Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)
seiner Jeans. »Lucy, ich muss Sie bitten,
heute Abend zu Hause zu bleiben. Ich komme später zu Ihnen. Allerdings weiß ich
noch nicht, wann das sein wird.«
Er legt
die Hand auf meinen Arm. »Können Sie zu Ihrem Auto gehen? Sind Sie in der Lage,
zu fahren?«
»Ja, das
wird schon gehen.« Wie in Trance folge ich ihm nach draußen und stoße dort beinahe
mit Kat zusammen. Sie wirkt nervös.
»Lu! Was
ist hier los?«
Ich schaue
zur Seite. Die Leute haben sich offenbar verlaufen, anscheinend gibt es nichts mehr
zu gaffen.
»Ich muss
jetzt weitermachen«, sagt Frank.
»Ist denn
schon jemand zu seiner Familie gefahren?«, frage ich. Ich stelle mir vor, wie das
ist, wenn man die Nachricht bekommt, dass der eigene Mann plötzlich tot ist. Grauenhaft.
»Er hat
keine Familie, nur eine Verlobte. Jemand wird sie benachrichtigen, vielleicht ich
selbst, sobald ich hier wegkomme.«
Ich schlage
mir die Hand vor den Mund. Schon wieder rebelliert mein Magen.
Kat greift
nach meinem Arm. »Lu, was ist los mit dir?«
»Kannst
du mich vielleicht nach Hause bringen? Ich glaube, ich habe etwas Falsches gegessen.«
»Frau Schober
…« Warum spricht Frank mich denn jetzt wieder mit meinem Nachnamen an und in diesem
eher … feindseligen Ton? Doch er sieht unverwandt Kat an. »Ich würde Sie später
gerne befragen. Bitte halten Sie sich zu meiner Verfügung.«
Während
ich bei Kat untergehakt zum Parkplatz wanke und dann das übliche Knöllchen auf den
Rücksitz schmeiße, ruft sie Susa an, um ihr zu sagen, dass sie aufgehalten wurde.
Dann fährt sie mich in meinem Auto nach Hause.
Ich erzähle
meiner liebsten Schwester alles, was heute passiert ist, und sie fiebert und leidet
mit mir.
»Ich fasse
es nicht, dass du jetzt schon wieder mit einem Todesfall in Verbindung gebracht
werden könntest, Kleines.«
Dann kräuselt
sie die Nase. »Puh, wenn ich das richtig sehe, zieht dein Kommissar mich allerdings
auch in Betracht. Oder wieso sollte er mich verhören wollen?«
»Ach nein!«,
wiegle ich ab.
»Tja, Süße,
er wird mich sicher fragen, wieso ich da aufgekreuzt bin.«
Ich schüttle
den Kopf, dann blitzt die Erinnerung an Kat vor dem Klopfer wieder auf, als ich
mit Frank Kraus über den Unfallverlauf von Rupert Kunze sprach. Meine Bewegung verlangsamt
sich, und ohne dass ich es will, frage ich mich, ob das alles eigentlich reiner
Zufall ist.
Sie zeigt
auf mich. »Aah, jetzt denkst du selbst darüber nach!« Dann lässt sie sich auf dem
Zweisitzer nach hinten fallen und lacht sich scheckig.
Zögerlich
stimme ich in ihr Lachen ein. »Du hast ja von Mark Friskeel nichts wissen können.«
Sie hält
inne. »Genau! Es ist tatsächlich reiner Zufall. Wir wohnen in Saarlouis, da kommt
es einfach des Öfteren mal vor, dass man sich in der City über den Weg läuft.«
Wir machen
uns ein Abendessen aus den Zutaten, die Kat eingekauft hat, und endlich geht es
mir wieder besser. Gegen acht bringe ich sie in die Stadt zu ihrem Transporter.
Hinter dem Scheibenwischer findet sie ebenfalls ein Parkknöllchen.
Ich fahre
nach Hause und warte auf den Anruf von Frank Kraus.
6
Überstunden
»Friskeels Verlobte weiß also Bescheid?«
Frank hielt das Handy ein Stück von seinem Ohr weg, um einem der Weißmänner zuzunicken,
die die Unfallstelle freigaben und mit ihren Fundstücken zum Labor aufbrachen.
Tina antwortete:
»Ja, ich habe Kommissarin Schlick zu ihr geschickt. Ich denke, das ist für dich
in Ordnung, oder? Seine Verlobte war zu Hause und ahnte nichts. Sie ist jetzt bei
ihren Eltern. Willst du sie selbst befragen?«
»Nein, vielleicht
kann das auch die Schlick machen?«
»Ja, sie
hat ihre Bereitschaft schon signalisiert. Dann gebe ich ihr Bescheid.«
»Danke.
Die Spusi bringt jetzt alles ins Labor. Melde dich bitte, sobald es Ergebnisse gibt,
ja?«
Frank hastete
in das Bürogebäude. Es war schon weit nach 17 Uhr, und er wusste nicht, wie ernst
die Bankangestellten seine Anweisung nahmen, auf ihn zu warten. Einige hatten sich
sofort beschwert, dass sie nach Hause zu ihren Familien müssten; die hatte er für
morgen Vormittag auf die Wache in der Alte-Brauerei-Straße bestellt.
Die Befragung
der beiden Jungs, die Zeugen des Sturzes von Mark Friskeel geworden waren, beschäftigte
ihn noch. Der Anblick und das Geräusch eines auf dem Boden aufprallenden Menschen
war nichts, was zwei Zwölfjährige live erleben sollten. Sie hatten eindeutig unter
Schock gestanden. Zum Glück waren ihre Mütter schnell an Ort und Stelle
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