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Bei Tag und bei Nacht

Bei Tag und bei Nacht

Titel: Bei Tag und bei Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Diana kühl.
    »Stimmt. Umso merkwürdiger finde ich dein Benehmen. Ich dachte, dass du Justin ähnlicher wärst.«
    »Wir sind so verschieden, weil sich unser Lebensstil grundlegend unterscheidet.« Diana war wütend, weil Gennies Worte sie verletzten, obwohl sie recht damit hatte. »Justin mag dich«, sagte sie und wandte sich halb zum Gehen. »Deshalb möchte ich mich entschuldigen«, fuhr sie nach einer kleinen Pause fort.
    »Nicht nötig«, meinte Gennie, die Mitleid fühlte, denn Diana hatte offensichtlich Probleme. »Warum erzählst du mir nicht einfach, warum du so unfreundlich gewesen bist?«
    »Mir liegt die Grandeau-Linie nun einmal nicht.«
    »Das scheint mir ungewöhnlich für eine Juristin. Schließlich waren wir noch Kinder bei unserem einzigen Zusammentreffen.«
    »Du passt so perfekt in diese Familie hinein«, sagte Diana, bevor sie sich ihre Worte überlegt hatte. »Tante Adelaide hat mir bestimmt ein Dutzend Mal vorgehalten, ich solle mich nach dir richten und versuchen, mich so zu benehmen, wie du dich benimmst.«
    »Adelaide ist schon immer eine törichte, eingebildete Person gewesen«, gab Gennie zurück.
    Diana starrte Gennie verblüfft an. Sie hatte es also auch gemerkt. »Du kanntest dort jeden …« Das musste sie loswerden, obwohl es ihr selbst dumm vorkam. »Und im Haar trugst du ein Band von gleicher Farbe wie dein Kleid: pfefferminzgrüner Organdy. Ich hatte bis dahin nicht einmal gewusst, was Organdy ist.«
    Gennie stand auf. Ihre Sympathie für Diana war erwacht, obwohl sie ihr noch nicht die Hand reichte. Dafür war es wohl noch zu früh. »Man hatte mir gesagt, dass du eine Komantschin bist. Während dieser ganzen dummen Party wartete ich darauf, dass du einen Kriegstanz vorführen würdest. Meine Enttäuschung war groß, als nichts dergleichen passierte.«
    Diana fühlte Tränen aufsteigen. Das geschah in letzter Zeit immer öfter, doch sie beherrschte sich und lächelte. »Schade, dass ich es nicht wusste … und nicht konnte. Tante Adelaide wäre in Ohnmacht gefallen.« Sie trat einen Schritt auf Gennie zu und streckte ihre Hand aus: »Ich freue mich, dir wiederzubegegnen … Cousine.«
    Gennie nahm ihre Hand und küsste sie auf die Wange. »Gib uns eine Chance. Vielleicht sind die Grandeaus genauso menschlich wie die MacGregors.« Sie folgte Dianas Blick, der sich verdunkelte. Caine stand am Rosenbeet. »Ich muss für meine nächste Skizze eine andere Position einnehmen«, sagte sie leichthin, hob ihre Sachen auf und wanderte davon.
    Caine hatte gewartet, bis Gennie außer Hörweite war, dann ging er zu seiner Frau. »Du bist zu früh aufgestanden, Diana. Du siehst müde aus.«
    »Mir geht es gut«, erwiderte sie ein wenig zu schnell. »Mach dir um mich keine Sorgen.« Sie wandte sich zum Gehen.
    Frustriert hielt Caine sie am Arm fest. »Verdammt, warum verschließt du dich mir?«
    »Willst du damit aufhören!«, schrie sie ihn an. »Ich weiß schon, was ich tue.«
    »Mag sein …« Caine nahm sich zusammen. »Wenn es um den Mordfall geht – du hast noch nie einen Mörder verteidigt. Jedenfalls ist die Anklage überzeugt davon, dass er einer ist«, fügte er hinzu.
    »Schade, dass du meinen Fähigkeiten als Juristin nicht traust.«
    »Wenn es nur darum ginge! Aber du kapselst dich ab, sprichst nicht mit mir, und ich möchte endlich wissen, was der Grund ist.«
    »Ich bin schwanger!«, schrie sie und presste die Hand auf den Mund, als wollte sie die Worte zurückholen.
    Caine starrte sie verblüfft an. »Schwanger?« Nach dem ersten Schock kam die überströmende Freude. »Diana!« Er wollte sie an sich ziehen, aber Diana wich zurück. Und die Freude verwandelte sich in Schmerz. Caine steckte die Hände in die Hosentaschen. »Seit wann weißt du es?«
    »Seit zwei Wochen.« Ihre Stimme zitterte.
    Caine drehte sich um und starrte auf die Rosen. »Zwei Wochen«, wiederholte er. »Und du hast es nicht für nötig gehalten, es mir zu sagen?«
    »Ich wusste doch nicht, was ich tun sollte!« Verzweiflung stand in ihren Augen. »Wir wollten doch noch nicht … ich dachte, dass es ein Versehen wäre und … und …« Sie schwieg und sah bittend auf Caines Rücken.
    »Hast du irgendwelche Pläne gemacht?«
    »Pläne?« Sie verstand seine Frage nicht. »Was meinst du? Ich kenne mich doch gar nicht mit Kindern aus, hatte kaum eine Chance, selbst ein Kind zu sein!«
    »Soll das heißen, dass du das Kind nicht willst?«
    »Wie kommst du darauf? Ist es nicht ein Teil von uns? Wie könnte ich

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