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Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Bei Tränen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Lauriel
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nickt.
»Das war also der Fall Kunze. Danach kam Mark Friskeel. Bei ihm fiel die Entscheidung
schneller. Maurice wusste, dass Friskeel in der Bank arbeitete. Außerdem machte
er sich Sorgen um dich und folgte dir unauffällig. Als Friskeel auf die Dachterrasse
ging, war Maurice bereits oben. Er hatte dich beobachtet und sich versteckt. Er
erkannte Friskeel. Es war ein Leichtes, ihn vom Dach zu stoßen.«
    »Und dann
die Schnatterbeck in Riegelsberg. Ich habe Maurice selbst mit dorthin genommen.«
    »Auch hier
ein scheinbarer Zufall, doch er ergriff die Gelegenheit beim Schopf. Maurice sprang
ihr in den Weg, sie geriet auf die Gleise, den Rest kennst du.«
    Ich kann
nicht anders, ein irres Lachen steigt aus meiner Kehle hoch. Wie eine Marionette
schüttle ich den Kopf. Hin und her und hin und her. »Diese Geschichte ist so unglaubwürdig,
dass kein Mensch sie dir abkaufen wird.«
    »Doch, Lucy,
Maurice hat alles erklären können. Familie Schnatterbeck kannte er seit seiner Kindheit.
Er wusste auch, dass die jüngere Frau Schnatterbeck jeden Freitag am Stand ein Grillhähnchen
kauft, seit Jahr und Tag. Sie zu bestrafen, hatte er vorher schon beschlossen. So
fügte sich eines ins andere.«
    Ich erinnere
mich, wie Maurice plötzlich neben mir auftauchte und fragte, ob sie tot sei. Und
an seinen eigenartigen Gesichtsausdruck dabei erinnere ich mich auch. »Aber Gerlinde
Grätz …?«
    Frank schüttelt
den Kopf. »Nein, sie geht nicht auf sein Konto. Dass sie nach Altforweiler kommen
würde, konnte keiner ahnen. Dass ihr beide zur selben Zeit in derselben Straße sein
würdet, wusste niemand. Das war ein Unfall.«
    Ich wische
mit der Hand über meine Augen. Das kann doch alles gar nicht wahr sein.
    Frank räuspert
sich. »Zurück zum letzten Fall. Eigentlich wollte er Ilse Crumpf-Saitenstecher nur
einen Denkzettel verpassen. Er wusste, dass sie sonntags immer das Hochamt in der
Ludwigskirche am Großen Markt besucht und wartete dort auf sie. Als sie an ihm vorbeifuhr,
schlug er mit der flachen Hand auf ihr Autodach. Sie muss so heftig erschrocken
sein, dass sie mit dem Lippenstift, mit dem sie gerade ihre Lippen nachzog, abrutschte
und ihn einatmete. Sie war vermutlich schon halb erstickt, als sie dir reingefahren
ist. Den Rest kennst du.«
    Ich schweige
betreten. Ich fasse es einfach nicht.
    »Aber warum«,
stammle ich schließlich, »warum denn bloß?«
    »Er sagte,
immer wenn du weinen musstest, fühlte er eine unbändige Wut auf diese bösen Menschen.
Und irgendwann beschloss er, sie zu bestrafen.«
     
    Sagte ich es nicht schon zu Anfang?
Immer wenn ich weinen muss, passiert eine Katastrophe.
    Aber ich
dachte niemals, dass die Katastrophe solche Ausmaße annehmen würde.

Epilog
     
    Die Manolos
     
    Langsam sickert die Erkenntnis in
meinen Kopf und mit ihr die Gewissheit, dass die unmöglichen Unfälle jetzt ein Ende
haben.
    Maurice
hat hinter allem gesteckt. Wenn ich an den zarten, liebenswerten Mann denke, der
eigentlich noch ein Junge ist, trotz seiner 23 Jahre, befällt mich Wehmut. Er kann
nichts dafür. Ihm ist nicht bewusst, wie schwer wiegt, was er getan hat. Wahrscheinlich
wird er nicht in ein Gefängnis, sondern in eine geschlossene Anstalt eingewiesen.
Er ist nicht ganz zurechnungsfähig, der Arme!
    Mich beschäftigt
permanent die Frage, ob ich das alles hätte verhindern können. Hätte ich nicht erkennen
müssen, wie es um ihn stand? Ich ahnte in meiner Ignoranz nicht, dass er mich auf
seine ureigene, unschuldige Art liebt. Mir war nicht im Mindesten bewusst, dass
er litt, wenn ich litt. Dass er so sehr mitlitt, bis er glaubte, mich – meine Tränen
– rächen zu müssen. Seit Frank mir Maurice’ Geschichte offenbart hat, spukt mir
der Titel eines alten Hitchcock-Films im Kopf herum, und in Anlehnung daran sagen
die Zwillinge in mir in schöner Regelmäßigkeit die drei Worte: ›Bei Tränen Mord‹.
Gelingt es mir endlich, einen anderen Gedanken zu fassen, meldet sich mit Sicherheit
entweder Heulsuse oder Lady Tough und flüstert in mein Ohr: ›Bei Tränen Mord‹.
    Frank fuhr
zurück zur Dienststelle, um die Fälle abzuschließen, nachdem er mir alles erzählt
hatte. Er muss zahlreiche Berichte schreiben, sagte er. Falls er gar nicht lesen
kann, was er sich notiert hat, meldet er sich, damit ich ihm helfe, seine Klaue
zu entziffern. Ich habe Kat angerufen und sie gebeten, zu mir zu kommen, aber sie
konnte nicht. Sie und Susa haben über 30 Legehennen gekauft und sind offenbar ziemlich
beschäftigt

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