Beifang
aufgetaucht ist?«
»Ja, aber von selber ist er nicht aufgetaucht.«
»Waren Sie das, der ihn gefunden hat? In unserer Zeitung stand, es sei ein Landrat, hier aus Baden.«
Berndorf murmelte Zustimmung.
Wieder sah Vren ihn an. »Wissen Sie was? Lassen Sie uns zusammen essen gehen …«
Der Daimler war schräg zwischen dem Brunnen im Innenhof des Neuen Baus und dem Eingang zur Polizeidirektion abgestellt, so dass Kuttler gar nicht erst nach dem Nummernschild zu sehen brauchte. Wer so parkte, war sehr wichtig und hatte es sehr eilig und kam aus Stuttgart.
Er zuckte die Achseln und ging an der Wache vorbei nach oben, Wilma Rohm kam ihm entgegen, nein: sie kam nicht, sie huschte ihm entgegen … »Gut, dass du kommst, Steinbronner ist da und hat schon nach dir gefragt.«
Sein Büro hatte Kriminaldirektor Steinbronner vorübergehend im Konferenzzimmer aufgeschlagen, Kuttler klopfte und öffnete dann vorsichtig die Tür. Irgendwer hatte ihm erzählt, es gehöre zu Steinbronners Führungsprinzipien, grundsätzlich nicht »Herein!« zu sagen - damit nur der sich zu ihm wage, der absolut keine andere Möglichkeit mehr sehe.
Steinbronner saß am Konferenztisch und telefonierte, sah dann aber kurz auf und wies auf den Platz ihm gegenüber. Kuttler kam heran, Steinbronner telefonierte noch immer, winkte ihn aber nicht hinaus.
»Die Königin von Spanien hat keine Beine«, sagte er, »und die Huren der Neckarwerke sind kein Thema für den Ministerpräsidenten, zu keiner Zeit, niemals! Und den Neckarwerken und ihren Herren geschäftsführenden Vorständen dort kann ich nur raten, dass sie in die nächste Kirche gehen und eine Kerze anzünden und den lieben Gott darum bitten, dass er ihnen aus dieser Scheiße heraushilft.«
Er legte auf und richtete den Blick über die Halbgläser seiner Brille hinweg auf Kuttler. Für einen kurzen Moment kam sich der wieder vor wie ein Schüler, den man ins Rektorat zitiert hatte. So rief er sich selbst zur Ordnung: er saß vor keinem Schulrektor aus vergangenen Albträumen, sondern vor einem etwas zu feisten, stiernackigen, nahezu glatzköpfigen Karrierebullen mit Bluthochdruck und rot geäderten Augen.
»Sie sind Kuttler?« Eigentlich war es keine Frage, sondern eine Feststellung. Sie waren sich bereits begegnet, früher einmal, und es war nicht angenehm gewesen, nicht für Kuttler.
»Beim kriminaltechnischen Dienst haben Sie ein Mobiltelefon untersuchen lassen. Wie sind Sie an dieses Gerät gekommen?«
Es sei ihm zugeschickt worden, antwortete Kuttler.
»Reden Sie nicht so kariert. Wer hat Ihnen das zugeschickt und warum?«
»Das kann ich nur vermuten«, log Kuttler.
Steinbronner sah ihn an. Dann schüttelte er den Kopf, als müsse er eine Fliege vertreiben. »Wissen Sie was?«, fragte er in fast freundschaftlichem Ton, »Sie erzählen mir jetzt haarklein alles, was mit diesem Mobiltelefon zu tun hat, oder Sie fliegen aus dem Dienst.«
»Dann stellen Sie mir auch bitte Fragen, die ich beantworten kann«, antwortete Kuttler in einem Ton, von dem er inständig hoffte, dass er ruhig, würdig und entschieden klang. »Wer mir dieses Mobiltelefon geschickt hat, weiß ich nicht. Ich habe vermutet, dass die ermordete Fiona Morny noch ein zweites Handy besessen und dass ein Stadtstreicher es womöglich an sich genommen hat...«
»Sie haben im Fall Morny eigenmächtig weiterermittelt?«
»Eigenmächtig würde ich das nicht nennen.«
»Wie das zu benennen ist«, fuhr ihn Steinbronner an, »darüber entscheide ich. Warum ein Stadtstreicher?«
Kuttler entschied sich, nun doch besser freiwillig Auskunft zu geben, allerdings in sehr geraffter Form, und berichtete von der Kleingartenanlage, in der Fiona Mornys Leiche gefunden worden war und in deren einem Gartenhäuschen zuweilen Stadtstreicher
übernachteten. Deshalb habe er gedacht, einer von diesen Leuten könne Fionas verschwundenen Schmuck an sich genommen haben. Oder - aber das sei ihm erst später eingefallen - das zweite Handy, falls die Morny ein solches besessen habe.
»Und wie haben Sie es dann gefunden?«
Er habe einen Mann ausfindig gemacht, einen gewissen Rauth, in der Szene als Pudelmann bekannt. »Er stritt alles ab, aber ich habe ihm gesagt …«
»Sie haben einen Deal mit ihm gemacht«, unterbrach ihn Steinbronner.
»Das stünde mir gar nicht zu«, wandte Kuttler ein.
»Nein, das stand Ihnen nicht zu, aber Sie haben es trotzdem gemacht«, sagte Steinbronner. »Wir werden noch darüber reden. Immerhin haben
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