Bei Landung Liebe
vermisste ich ihn bereits. Der gestrige Tag war so schön gewesen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen ganzen Sonntag im Bett verbracht hatte. Schließlich machte ich mich auf dem Weg zu Arbeit. Wie erwartet hatte sich auf meinem Schreibtisch einiges angesammelt, jedoch waren die Termine ab dem späten Nachmittag abgesagt.
„Warum sind denn die ganzen Termine abgesagt?“, fragte ich Karin, meine Kollegin.
„Der Chef hat heute irgendeinen Termin. Wir haben erst letzte Woche davon erfahren und mussten die ganzen Patienten anrufen, um einen neuen Termin zu vereinbaren.“
Dann würde ich wohl doch früher als erwartet nach Hause kommen, was mir ganz gelegen kam, da ich immer noch mit der Zeitverschiebung kämpfte.
„Wie war es denn im Urlaub?“ wollte Karin von mir wissen.
Ich berichtete ihr kurz von den Ausflügen, dem sagenhaften Strand und der Feier. Nähere Details zu Ryan ließ ich aus.
„Du siehst so verändert aus, Isa. Gibt es wirklich nichts mehr Neues?“, bohrte Karin weiter.
„Ähm, eigentlich nicht. Vielleicht hab ich im Urlaub etwas Farbe bekommen“, wich ich aus.
„Na gut, auch wenn ich denke, dass das nicht der Grund für dieses permanente Grinsen ist.“
Ich wollte gerade etwas erwidern, als der Patient mit dem Acht-Uhr-Termin die Praxis betrat. Trotz der Tatsache, dass ich mehr als genug zu tun hatte, zog sich der Tag wie Kaugummi in die Länge. Ich konnte es kaum erwarten nach Hause zu kommen. Ich vermisste ich Ryans Nähe. Als endlich der letzte Patient die Praxis verlassen hatte, räumte ich das Wartezimmer und die restlichen Karteikarten auf. Ich wollte mich gerade umziehen, als es an der Tür klingelte. Komisch. Es hatte doch niemand mehr einen Termin. Hoffentlich war es kein Notfall. Ich war ganz allein mit meinem Chef hier.
„Frau Richter, das ist mein Termin. Lassen sie die Leute bitte herein und schicken sie sie zu mir“, rief mir mein Chef aus seinem Behandlungszimmer aus zu. Der Termin meines Chefs fand hier in der Praxis statt? Seltsam. Rasch ging ich zur Tür, um zu öffnen. Vor der Türe stand ein Mann, den ich auf Anfang dreißig schätze. Er trug einen grauen Anzug, ein flaschengrünes Hemd mit passender Krawatte und hatte eine Aktenmappe unter dem Arm.
„Guten Tag“, begrüßte ich den Fremden. Vielleicht ein Pharmazievertreter. Konnten die denn nicht zu den Öffnungszeiten kommen?
„Guten Tag. Mein Name ist Matthias Bencek. Ich habe einen Termin mit Dr. Groh.“
„Kommen sie doch bitte rein. Ich sage Bescheid, dass sie hier sind“, antwortete ich verdutzt.
„Meine Kollegin kommt gleich nach. Sie parkt gerade noch das Auto.“
Er ging an mir vorbei und einen Moment später hörte ich, wie sich Schritte der Eingangstür näherten und ich spähte gespannt um die Ecke. Würde die Frau auch so formell gekleidet sein wie ihr Kollege? Die Frau bog um die Ecke uns steuerte auf mich zu. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Das war doch diese Paula, die Ryan so verfolgte und der wir vor wenigen Wochen das glückliche, frisch verliebte Paar vorgespielt hatten. Ich hoffte, sie würde sich nicht mehr an mich erinnern.
„Ach, hallo Isa“, begrüßte sie mich zuckersüß.
Mist. Sie erinnerte sich scheinbar bestens an mich.
„Hallo Paula. Dein Kollege ist schon vorgegangen. Dr. Groh erwartet euch schon.“ Ich versuchte mich möglichst distanziert und professionell zu geben.
„Danke sehr.“ Sie schlüpfte aus ihrem Mantel und hielt ihn mir auffordernd hin.
„Sei doch so freundlich um kümmere dich um meinen Mantel. Aber pass darauf auf. Das ist reines Cashmere. Der würde vermutlich mehrere deiner Monatsgehälter verschlingen.“
Zerknirscht und innerlich vor Wut kochend nahm ich den Mantel entgegen. Paula war ähnlich geschäftsmäßig gekleidet wie ihr Kollege. Sie trug ein braunes Kostüm, das sie mit einer hellblauen Bluse und farblich passenden Wildlederstiefeln kombiniert hatte. Stil hatte sie, aber diese Frau war das reinste Biest. Was wollten die beiden nur von meinem Chef? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Angestrengt überlegte ich, ob mir Ryan jemals erzählt hatte, was Paula beruflich machte, aber ich konnte mich nicht daran erinnern.
„Ich habe dich und Ryan schon lange nicht mehr zusammen gesehen“, bemerkte sie spitz.
„Ryan und ich waren letzte Woche zusammen in Miami und haben seinen Vater besucht, deswegen hast du uns vielleicht nicht gesehen.“
„Ach, ich dachte schon, die große Liebe wäre
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