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Beim ersten Om wird alles anders

Titel: Beim ersten Om wird alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Dresen
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Abschluss noch die Handrücken aneinanderlegt. In
der Position dann bitte möglichst lange verweilen, dabei nicht verkrampfen und nicht das Atmen vergessen.

    Wer es etwas anschaulicher mag, für den gibt es auch diverse Yoga-DVDs. Mein Favorit ist ein Werk mit dem Titel Besserer Sex durch Yoga . Dort gibt Aaron Star, Gründer der Hot-Nude-Yoga-Studios in New York und L.A., Tipps für „Männer mit aktivem Lebensstil, die selbstsicherer, kräftiger und sexier durch Yoga“werden wollen. Er zeigt, wie man „durch Anwendung althergebrachter Techniken schwer erreichbare Muskeln trainieren“und so „eine fantastische Kontrolle im Schlafzimmer entwickeln“kann.
    Das Filmchen für Möchtegern-Kontrolleure zeigt, wie Aaron Star seine drei auf Matten liegenden und stehenden Yoga-Schüler anleitet und korrigiert, den einen zu Übungszwecken an den Rücken fasst, dem anderen über den Oberschenkel streicht und dem dritten instruktiv den Bizeps tätschelt. Dabei werden von den spärlich bekleideten und schwitzenden Männern Yoga-Übungen ausgeführt, wie man sie aus allen gemischten Yoga-Klassen kennt.
    Die DVD kam in den USA 2003 auf den Markt, und ihr Untertitel „For Gay Men“liefert einen untrüglichen Hinweis, wie das Thema Yoga und Männer auch dort vor nicht allzu langer Zeit noch besetzt war. Aaron Star gibt seine Anweisungen übrigens auf Englisch, für den deutschen Markt glaubte man eine Synchronstimme zu benötigen, die in gelangweiltem, sehr schnell gesprochenen Wienerisch die Übungsabfolgen erklärt. Sollte ich je ein Yoga-Fest geben oder dem Verlag eine Buchpräsentation aufschwatzen können, wäre dies die ideale, weil höchst kuriose Hintergrundunterhaltung.
    Wer sich nun interessiert fragt, wie sich meine Yoga-Praxis
auf mein eigenes Sexualleben auswirkt, den muss ich enttäuschen: Vor lauter Yoga-Begeisterung komme ich derzeit zu nichts anderem mehr.

Business-Yoga
    Auf der Yoga-Messe hatte ich seinerzeit eine Werbebroschüre für den „Ersten Business Yoga Kongress“gesehen. Ich fragte mich damals, wie man sich wohl diese Kombination vorzustellen hat, und meldete mich an.

    Heute ist es so weit, ich fliege von München nach Paderborn, um von dort weiter zum Seminarort nach Horn-Bad Meinberg zu fahren. In München werde ich am Flughafen wegen meiner über der Schulter hängenden rosa Yoga-Matte von ein paar geschäftsreisenden Frauen im Businesskostümchen misstrauisch beäugt. Ein Mann mit Yoga-Matte? Auf dem Flughafen? Ich meine, ihre Gedankengänge
zu ahnen: Ist das nun ein bemitleidenswerter Softie, der sich verlaufen hat, oder - immerhin kann er den Quick-Check-in-Automaten bedienen - ein Businesstyp mit ausgeglichener Work-Life-Balance auf dem Weg zum Yoga-Wochenende?
    Weniger Ratlosigkeit als spöttische Herablassung bringen mir die wie üblich morgens den Flughafen bevölkernden Männer in dunklen Anzügen, die Berater- und Außendienstexistenzen, entgegen: Warum darf der in grüner Cargohose reisen und ich nicht? Wozu braucht ein Mann eine Yoga-Matte? Das sind vermutlich noch die nettesten Fragen, die sie sich bei meinem Anblick stellen. Was sie wohl denken würden, wenn sie erführen, dass ich mich wie mehrere Hundert andere Menschen aus ganz Deutschland aufgemacht habe zu erkunden, ob und wie man Geschäftsleben und Yoga-Welt in Einklang bringen kann?
    Kein Spott, sondern nur routinierte Handgriffe erlebe ich bei der Sicherheitskontrolle meines auch die Yoga-Matte beinhaltenden Handgepäcks. Man ist dort offenbar vorbereitet auf reisende Yogis, die entweder mit kleinem Gepäck unterwegs sind oder ihr bestes Stück nicht dem Kofferband anvertrauen wollen. In Sekundenschnelle wird untersucht, ob meine Matte wirklich aus Gummi und nicht etwa rosa gefärbter Plastiksprengstoff ist. In der Tat sind auf ihr gewisse Anhaftungen zu finden, es handelt sich dabei jedoch nur um den allenfalls milde toxischen Schweiß einer einjährigen Yoga-Praxis. Den erlauben selbst die so strengen europäischen Sicherheitsbestimmungen, ich darf beanstandungsfrei passieren.

    In Paderborn gelandet komme ich mir fast vor, als wäre ich in einem Drittweltland. Hier dürfen die Passagiere
einfach vom Flugzeug zum Ankunftsgebäude spazieren, es warten kein Flughafenbus oder gar eine Passagierbrücke. Was die Ankommenden aber im Ankunftsbereich erwartet, ist ein großes Werbeplakat, das sich vermutlich an potenzielle Geschäftsreisende wendet und zu einem Besuch im Wellness- und Saunaklub Harem - „der heißesten

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