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Bei Tag und bei Nacht

Bei Tag und bei Nacht

Titel: Bei Tag und bei Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Anstoß. Als ich Alan kennenlernte, wollte ich absolut nichts mit ihm zu tun haben …«
    »Das klingt bekannt.«
    Shelby lachte leise. »Alan war fest entschlossen, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Er war geduldig, aber …«, in Erinnerung daran musste sie lächeln, »… aber nicht zu geduldig. Und ich bin nicht halb so ungezogen wie Grant.«
    Gennie lachte, dann schlug sie ein Skizzenblatt um und fing an, Shelby zu zeichnen. »Wie hast du Alan kennengelernt?«
    »Oh, auf einer Party in Washington.«
    »Stammst du von dort?«
    »Ich lebe in Georgetown, wir beide vielmehr, und mein Laden ist auch dort.«
    Gennie warf ihr einen kurzen überraschten Blick zu, während sie Shelbys Nase mit wenigen feinen Strichen skizzierte. »Was für ein Laden?«
    »Ich bin Töpferin.«
    »Tatsächlich?« Gennie ließ den Block sinken. »Da ist eine Schale in seinem Schlafzimmer«, erinnerte sie sich, »in hellem Hennaton mit eingravierten Wiesenblumen. Ist das deine Arbeit?«
    »Ich hab sie ihm vor einigen Jahren zu Weihnachten geschenkt. Ich wusste nicht, was er damit gemacht hat.« Shelby war beides: überrascht und erfreut.
    »Sie gehört zu den wenigen Sachen, die er abstaubt.«
    »Er ist so unordentlich«, meinte Shelby liebevoll. »Willst du ihn ändern?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Das freut mich. Er darf es nicht hören, aber ich mag ihn so, wie er ist.« Sie streckte sich und stand auf. »Jetzt gehe ich und verliere ein paar Dollar an Justin. Hast du schon einmal mit ihm Karten gespielt?«
    »Ein einziges Mal«, gab Gennie lachend zu, »das hat mir gereicht.«
    »Meistens gelingt es mir, aus Daniel so viel herauszubluffen, dass es sich wieder ausgleicht.« Sie winkte und verschwand.
    Gennie betrachtete nachdenklich Shelbys Bild in ihrer Hand und sortierte die wenigen Informationen, um die sie klüger geworden war.
    »Du hast Dad mächtig auf die Schippe genommen«, sagte Caine, als er Grant in der Halle traf. »Er rief uns alle nacheinander an und erklärte, dass es den Campbell ganz fürchterlich erwischt habe und dass es die Pflicht der ganzen Familie sei, ihm zu helfen.«
    Grant nickte anerkennend. »Beim letzten Mal wollte er mich mit einer Miss Judson verkuppeln. Deshalb musste ich mich absichern.«
    »Dad glaubt fest an Heirat und Zeugung.« Caines Lächeln verblasste, als er an seine Frau dachte. »Es ist komisch, dass deine Gennie eine Cousine von Diana ist.«
    »Zufall«, meinte Grant. Er hatte Caines besorgten Ausdruck bemerkt. »Ich habe Diana heute noch nicht gesehen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Caine und zuckte die Schultern. »Wir sind nicht einer Meinung hinsichtlich eines Falles, den sie übernommen hat.« Er blickte betrübt drein. »Manchmal stört es, wenn Eheleute den gleichen Beruf haben, aber verschiedene Ansichten.«
    Grant dachte an Gennie und sich selbst. Könnten zwei Menschen gegensätzlichere Auffassungen haben über Kunst? »Das ist wohl so. Es schien mir, dass Gennie sie verlegen machte.«
    »Diana hatte eine schwere Kindheit. Darunter leidet sie noch immer. Tut mir leid.«
    »Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, und Gennie ist sehr wohl in der Lage, auf sich selbst aufzupassen.«
    Caine gab sich einen Ruck und lächelte wieder. »Ich werde mich mal nach Diana umsehen. Oben …«, er wies mit dem Kopf zur Treppe, »gewinnt Justin, wie üblich. Willst du es riskieren?«
    Diana lief ziellos durch den Garten und stand auf einmal neben Gennie. Am liebsten wäre sie umgekehrt, aber Gennie hatte sie bereits gesehen. Zögernd trat Diana näher. »Guten Morgen.«
    Gennie blieb gelassen. »Guten Morgen«, sagte sie kühl, »die Rosen sind herrlich.«
    »Ja, leider ist die Zeit bald vorbei.« Diana steckte ihre Hände tief in die Taschen ihrer grauen Hose. »Du malst das Haus?«
    »Ja.« Gennie hielt das Blatt in die Höhe. »Was meinst du dazu?«
    Diana erkannte deutlich, wie gut Gennie den Charakter des Gebäudes getroffen hatte. »Du bist sehr talentiert«, sagte sie leise. »Tante Adelaide sang dein Lob schon immer in höchsten Tönen.«
    Gennie musste lachen. »Tante Adelaide hätte keinen Rubens von einem Rembrandt unterscheiden können.« Dann biss sie sich auf die Lippen. Diana war von der Tante erzogen worden. Vielleicht hing sie an ihr. »Hast du sie kürzlich gesehen?«
    »Nein«, erwiderte Diana kurz und gab Gennie die Skizze zurück. Beiläufig schlug Gennie ein neues Blatt auf und zeichnete Diana, so wie vorher Shelby. »Du magst mich nicht.«
    »Ich kenne dich nicht«, erwiderte

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