivität. Ich hatte ihm vertraut und dachte dabei nicht einmal im Traum daran, dass er hier noch eine Freundin haben könnte. Aber eigentlich hätte ich mir denken können, dass ein gut aussehender Typ wie er längst in festen Händen war. Ich spürte eine Enge in der Brust, als ich an den Anblick der beiden dachte. Sie sahen so unglaublich vertraut aus. Solch ein Vertrauen konnte man nicht innerhalb weniger Tage aufbauen. Die beiden schienen sich schon Jahre zu kennen. Ihre Berührungen wirkten so selbstverständlich. Erneut stiegen mir die Tränen in die Augen, aber ich konnte keine Kraft mehr aufbringen, um sie zurückzuhalten. Ich wollte nicht mehr kämpfen. Ich wollte leiden. Mit dem Kopf lehnte ich mich an die kühlen Fliesen und begann hemmungslos zu weinen.
Da stand ich nun unter der Dusche, Ryans Dusche und heulte wie beim ersten Liebeskummer. Wenn Julia nur hier wäre. Irgendwie
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