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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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gesagt, und Eisholm wird geantwortet haben, dass hier nur wieder die typischen Ressentiments einer halbgebildeten Hilfskraft sich Luft verschafft hätten.«
    »Und Sie sind sicher, dass er in Wirklichkeit nicht doch mit Ihnen schlafen wollte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Seinen Lustgewinn hat er sich auf andere Weise verschafft. Und zwar hat er nicht nur versucht, mit mir Jojo zu spielen, wie Ihr Polizistenfreund das genannt hat, sondern gleichzeitig hat er zu den beiden anderen geschielt:
Seht ihr, was wir da miteinander treiben? Aber vielleicht machen wir das nur, um euch Dummköpfe hereinzulegen, und in Wirklichkeit, wenn ihr nicht zuschaut, treiben wir noch ganz andere Dinge miteinander … Auf diese Weise hat er gleichzeitig mich vorführen können, seinen angeblichen Studienfreund Michael und auch noch die eigene Frau, die leider zu nichts anderem zu gebrauchen war, als sie stumm und leidend danebensitzen zu lassen. Und ich, die ich mir eingebildet habe, dass ich ihm nichts schuldig bleibe - ich bin genau auf eben das Spielchen eingegangen, das er mit mir treiben wollte.«
    »Wann haben Sie das begriffen?«
    »Irgendwann«, kam die Antwort. »Vermutlich ziemlich spät.«
    »Auf dieser Fahrt, als Sie die Medikamente für Gabriele holen wollten?«
    »Vorher.« Sie schob den halbleeren Teller zur Seite. »Auf der Fahrt nach Nimes hatte ich andere Sorgen, dieser Campingbus lief nicht mehr richtig, irgendetwas an der Zündung war nicht in Ordnung, und neben mir saß dieser Schwätzer, der im Ernstfall kein Rad hätte wechseln können, und beklagte sich, dass ich so muffig sei … einmal hat er mir dann doch die Hand aufs Knie gelegt, eine unangenehme schweißige Hand, und ich hab ausgeholt und ihm mit der rechten Hand ins Gesicht geschlagen … So!« Mit einer ausladenden Armbewegung schleuderte sie ihre rechte Hand nach hinten, dass die gerade vorbeikommende Bedienung mit einem leisen Aufschrei auswich.
     
     
     
    Kuttler schwieg. Er hatte von Fionas Blick in den Spiegel berichtet, von der Gästeliste des Silvesterballs, von dem Rahmenprogramm für den von Veesendonk organisierten Richtertag, als Fiona Morny durch die Sammlungen religiöser Kunst im Ulmer Museum führte. Er hatte berichtet, dass Veesendonks Wagen erst am Nachmittag jenes Tages aus der Werkstatt geholt worden war, als Eisholm vor den Zug gestoßen wurde. Und er hatte - wenn auch etwas verlegen - von seinen Versuchen erzählt, den Elstern nachzuspüren oder etwas über Leute herauszufinden,
die sich einen Handkantenschlag hatten beibringen lassen.
    Steinbronner hatte zugehört, die Hände vor dem Bauch gefaltet. Ohne aufzublicken sagte er: »Wenn ich Sie jetzt frage, ob Sie sich die Adressenliste dieses Mobiltelefons angesehen haben, dann werden Sie mir vorlügen, dass Sie das nicht getan haben, nicht wahr?«
    »Die Frage verstehe ich nicht.«
    »Schon gut.« Diesmal sah Steinbronner ihn an. »Natürlich wissen Sie, dass auf dieser Liste - dieser offenkundig ganz privaten Liste - auch Veesendonks Nummer verzeichnet ist. Allmählich wird mir klar, wen Sie da ins Visier genommen haben.«
    Ist das so?, fragte sich Kuttler, aber bevor er einen Einwand formulieren konnte, kam die nächste Frage.
    »Haben Sie mit Berndorf Kontakt? Wissen Sie, woran er arbeitet?«
    »Nein«, sagte Kuttler zögernd. Auf Dauer würde sich Berndorfs Teil der Geschichte allerdings vor Steinbronner nicht verheimlichen lassen. Wozu auch? »Ich denke, ihn interessiert vor allem dieser verschwundene Schmuck... Er glaubt herausgefunden zu haben, dass es sich bei diesem Ring, den die Morny an einer Kette trug, um einen sogenannten jüdischen Hochzeitsring handelt, eine Antiquität, und dass dieser Ring früher im Besitz einer gewissen Marianne Gaspard war. Dieser Frau Gaspard hat das Haus gehört, das später von ihrem Sohn an das Ehepaar Morny vermietet worden ist.«
    Steinbronner hatte die Augenbrauen zusammengezogen. »Und Berndorf fährt jetzt auf diesen jüdischen Ring ab, das passt zu ihm.« Er stützte die Ellbogen auf und legte die Hände an den Fingerspitzen zusammen, das sah merkwürdig aus, denn er hatte dicke kurze Finger. »Aber warum auch nicht?«
    Für Kuttler klang es wie ein Selbstgespräch.
    »Ja, warum eigentlich nicht?«, fuhr Steinbronner fort und griff zum Telefonhörer und bat die Zentrale, ihn zuerst mit Richter Veesendonk und dann mit Staatsanwalt Desarts zu verbinden.
»Wir werden jetzt Nägel mit Köpfen machen«, erklärte er Kuttler, während er auf

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