Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)
hatte er einen Gedanken daran verschwendet, ob
Ellen und der Dieter sich in ihrer Privatsphäre gestört fühlen könnten, weil er
noch immer den Wohnungsschlüssel besaß.
Er beschloss,
ihn nicht mehr zu benutzen, und klopfte an.
»Komm doch
rein!«
Nun gut,
wenn sie darauf bestand. Doch dann sah er eine dunkle Gestalt hinter dem Glas. Der
Dieter öffnete die Tür und grinste.
»Tach! Un?«
»Un selwer?«
Der Dieter
nickte und schien auf etwas zu warten. Frank friemelte den Türschlüssel vom Bund
und hielt ihn dem Dieter hin. Dieser streckte automatisch die Hand danach aus, sah
den Schlüssel an und dann Frank. »Komm rein. Was ist mit dem Schlüssel?«
Frank folgte
ihm in das Esszimmer, wo Ellen gerade den Tisch deckte. Aus der Küche hörte er es
brutzeln.
Ellen huschte
zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
»Sieh mal,
er hat mir den Schlüssel gegeben«, sagte der Dieter.
Sie sah
Frank forschend an. »Warum das denn?«
»Na ja,
ich dachte, das gehört sich so.«
Ellen lachte
auf. »Wieso auf einmal?«
Er druckste
herum. »Hmm, bei euch ändert sich doch jetzt auch einiges …«
Wieder sah
der Dieter ihn erwartungsvoll an.
Idiot!,
schalt er sich innerlich. Er hatte noch gar nicht zu der freudigen Nachricht gratuliert.
Er strich seine Hand an den Jeans ab und streckte sie dem Dieter entgegen. Ȇbrigens
noch meinen herzlichen Glückwunsch!«
Der Dieter
ergriff sie mit feuchtwarmen Fingern und drückte sie. »Danke, Kumpel, danke! Das
bedeutet mir viel, weißt du?«
»Ääh, was?«
Dass du meine Frau geschwängert hast?, schlich es sich in seine Gedanken, doch er
wischte den Satz mit einem Schulterzucken fort. Dann entzog er seine Hand dem schwitzigen
Griff, wischte sie verstohlen wieder an der Hose ab und streckte sie Ellen entgegen,
die die Szene mit einem Grinsen beobachtete.
Der Dieter
legte seinen Arm um Ellens Schultern und beantwortete Franks Frage. »Na ja, dass
du so cool bleibst bei alledem.«
Ellen befreite
sich aus Dieters Umarmung und nahm Frank in die Arme, drückte sich an ihn. »Danke,
Frank.« Sofort löste sie sich. Es war die Umarmung einer Freundin. »Aber den Schlüssel
behältst du mal. Es ist immer besser, wenn noch jemand den Schlüssel zu einem Haus
oder einer Wohnung hat.«
»Wenn ihr
meint …« Er befestigte ihn an seinem Schlüsselbund. Ellen kreischte auf und rannte
in die Küche, aus der ein sehr intensiver Duft herüberzog. Dibbelabbes musste man
im Auge behalten, das wusste doch jedes Kind. Boah, wenn sie ihn hatte anbrennen
lassen …
»Mist!«,
schrie sie. Er folgte ihr an den Herd. Sie drehte mit dem Pfannenwender ein großes
Stück der Kartoffel-Lauch-Speck-Masse um und verfuhr mit dem Rest in der riesigen
Pfanne genauso, dann tat sie das Gleiche in der etwas kleineren Pfanne. Es roch
immer noch verdammt gut, aber ein wenig angebrannt. Frank stellte sich neben sie
und betrachtete die Masse. »Es geht noch! Man kann ihn noch essen. Ein Glück!«
Der Dieter
war im Esszimmer geblieben. Frank hörte, wie er eine Bierflasche öffnete. »Na, Gott
sei Dank. Dibbelabbes ist mein Lieblingsessen. Trinkst du auch ein Bier, Frank?«
Eine halbe
Stunde später hatten sie die Pfannen restlos leer gegessen und tranken ihr drittes
Bier. Nur Ellen hielt sich an ihrem Wasserglas fest. »Hat es euch geschmeckt?«
»Ja, Mamilein,
prima.«
Mamilein?
Frank starrte den Dieter entgeistert an.
Ellen hingegen
tätschelte dessen Wange. »Dann ist es ja gut, Papilein.«
Wo war er
da hingeraten?
Ellen warf
ihm einen prüfenden Blick zu und grinste. Als sie Anstalten machte, den Tisch abzuräumen,
stand er auf, um ihr zu helfen.
»Mamilein
und Papilein?«, fragte er, während sie die Teller unter fließendem Wasser vom gröbsten
Schmutz befreite und ihm anschließend reichte, damit er sie in die Spülmaschine
räumte.
Sie kicherte.
»Ja, wir machen uns einen Jux daraus.«
Ob das für
den Dieter tatsächlich ein Jux war? Der saß satt und zufrieden am Tisch und kippte
sein Bier. Vermutlich hielt er sich treu an die Regel, dass werdende Väter auch
schwanger gingen. Die Zeiten des durchtrainierten Bodys würden damit bald ein Ende
haben.
»Bist du
dir sicher, dass das für ihn auch ein Jux ist?«
Ellen hielt
inne und starrte eine Sekunde ins Leere. Dann zuckte sie die Schultern. »Und wenn
nicht, dann ist es auch egal …«
»Findest
du? Willst du ab jetzt seine Mami sein?«
Sie schmiss
den Schwamm in die Spüle und fuhr zu ihm herum. »Ach, was weißt du
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