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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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von deiner Seite. Mein Anhänger schützt uns beide.«
    »Ich kann gut auf mich aufpassen.« Zahar würgte, doch es kam nur Luft nach oben. »Bitte!« Sein Zustand war ihm peinlich.
    »Gut, aber ich stehe gleich vor der Tür!«

Wenige Minuten später wusch sich Zahar das Gesicht. Die Handschuhe steckte er in die Manteltasche. Nachts würde keiner seine Hände s o genau sehen; auß erdem machte er garantiert keinen Schritt unter Deck, wo sich zu viele Menschen aufhielten. Falls der Dampfer sank, hatte er keine Lust lebendig begraben zu werden.
    Er trat aus der Kajüte und atmete tief die Nachtluft ein. Der leichte Wind trug den Rauch des Dampfers, die Musik und die Stimmen der anderen Passagiere von ihm fort.
    Ruhe. Frische Luft.
    Jetzt fühlte er sich besser.
    Wo war David? Zahars Herz überschlug sich, bis er ihn wenige Meter rechts von sich entdeckte, verborgen hinter zwei Frauen, die ihn umschmeichelten. Wegen des entgegenkommenden Windes hatte Zahar ihn nicht gewittert.
    »Ein klitzekleines Tänzchen?«, fragte eine große brünette Dame, die gut zwanzig Jahre älter als David war. Ihre schwarzhaarige Begleiterin wirkte nur halb so alt und war vielleicht ihre Tochter.
    Zähneknirschend schaute Zahar zu, wie die Schwarzhaarige David an der Schulter berührte und sich über die geschminkten Lippen leckte. Eifersucht stieg wie kochende Lava in ihm hoch. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, die ausgefahrenen Krallen bohrten sich in seine Handflächen. Zahar begrüßte den Schmerz. Er lenkte ihn ab.
    David verhielt sich wie ein Gentleman, blieb höflich, aber lehnte bestimmend ab. Als die ältere Dame David kichernd um den Hals fiel, stapfte Zahar auf die drei zu. Es reichte!
    Obwohl seine Eifersucht unbegründet war und David kein Interesse an den Frauen zeigte, konnte Zahar nichts für seine Natur. Wenn ein Gargoyle sich für einen Partner entschieden hatte, dann liebte er mit allem, was er war. David gehörte ihm, auch wenn dieser nichts davon ahnte. Lieber begehrte Zahar ihn heimlich, als zurückgewiesen zu werden. Eine unerwiderte Liebe konnte einen Gargoyle das Leben kosten. Ein Gargoyleherz war weniger belastbar, als es den Eindruck machte.
    Als er neben David zu stehen kam, roch er das aufdringliche Parfüm, das beide Frauen benutzten. Ein billiges Duftwässerchen. Sie lächelten ihn schief an, hatten aber ansonsten nur Augen für David, der sich gerade von der Klette löste.
    »Wirklich nicht? Das ist äußerst schade«, säuselte die Ältere.
    David zuckte mit den Schultern und warf einen hilflosen Blick auf Zahar. »Tut mir leid, meine Damen, mir ist nicht nach Tanzen zumute. Ich bleibe bei meinem Freund. Er fühlt sich nicht wohl.«
    »Wie Sie wollen.« Die Frauen verschwanden lachend im Inneren des Schiffes und Zahar zog David an eine Stelle, an der sie ungestört waren.
    »Was war denn mit den Damen los?«, fragte David, dunkelrot im Gesicht. »Die waren aber aufdringlich.«
    Zahar lag das Wort, mit dem solche »Damen« bezeichnet wurden, auf der Zunge, er ließ es allerdings bleiben. »Solche gibt es überall.«
    David wandte sich ihm zu. »Geht es dir besser?«
    »Hm.« Zahar spitzte die Ohren. Die Frauen blieben fern, ansonsten hätte er ihnen gezeigt, was er von ihnen hielt. Seine Fänge würden sie bestimmt beeindrucken.
    »Weißt du, dass schon jemand im letzten Jahrhundert Pläne für einen Tunnel vorgelegt hat, der unter dem Meer hindurchführen soll?«, fragte David. »Stell dir mal vor, wir könnten unter dem Wasser hindurchfahren. Vielleicht mit dem Zug!«
    Zahar hörte ihm kaum zu. Ihm spukten im mer noch die Frauen durch den Kopf. »Wenn das ehrbare Ladys gewesen wären«, sagte er leise, »hättest du eine von ihnen als Partnerin erwählt?« Zahar biss sich auf die Zunge. Das war ihm herausgerutscht.
    Räuspernd kratzte sich David am Kopf. »Ich hab bisher nicht viele Gedanken an Frauen verschwendet.«
    Zahars Herz machte einen Freudensprung.
    »Bisher war meine Arbeit meine Leidenschaft.« David schaute über die Reling auf das Meer. »Bevor du kamst.« Er räusperte sich erneut. »Wie erkennt ihr Gargoyles euren Partner?«
    »Am Geruch«, flüsterte Zahar ihm ins Ohr. David roch, wie sein Gefährte riechen musste. Anziehend, verlockend, frisch … ähnlich wie das orientalische Gewürz, das er auf dem Großmarkt gerochen hatte. Grüne Minze … Zahar könnte in seinem Duft ertrinken.
    Er erlaubte sich, an eine gemeinsame Zukunft mit David zu denken. Zahar hatte beobachtet, wie sich

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