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Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hart Megan
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drei Tagen rief Adam mich zweimal täglich an. Wir verabredeten, dass er mich bei meinen Eltern besuchte. Ich fragte ihn nie, was er Rachael erzählte. Es war mir im Grunde auch egal.
    Danach waren wir unzertrennlich. Wir heirateten, kurz nachdem ich meinen Master in Psychologie gemacht hatte, an einem wunderschönen Junitag. Ein Jahr später, während ich auf meine Zulassung als Psychologin wartete und in einer Klinik erste Erfahrungen nach meiner Promotion sammelte, passierte es.
    Die linke Bindung von Adams Ski brach aufgrund eines Herstellerfehlers. Er raste kopfüber in einen Baum und erlitt eine Rückenmarksverletzung am fünften Halswirbel. Er lag drei Wochen im Koma, und als er wieder aufwachte, hatte er kein Gefühl mehr unterhalb der Schultern und konnte sich nicht mehr bewegen. Er war erst 36 Jahre alt.
    Es hatte mich nicht zur Frau gemacht, dass ich meine Jungfräulichkeit verlor. Aber als ich beinahe meinen Mann verlor, daran war ich gewachsen. Er hätte sterben können. Es gibt Tage, an denen ich vor Dankbarkeit weine, dass er noch lebt.
    Und dann gibt es Tage, an denen ich mir wünsche, er wäre gestorben.
    Als ich an diesem Abend heimkam, hielt ich an der Eingangstür inne, den Schlüssel in der Hand. Es roch köstlich nach Bohnenkraut. Vielleicht hatte Mrs. Lapp wieder eine ihrer unwiderstehlichen Suppen zubereitet, die sie im Winter so gerne kochte.
    „Mrs. Danning?“
    Sie fragte immer, obwohl außer mir niemand um diese Zeit hätte kommen können.
    „Ja, ich bin’s.“
    Sie eilte aus der Küche und wischte sich die feuchten Hände an der Schürze ab. Ein paar Strähnen ihres grauen Haars hatten sich aus dem festen Knoten an ihrem Hinterkopf gelöst und ringelten sich um ihr erhitztes Gesicht. Dolly Lapp konnte himmlisch kochen und kümmerte sich aufopferungsvoll um unseren Haushalt. Aber sie war mehr als nur eine Haushälterin. Sie war Mutter, Krankenschwester und Freundin. Unser Leben wäre ohne sie schlicht unmöglich.
    Ich hängte meinen Mantel auf und stellte die Aktentasche in die Nische neben der Haustür. Alles hatte in unserem Haus seinen Platz. Es war kein Platz für Unordnung, nichts durfte im Weg stehen oder die Räder eines Rollstuhls blockieren.
    „Ich habe Suppe gekocht. Kommen Sie, ich habe mir ja schon fast Sorgen gemacht. Sie sind spät heute.“
    „Ich hab im Stau gestanden.“ Ich log, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich hatte nicht im Stau gestanden. Der Streit mit Joe hatte mich so aus dem Konzept gebracht, dass ich auf dem Weg nach Hause einen Umweg fuhr. Ich konnte in diesem Zustand nicht heimfahren. Ich wollte mich erst wieder beruhigen. „Aber Sie haben recht, es ist wirklich schon spät. Ich werde nach Adam schauen.“
    Mrs. Lapp nickte. „Ich habe ihm vor einer Stunde ins Bett geholfen. Die Suppe ist in dem Topf auf dem Herd. Ich werde jetzt gehen … Samuel wartet seit halb sechs auf mich. Ich hab ihn mit einem Becher Kaffee in die Küche gesetzt, aber Sie wissen ja, wie ungeduldig er wird, wenn er zu lange herumsitzen muss.“
    Ich fühlte mich schuldig, weil ich nicht eher heimgekommen war. „Gehen Sie ruhig schon. Tut mir leid, dass Sie warten mussten.“
    Sie winkte ab. „Ach, das macht doch nichts. Denken Sie nur daran, den Herd auszuschalten, wenn Sie fertig sind, sonst brennt die Suppe an. Wäre schade, wenn ich sie morgen wegschütten müsste. Und Ihre Schwester hat angerufen. Ich habe ihre Nachricht aufgeschrieben, der Zettel liegt neben dem Telefon.“
    Die gute Seele kümmerte sich wirklich rührend um uns. Ich lächelte. „Danke, Mrs. Lapp. Für alles.“
    Sie nickte und eilte durch den Flur zurück zur Küche und zu ihrem ungeduldigen Ehemann. Obwohl mein Magen hungrig knurrte, schob ich mein Abendessen noch ein paar Minuten hinaus. Ich stieg die schmale Treppe hinauf, eine Hand auf dem geschwungenen Geländer, das Mrs. Lapp so gewissenhaft poliert hatte.
    Auf dem Treppenabsatz hielt ich inne und lauschte. Zu meiner Rechten erstreckte sich der kürzere Teil des Flurs, von dem die Türen zum Badezimmer und zum Gästezimmer abgingen. Außerdem führte eine weitere Treppe in den zweiten Stock, hier war auch der Fahrstuhl eingebaut. Zu meiner Linken gab es einen langen, dunklen Flur, von dem zusätzlich zum großen Schlafzimmer mit dem eigenen Badezimmer noch zwei Räume abgingen. Aus dem oberen Stockwerk hörte ich das leise Geräusch eines laufenden Fernsehers. Plötzlich polterten Schritte auf der Treppe: Dennis schaute über das

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