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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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wir jetzt dieses verdammte Handy, wie immer sein Beweiswert ist. Was ist mit dem Schmuck?«
    »Der Pudelmann behauptet, er habe keinen gesehen. Und wenn einer da gewesen wäre, hätte er ihn nicht angerührt. Keiner aus der Szene hätte das getan. Das sei viel zu gefährlich.«
    »Unsinn«, sagte Steinbronner und sah seine Notizen durch. »Einen Hehler, der keine Fragen stellt, findet man überall.« Er blickte auf. »Dorpat sagte mir, dass Sie noch weitere Ermittlungen auf eigene Faust geführt haben. Warum?«
    »Nach dem Tod des Anwalts Eisholm habe ich die Ermittlungen angestellt, die mir notwendig erschienen sind«, widersprach Kuttler. »Nichts davon geschah auf eigene Faust.«
    »Sie haben zum Beispiel das Alibi dieses Richters Veesendonk überprüft. Warum?«
    »Er war einer der Letzten, die mit Eisholm...«
    »Unsinn«, unterbrach ihn Steinbronner. »Dann hätten Sie genauso gut die Alibis aller Zuhörer überprüfen können, die im Gerichtssaal gesessen haben.« Er beugte sich noch weiter vor.
    Wie eine hässliche Bulldogge schiebt er sich über den Tisch, dachte Kuttler. »Warum kooperieren Sie nicht?«
    Den Vorwurf verstehe er nicht, erklärte Kuttler.
    »Es ist mit Händen zu greifen«, sagte Steinbronner, »dass Sie
weder im Fall Morny noch im Fall Eisholm mit den bisherigen Ermittlungen einverstanden sind. Müssen Sie ja nicht. Es ist in Ordnung, wenn Sie Ihrer Überzeugung folgen. Aber erklären Sie mir jetzt bitte, wie Sie die beiden Fälle sehen oder ob es in Ihren Augen womöglich nur ein einzelner ist.« Er lehnte sich zurück. »Ich warte.«
     
     
     
    Vren hatte ihn in eine Weinstube geführt, in der sie Stammgast war; eine Tischrunde hatte erwartungsvoll aufgesehen, als sie hereinkam. Aber sie hatte nur kurz gegrüßt und Berndorf an der Runde vorbei an einen kleinen Ecktisch bugsiert. Inzwischen hatten sie bestellt, und Berndorf fuhr fort, Vrens Fragen zu beantworten. Gewiss, Veesendonk sei verheiratet und habe einen Sohn. Ja doch, seine Karriere als Richter sei respektabel, aber nicht brillant. Ein strenger Richter? Gelegentlich. Habe er sich von Eisholm vorführen lassen? Nein, soviel er wisse …
    »Ein junger Polizist hat mir erzählt, Eisholm habe in der Verhandlung mit ihm Jojo spielen wollen. Aber Veesendonk habe die Schnur durchgeschnitten.«
    »Ach«, sagte Vren, »das hat er also inzwischen gelernt!«
    Berndorf blickte fragend.
    »Bei mir hat er es nämlich nicht getan«, erklärte sie. »Wobei Sie mich bitte nicht falsch verstehen wollen - ich komme ziemlich gut zurecht, und das war auch schon damals so.«
    Die Bedienung kam und brachte die Getränke, einen gespritzten Roten für Vren, Mineralwasser für Berndorf. Sie nahm ihr Glas, mit scheinbar gelangweilter Miene, und trank einen Schluck. »Was glaubt Michael denn, warum ich damals gegangen bin?«, sagte sie, als sie das Glas wieder absetzte.
    »Wenn ich ihn richtig verstanden habe, glaubt er, »dass Sie diese Pyrenäentour gewissermaßen als Testlauf genommen haben, ob Sie ihn und sein gesellschaftliches Umfeld überhaupt auf Dauer würden ertragen können. Und diesen Test habe er nicht bestanden.«
    »Testlauf!«, sagte Vren. Er blickte auf, ihre Augen schimmerten
grün. »Und solches Zeug erzählen sich ernsthafte Männer am Schachbrett!«, sagte sie verächtlich. »Aber war das alles, was er Ihnen dazu gesagt hat?«
    »Er kam mir dabei sehr aufrichtig vor«, wandte Berndorf ein.
    »Wollen Sie wissen, wie es wirklich war?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort. »Wir hatten vor, im Herbst zu heiraten, Michael und ich. Das heißt, für ihn stand das fest, er hatte das zweite Staatsexamen abgelegt, auch noch mit einer ziemlich guten Note, er würde also in den Staatsdienst übernommen werden, die Zukunft war gesichert. Damit war alles gesagt, und ich - ich hab gedacht, das kommt jetzt so und soll dann auch so sein. Und den Sommer wollten wir in Südfrankreich verbringen, eine vorgezogene Hochzeitsreise, irgendetwas in der Art. Nur kam dann plötzlich der Vorschlag, gemeinsam mit Michaels Studienfreund Eisholm und dessen Frau Gabriele zu fahren, Eisholm hatte einen Campingbus aufgetan … Ich war nicht besonders begeistert, mir wäre es lieber gewesen, wir wären mit dem Zug bis Avignon gefahren und hätten unsere Fahrräder mitgenommen, aber Michael war der Ansicht, wir dürften Eisholms Einladung nicht ausschlagen, die Kontakte und Beziehungen, die man eingegangen sei, die müsse man auch pflegen, und Gabriele tue der

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