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Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Bei Tränen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Lauriel
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fragt, ob es mir besser geht, ich nicke und
sehe mit Tunnelblick dem Menschen entgegen, über dessen Gegenwart ich mich gerade
jetzt am meisten freue, die ich aber auch am meisten fürchten muss.
    Frank Kraus
geht neben mir in die Hocke. »Geht es Ihnen gut?«
    Jetzt schon,
mein Geliebter, würde ich gerne hauchen, aber wie sollte ich so eine beknackte Antwort
hinterher begründen? Ich nicke und lasse mir von ihm auf die Beine helfen. Ich rieche
sein dezentes Deo und einen Rest Aftershave, darunter seinen Körpergeruch, den ich
in dieser Sekunde in sämtlichen Synapsen meines Körpers abspeichere. Sind wir kompatibel?
Meine Eierstöcke erhöhen sofort die Produktion, scheint mir. Ich schüttle verwirrt
den Kopf. Wie kann ich in dieser Lage solch abstruses Zeug denken? Bin ich eigentlich
noch ganz dicht?
    »Sind Sie
sicher?«, fragt Frank, dessen Hand noch immer auf meinem Ellbogen liegt.
    »Kommissar
Kraus«, durchbricht jemand mit einem misstönenden Organ diesen innigen Moment.
    Frank lässt
meinen Ellbogen los und dreht sich um, er wirkt ungehalten. »Ja?«
    Einer der
Weißmänner bringt ein weiteres Plastiktütchen und hebt es hoch. Darin erkenne ich
… einen Tampon, unbenutzt, das Plastik darum herum an den Kanten ein wenig angefleddert.
Ich keuche. Es ist die Marke, die ich immer benutze. Bestimmt gehört der mir; er
muss mir unbemerkt aus der Tasche gefallen sein, als ich nach dem Feuerzeug kramte.
Einer meiner Zwillinge setzt sich in mein Herz und lässt es rasen, der zweite bleibt
zum Glück im Hirn und pafft gelassen ein Tütchen. Der erste schreit: »Shit, die
haben dich!«, in mein Ohr, der zweite lässt Rauch aus den Nasenlöchern steigen und
schüttelt den Kopf. »Tampons gibt es wie Sand am Meer. Kein Beweis.«
    »Nehmt ihn
mit ins Labor«, sagt Frank, »damit wir ihn auf Fingerabdrücke untersuchen können.«
    Der erste
Zwilling gewinnt. Der zweite stimmt ein. In meinem Kopf höre ich nur noch: »Shit!
Shit! Shit! …« Wie bei Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer aus der Augsburger
Puppenkiste, kennen Sie die? Erinnern Sie sich noch an diese alte Lokomotive – ich
glaube, Emma hieß sie –, wie sie den Berg hinaufschnauft? In exakt dem gleichen
Rhythmus pafft es in meinem Kopf und Herzen: »Shit! Shit! Shit!« Bei Emma hieß es
damals: »Ich schaff es nicht – Ich schaff es nicht – Ich schaff es nicht …«
    Frank Kraus
wendet sich wieder zu mir um. Er runzelt die Stirn. Anscheinend sehe ich nicht gerade
… präsentabel aus. »Lucy, Sie wirken erschöpft.«
    »Wer ist
der Tote?«
    »Ein Bankangestellter,
Mark Friskeel.« Er fährt sich mit der Hand durch das Haar. »Kennen Sie ihn?«
    Ich bin
keine Heulsuse, wirklich nicht. Aber man muss einfach mal bedenken, was ich heute
alles durchmachen musste. Und wie sehr mir die Zigarillos von Dürri zugesetzt haben.
Und überhaupt. Meine Manolos liegen ja auch noch immer unbehandelt in meinem Auto.
Ich meine, ist es denn da ein Wunder, wenn meine Tränenkanäle sich wie Schleusen
öffnen?
    »Lucy, was
ist denn los?« Der unwiderstehliche Traummann legt einen Arm um meine Schulter.
Dass die Umstehenden inzwischen voller Interesse verfolgen, was sich hier abspielt,
registriere ich zwar, aber ich kann nicht dagegen angehen.
    »Ich …«,
schluchze ich, »er … wir …« Mein Gestammel geht in einem Heulkrampf unter.
    Er führt
mich von der Menge der Gaffer weg zum Eingang des Gebäudes. Sein Arm ruht warm auf
meinen Schultern und fühlt sich an, als gehöre er dorthin. In meinem Kopf, meinem
Herzen und meinem ganzen Körper herrscht ein heilloses Durcheinander. Wir gehen
durch die Tür und ziehen uns in eine ruhige Ecke zurück.
    »Lucy.«
Ich könnte meinen Namen aus seinem Mund immer und immer wieder hören. »Sie kennen
Mark Friskeel also.«
    »Nein. Doch.
Nur telefonisch.«
    Er zischt.
Dann zieht er seinen kleinen Notizblock hervor. »Haben Sie mit ihm telefoniert?«
    Ich nicke
und ziehe die Nase hoch. »Das ist es ja.«
    »Wann war
das?«
    »Heute Nachmittag.
Es ist vielleicht zwei, drei Stunden her.«
    Er kritzelt
etwas auf den Block. Sein Blick wird streng, als er mich wieder anschaut. Oder bilde
ich mir das nur ein? »Sieht scheiße aus, oder?«
    Er kratzt
sich mit dem Stift an der Schläfe. »Tja. Irgendwie schon.« Dann schüttelt er den
Kopf. »Bisher haben wir keinen Hinweis auf einen Mord. Alles deutet auf Selbstmord
hin. Aber dazu werde ich erst einmal seine Kollegen befragen.«
    Er steckt
Stift und Block zurück in die Gesäßtasche

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