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Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Bei Tränen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Lauriel
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Erinnerung an Rupert Kunze
auf, der mich genau danach am Telefon fragte. Dann sehe ich ihn auf der Rolltreppe
liegend, mit hervorgetretenen Augäpfeln und einer blassrosa Färbung der faltigen
Halspartie. Ich schüttle den Kopf, um das Bild zu vertreiben. Immerhin: Es bewirkt,
dass ich wieder klar denke. Ist ja peinlich, wenn die Hormone so durchdrehen!
    »Also, ich
meine, ich wechsle rasch meine Kleidung, hatte schon den Pyjama an.«
    »Mich stört
es nicht, wenn du …«, sagt Frank, dann bricht er so abrupt ab, als beiße er sich
auf die Zunge. Sofort wirbelt in meinem Blutkreislauf alles durcheinander. Ich trage
meinen kleinen Sommerschlafanzug, der nicht gerade viel Haut bedeckt. Zwar fühle
ich mich nicht wie eine Schönheit, aber meinen Körper mag ich im Grunde. Und er
mag mich auch, sonst hätte ich sicherlich mehr mit Cellulite und Co. zu kämpfen.
Aber davon bin ich im Gegensatz zu meiner Juristenschwester verschont geblieben,
genau wie Kat und meine Mom. Na ja, so hat es doch auch etwas Gutes, Tochter der
Apothekerin zu sein.
    Ein verlegenes
Schweigen hat sich breitgemacht. Ich lache es weg. »Komm einfach, ich freue mich.«
     
    Nachdem ich aufgelegt habe, renne
ich ins Bad und putze schnell meine Zähne, wasche mir das Gesicht und die Achseln,
sprühe ein wenig Deo auf. Dann laufe ich nach oben, um mir etwas anderes anzuziehen,
aber da klingelt es auch schon. Er muss bereits in der Nähe gewesen sein. Ich schaue
an mir hinab. Traue ich mich, ihm so die Tür zu öffnen?
    ›Klar traust
du dich!‹
    ›Nein, zieh
dir was drüber, das ist unangemessen.‹
    Heulsuse
gewinnt. Ich greife nach meiner rosa Baumwollweste, die ich manchmal abends trage,
wenn es kühl wird. Sie ist super bequem und geht bis knapp zum Knie. Es klingelt
schon wieder. Ich laufe hinunter und öffne.
    Da steht
er: groß, dunkel, mit einem Schatten dort, wo er sich rasieren müsste, und Augen,
die vor Müdigkeit schwarz zu sein scheinen. › Whatta man, whatta man, whatta man, whatta mighty good man.‹
    Sein Blick
gleitet nach unten zu meinen Füßen, die in warmen Wollsocken stecken. Wie konnte
ich das nur vergessen? Und überhaupt: Shorty-Pyjama, aber dazu Wollsocken. So was
von typisch!
    Er sieht
wieder hoch und grinst. Lady Tough fängt in meinem Kopf an zu schnurren wie eine
Katze. Ich beschließe, dass dieser Abend nur mir gehören soll und schicke meine
inneren Zwillinge gegen deren lautstark geäußerten Protest ins Exil. Noch bin ich
die Herrin. Also schnurre ich selbst, aber nur ganz kurz und ganz leise. Dann erwidere
ich sein Lächeln und lasse ihn herein. Er trägt schlichte Jeans und ein T-Shirt,
seine nackten Füße stecken in Canvas-Slippern. Mehr braucht so ein Mann auch nicht.
    Ganz selbstverständlich
setzt er sich auf den Zweisitzer und sieht so aus, als gehöre er genau hierhin.
    »Heute nichts
dabei, um mich zu überprüfen?« Ich bleibe stehen, weil ich ihn noch nach seinem
Getränkewunsch fragen will.
    »Bitte?«
Er sieht mich von unten herauf an, ich erkenne jetzt genau das dunkle Braun seiner
Augen.
    »Na, letztes
Mal hast du mir doch die Fingerabdrücke abgenommen.«
    »Ach so.
Nein, ich bin ganz privat hier.«
    Mein Herz
macht einen kleinen Hüpfer. »Wirklich?«
    »Ja.« Mehr
nicht.
    »Möchtest
du etwas trinken?«
    »Was hast
du denn da?«
    »Eine halbe
Flasche Prosecco, Wasser, Tee. Oder Kaffee.«
    »Wasser
klingt prima. Vielleicht hinterher ein Glas Prosecco.«
    Ich stelle
alles auf den Couchtisch, schenke uns Wasser ein und setze mich auf den Sessel ihm
gegenüber. Unwillkürlich schlage ich die Beine übereinander. Sein Blick wandert
zu meinen Oberschenkeln. Natürlich. Ich streiche wie zufällig mit der Hand über
die Haut. Er folgt der Bewegung wie gebannt. Ob ich jetzt einfach die Socken ausziehen
kann oder wäre das zu auffällig?
    »Wie fühlst
du dich?«, fragt er.
    »Gut.« Erst
eine Sekunde später wird mir klar, dass er sich auf unser Gespräch von heute Morgen
bezieht, auf die Unfälle und meine Verwicklung darin. »Bis auf die Tatsache, dass
ich im Moment überfordert bin und ein bisschen am Rad drehe. Und dann auch noch
meine Familie …« Ich ziehe die Schultern hoch.
    »Was ist
mit deiner Familie?«
    »Meine Eltern
und zwei meiner Geschwister nerven. Rouwen und Anna-Maria haben sich über dich informiert,
kannst du dir das vorstellen? Sie haben mir aufs Brot geschmiert, dass du verheiratet
bist und deine Frau schwanger ist.«
    Er zieht
die Augenbrauen hoch. »Sieh mal an! Woher wissen die

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