Bei schlechten Noten helfen gute Eltern
erlassen werden, seinem Vater folgen? Warum soll er den schwereren Weg wählen, wenn es einen viel einfacheren gibt?
Herr Clasen hat die Position seiner Frau erheblich geschwächt. Wie der zweite Polizist diejenige seines Kollegen. Das Ergebnis:
• Mario hat weniger Energie fürs Lernen und wird sich weniger engagieren.
• Das führt zu mehr Streit zwischen Frau Clasen und Mario.
• Für Frau Clasen wird es schwieriger, ihre Position gegenüber Mario zu behaupten.
Was jetzt?
Tragen Sie, jeder für sich, auf der Skala unten ein, wie wichtig es Ihnen ist, dass Ihr Kind gut lernt, in der Schule aufpasst und Hausaufgaben macht.
Wenn die Punktzahl zwischen Ihnen stark auseinanderklafft, dann überlegen Sie bitte, warum und besprechen Sie das. Sie müssen nicht hundert Prozent genau die gleiche Ansicht vertreten. Aber Sie sollten versuchen, einen Grundkonsens zu finden.
Mit einer gemeinsamen positiven Haltung zu Schule und Lernen geben Sie Ihrem Kind eine klare Orientierung.
Kapitel 4
Schüler im Stress
Die Leistungsgesellschaft hat längst auf die Schule durchgeschlagen. Und zwar massiv. Ein Drittel der Schüler, vor allem Mädchen, leidet unter Stress-Symptomen, wie Kopf- und Rückenschmerzen, Schlafproblemen und Gereiztheit. Das ergab eine Studie, die das Institut für Psychologie und das Zentrum für angewandte Gesundheitswissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg für die Deutsche Angestellten-Krankenkasse erarbeitet haben. Befragt wurden 4500 Schüler und Schülerinnen im Alter von zehn bis 21 Jahren in Thüringen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Laut Studie haben 40 Prozent mehrmals in der Woche körperliche oder psychische Beschwerden.
1 Was belastet Schüler?
Bei Mädchen steigen die Symptome von Überlastung ab 14 bis 15 Jahren an – bei Jungen hingegen gehen sie in diesem Alter langsam zurück.
Die Ursachen für Überlastung sind zahlreich, im schulischen Bereich z.B.
• eine schlechte Beziehung zum Lehrer
• den Lehrer als ungerecht und unfair erleben
• Streit und Konflikte mit Mitschülern
• schlechtes Klassenklima
• kein Interesse am Schulstoff
• Probleme mit den Hausaufgaben
• überfordert sein
• Lernschwächen wie zum Beispiel eine nicht erkannte Legasthenie
• und natürlich schlechte Noten.
Aber auch das Zuhause kann belasten, z.B.
• bei häufigem Streit mit den Eltern wegen der Schule
• wenn ein Kind spürt, dass es die hohen schulischen Leistungsanforderungen seiner Eltern nicht erfüllen kann
• bei familiären Problemen wie Trennung oder Scheidung.
Faktoren beim Kind sind z.B.
• geringe Stressresistenz, wie sie z.B. bei Kindern mit einer sehr schwierigen Kindheit auftreten kann
• schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl
• hohe Ängstlichkeit, besonders Angst vor Misserfolg oder Prüfungsangst
• niedrige Intelligenz und der damit verbundene Mehraufwand beim Lernen
• Impulsivität, Hyperaktivität und Konzentrationsprobleme, wie sie typisch für Kinder mit ADHS sind
• geringe Frustrationstoleranz
• geringe soziale Kompetenzen, weil es dadurch dem Kind schwerer fällt, Freunde zu finden und Beziehungen aufzubauen, wie beispielsweise auch zum Lehrer.
2 Höher, weiter, mehr
Das Credo der Leistungsgesellschaft bekommen heute schon die Kleinsten vermittelt, manchmal sogar eingetrichtert. Vor allem im Sport. Bereits Sechs- bis Siebenjährige werden von Talentspähern unter die Lupe genommen, um das Potential möglicher Leistungsträger so früh wie möglich zu erfassen. Mit 12 oder 13 Jahren absolvieren unsere Nachwuchssportler dann ein wöchentliches Trainingspensum von teilweise über 20 Stunden. Neben der Schule. Das mag vielen anfangs schon noch Spaß machen. Aber die Jagd nach den Hundertstel-Sekunden nimmt, je älter die Kinder werden, immer erbarmungslosere Züge an. Die Trainer verlangen nicht nur hundert Prozent Einsatz. Sondern mehr, bis über die Grenze. Das ist kein Zuckerschlecken und verlangt unnachgiebige Härte gegenüber dem eigenen Körper und den eigenen Bedürfnissen. Die ist letztlich nur mental möglich. Der vermeintliche Sieg des Kopfs über den Körper. Ein in unserer Gesellschaft besonders erstrebenswertes Ziel. Meinen wir.
Denn die Quälerei hat Folgen – nicht bei allen, aber bei immer mehr. Immer mehr Schüler verinnerlichen die Leistungsnormen und wenden sie mit unerbittlicher Härte gegen sich selbst.
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