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Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Bei Tränen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Lauriel
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sich vor und schlug dabei das eine Bein über das andere, der obere Flipflop
hing lose herunter. »Und bei dem Schaaf war ich definitiv nicht in der Nähe.«
    ›Alibi‹,
kritzelte er auf den Block und setzte ein Fragezeichen dahinter. »Heißt das, beim
Sturz des Malermeisters waren Sie in der Nähe?«
    Sie ließ
den Flipflop vom Fuß gleiten und legte den Unterschenkel quer über das andere Bein,
dann begann sie geistesabwesend ihre Fußsohle zu kneten. Er konnte sich von dem
Anblick nicht losreißen. Sie hatte außergewöhnlich schöne Füße, ganz ohne Hornhaut,
leicht gebräunt, die Sohle hellrosa.
    »Er strich
ja das Haus meiner Eltern an, und ja, unmittelbar vor dem Unfall des Malermeisters
habe ich sie besucht. Aber mit ihm habe ich gar nicht gesprochen … Entschuldigen
Sie, das ist so eine Marotte, wenn ich nervös bin.« Sie setzte das Bein wieder ab
und schlüpfte in den Flipflop. Schade.
    »Wo waren
Sie, als Harko Schaaf in der verkehrsberuhigten Zone verunglückte? Vorgestern Abend
gegen 20 Uhr 30.«
    »Wo genau
war das denn?«
    »Das war
ganz in der Nähe. Warten Sie …« Er blätterte im Block zurück. Auf der Seite vor
der Befragung von Frau Schaaf hatte er die Straße notiert. Er runzelte die Stirn.
    Lucinda
schob den Kopf näher. Er sah auf. Ihre Pupillen zeigten grüne Einsprengsel im Ozeanblau.
Dann schob er den Block zu ihr hinüber. »Hier, können Sie das lesen? Ich meine,
es war die Deutsche Straße.«
    Sie betrachtete
seine Schrift. Er nahm den Hauch eines Parfums an ihr wahr. Sie trug den Duft, den
er Ellen immer hatte nahebringen wollen, den diese aber zu kapriziös gefunden hatte
– ›Coco Mademoiselle‹. An Lucy wirkte er genau richtig. Er unterstrich das Verletzlich-Feminine
an ihr ebenso wie das Unbekümmert-Burschikose. Ja, im Grunde war dieses Parfum genauso
widersprüchlich wie sie selbst. Frank schloss für eine Sekunde die Augen und konnte
nur feststellen, dass Chanel diesen Duft offensichtlich für Lucinda Schober kreiert
haben musste.
    »Ja, tatsächlich,
Deutsche Straße.« Sie keuchte.
    »Waren Sie
doch in der Nähe?«
    »Ich fürchte,
ja. Ich lief an dem Tag nach der Arbeit noch zum Kino, das sind ja nur ein paar
hundert Meter. Ich wollte einen Gutschein für einen Geburtstag kaufen.«
    »Nach der
Arbeit – also gegen …?«
    »Na, eigentlich
gegen sechs, halb sieben, aber vorher war ich rasch einkaufen. Ich suchte einen
Nagellack, der zu meinen neuen Manolos passt.« Sie errötete.
    Manolos?
Madame lebte auf großem Fuß, aber wieso trug sie dann diese alten Jeans, das verwaschene
T-Shirt und Flipflops? Oder waren das teure Markenschuhe, die nur aussahen, als
wären sie billig? Raffiniert!
    »Meinen
Sie diesen orangefarbenen Nagellack?«, fragte er. Idiot!
    »Ja, genau,
ich musste lange danach suchen. Aber dann fand ich ihn bei Klopfer, reduziert …«
Wieder errötete sie, was Frank sehr charmant fand.
    »Er ist
sehr hübsch …« Er räusperte sich. Idiot!
    Sie stellte
die Zehen hoch. »Finden Sie?«
    Er bemühte
sich um Konzentration. Irgendwie schaffte sie es, ihn abzulenken. »Ja. Und um wie
viel Uhr waren Sie dann in der Deutschen Straße?«
    »Ich glaube,
es war nach acht. Ganz genau weiß ich es nicht. Doch, ja, der Klopfer schloss schon,
ich habe als eine der letzten Kundinnen den Laden verlassen.«
    »Dann müssten
Sie Herrn und Frau Schaaf begegnet sein.«
    Sie zog
die Schultern hoch. »Das ist möglich. Ich kenne sie nicht.« Sie beugte sich wieder
ein Stück vor. »Wissen Sie, ich merke selbst, dass das alles so richtig dumm aussieht.
Aber andererseits klingt es doch völlig an den Haaren herbeigezogen. Da stirbt ein
Malermeister durch einen Unfall, ein anderer Mann wird überfahren, ein Dritter stürzt
unglücklich auf der Rolltreppe …« Sie biss sich auf die Unterlippe, ihr Blick huschte
zur Seite.
    »Ja, was
wollten Sie sagen?«
    Sie griff
mit beiden Händen nach der Kaffeetasse und drehte sie auf dem Unterteller. »Ääh,
ja, alle drei verunglückten, und zufällig war ich wohl in der Nähe. Und zufällig
haben sie alle mich schon mal beleidigt. Aber wissen Sie, wenn ich jeden Kunden,
der mich beleidigt, um die Ecke bringen würde, dann hätte ich viel zu tun.« Sie
lachte auf. »Wenn ich so etwas im ›Tatort‹ sähe, würde ich mich über das Drehbuch
aufregen.«
    Er kratzte
sich hinter dem Ohr. »Tja. Fernsehkrimis haben nicht immer viel mit der Realität
gemeinsam. Allein die Kommissare, die dort gezeichnet werden … Das regt mich
regelmäßig

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