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Beim ersten Om wird alles anders

Titel: Beim ersten Om wird alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Dresen
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bietet er allen Zuhörern an, (kostenlos) ihre HRV zu messen. Dazu muss man irgendwelche kleinen Zangen an die Ohren klemmen und ruhig atmen. Ich verzichte darauf, nicht dass ich mich noch als weiterer 45-Jähriger mit den Werten eines 32-Jährigen entpuppe und mir einen anderen zweiten Vornamen suchen muss. Bisher lautet er Dieter, aber ich könnte mich
glaube ich an „Lakshmi“gewöhnen, notfalls nähme ich auch „Punito“.

    Mein letzter Vortrag beschäftigt sich mit dem interessanten Thema „Yogische Unternehmensführung“. Referent ist Dr. Vedamurti Schönert. Auch er hat mehr als einen Beruf. Er ist Systemischer Berater,Yoga-Therapeut,Yoga-Lehrer und Meditationslehrer und Leiter des Yoga-Vidya-Centers Köln. Er ist promovierter BWLer und arbeitete vor seiner Yogi-Karriere nicht weniger als 15 Jahre als wissenschaftlicher Assistent unter anderem zu Themen der Managementtheorie. Der Vortrag beginnt mit einem kräftigen Om, begleitet von dem hier üblichen Friedensmantra. Dr. Schönert fragt: „Was ist Yoga?“Basierend auf den Schriften des Bhagavad Gita kommt er zu dem Schluss, dass es um das „Aufhören des Einsseins mit dem Schmerz“gehe. Man müsse auf eine andere Ebene kommen. Es gehe um alldurchdringendes Bewusstsein ohne Anfang und Ende, um Aufgabe von Bindungen, Gleichmut in Erfolg wie Misserfolg, um eine Ausgeglichenheit des Geistes. Ganz andere Ziele hingegen verfolge die typische Unternehmensführung, egal ob man von einem planungs- und steuerungsorientierten Ansatz ausgehe oder einem marktorientierten Ansatz oder einem ressourcen- und (kern-) kompetenzorientierten Ansatz. Stets seien Unternehmensziele gefragt wie Gewinne, Renditen aufs eingesetzte Kapital, Markt- und Wettbewerbsdenken, Wachstum, Orientierung an finanziellen/materiellen Zielen, Shareholder Value. Wie also passten Yoga und Unternehmensführung zusammen, was sind überhaupt yogische Führungsprinzipien? Aus dem Studium alter Schriften gelangte Dr. Schönert zu der Erkenntnis,Yoga bedeute, enthaltsam, gewaltfrei, rein, zufrieden zu leben, in der Hingabe an Gott. Die
alten Yogis verfolgten ein höheres Ziel jenseits des Materiellen. Gleichwohl sei „Geschick im unternehmerischen Handeln“ausdrücklich positiv erwähnt.
    Im Publikum regt sich Widerstand. Alle wirtschaftlichen Ziele seine unethisch und damit in Widerspruch zu yogische Prinzipien. Geld verdienen, Umwelt verschmutzen, Tiere töten sei nicht in Ordnung. Dr. Schönert setzt dem entgegen, dass man durch eine geschickte Nutzung von BWL-Methoden sehr wohl ethisch handeln könne: Kleine Schritte helfen. Wer die Welt verändern will, muss laut Mahatma Gandhi bei sich anfangen. Ziel soll die Schaffung eines Unternehmens sein, in dem Mitarbeiter Transzendenz erfahren können. Er rät dazu, spirituelle Führung anzubieten - durch regelmäßige Mitarbeitergespräche, durch Begrüßungen mit Mantra-Singen, durch das Erkennen des Göttlichen in jedem Menschen, durch das Entwickeln einer Fehlertoleranz und die Sicherstellung einer Mitarbeiterbeteiligung.
    Als Zuhörer erklären, dass regelmäßiges Mantra-Singen zur Einleitung von geschäftlichen Besprechungen bei ihren Chefs nicht leicht durchzusetzen sein dürfte, hat Dr. Schönert wenig entgegenzusetzen. Abschließend verweist er aber auf sich. Seit er eine Bewusstseinserweiterung erfahren habe, sei er ein völlig anderer Mensch als vor zehn Jahren, er sei kreativer, tatkräftiger, gelassener, zufriedener, der Erfolg in materieller und finanzieller Hinsicht komme dann automatisch.

    Puh, ich habe den Eindruck, dass die Yogis noch einen weiten Weg vor sich haben, bevor sie verstehen, wie die Wirtschaft wirklich funktioniert und bis sie yogische Gedanken dorthin bringen. Diese Verbindung zweier Welten muss vielleicht auch gar nicht sein, mir reicht Yoga als Ausgleich
zum Beruf völlig.Yoga im Beruf ist möglicherweise nur was für Yoga-Lehrer - dort aber vermutlich unumgänglich.
    Ich habe genug von diesem Kongress. Alles eine Spur zu weltanschaulich hier, sogar die Hotelfahrzeuge haben das Wort „Om“im Kennzeichen. Ich rufe meinen Taxifahrer an, er steht kurz danach in der Hoteleinfahrt und ist froh, mich zumindest körperlich unversehrt wieder aufgabeln und zum Paderborner Flughafen fahren zu können. Der Rückflug verläuft angenehm ereignislos, und zurück in München gönne ich mir einen Tag Yoga-Pause.

Absolute Beginners
    Yoga bringt bekanntlich die weibliche Seite in uns Männern ans Tageslicht. Wir lernen nicht nur,

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