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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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zurück, sondern schluckte alles und lutschte anschließend seinen Schaft sauber. Zahar machte dasselbe bei ihm und sank glücklich zu Davids Füßen auf die schmale Matratze.
    »Das nächste Mal will ich mehr«, hörte Zahar ihn mit dunkler Stimme sagen, die nicht nach ihm klang.
    Hastig drehte er sich um und erschrak. Davids Augen schauten aus wie seine, wenn er erregt oder zornig war: nicht menschlich, mit einer gespaltenen Pupille. Er atmete schwer, sein Gesicht war verzerrt und wirkte wie das eines Gargoyles, der kurz vor dem Steinschlaf eine Fratze macht e. Das Bild flackerte wie bei einer Illusion und verschwand schließlich. David sah wieder normal aus.
    »Bei meinen Ahnen«, flüsterte Zahar. »Was immer hier passiert – es verändert dich.«
    David schüttelte den Kopf und setzte sich auf. »Mir geht es gut. Was ich auch von dir nehme, es scheint sich abzubauen oder meinen Körper zu verlassen. Als ob ein Druck von mir weicht.«
    »Und wenn es nicht mehr weggeht?« Zahar hatte Angst. Sie experimentierten, ohne zu wissen, worauf sie sich einließen. Er verfluchte sich für seine Lüsternheit. Von jetzt an sollte er David nie wieder anrühren!
    »Vielleicht finden wir in Paris mehr über den Fluch heraus«, meinte David und stand auf. »Ist das nicht die Stadt, in der die meisten Gargoyles leben?«
    Zahar nickte. Der Pariser Klan w ar tatsächlich einer der größten weltweit. Aber als Ausgestoßener besaß er kein Recht, mit einem vo n ihnen zu reden.
    Nein, das stimmte nicht, er war kein Ausgestoßener, auch wenn er sich als einer sah. Bis auf Nuriel und sein Weibchen Zuhra hielten alle ihn für tot und das war für Zahar irgendwie dasselbe. Wenn er in Paris vorsprach, würden seine Brüder in London bald wissen, dass er lebte und sich David gezeigt hatte. Eine Strafe wäre wohl die Konsequenz.
    Zahar wollte auch nicht mehr zurück, er hatte sich längst an ein Leben als Einzelgänger gewöhnt. Seit er David so nah war, wollte er dieses Leben erst recht nicht mehr aufgeben.
    »Wenn ich erst das gestohl ene Buch ha be«, sagte David und stieg entschlossen in seine Hose, »gibt es vielleicht auf alle Fragen eine Antwort.«
    Zahar runzelte die Stirn, erwiderte aber nichts. Was hatte das Buch mit ihnen zu tun? Er würde David später fragen. Jetzt mussten sie auf die Fähre. Zahar war aufgeregt genug deswegen. Außerdem sah er immer noch Davids Fratze vor sich. Hatte Nuriel etwa doch Recht und Zahar sollte sich von ihm fernhalten? Bloß war es dafür längst zu spät.

***

    So viel Wasser!
    Zahar schluckte und krallte die Finger um die Reling. Die See lag unruhig vor ihnen und der Wellengang tat sein Übriges. Zahars Magen protestierte, alles drehte sich. Der Dampfer hatte zusätzlich Segel gesetzt, die über seinem Kopf im Wind flatterten. Sie kamen zügig voran. Gut so. Ihm konnte es nicht schnell genug gehen.
    Aus dem Inneren des Schiffes drang Musik. Ein Pianospieler trug die neusten Stücke aus Frankreich vor, wie David ihm erklärt hatte, und viele Passagiere lauschten der Melodie oder tanzten dazu. Musik lenkte vielleicht die Menschen ab – ihm half das wenig.
    »Du musst auf den Horizont sehen«, riet ihm David und zeigte in den sternenbehangenen Himmel, da das Schiff sich gerade auf einer Seite leicht hob. »Das soll helfen.«
    Zahars Krallen wollten sich ausfahren. Mit letzter Kraft unterdrückte er den Zwang, um die feinen Handschuhe nicht zu zerstören, und schaute auf den schwarzen Glitzerteppich aus Wasser, der das Licht der Gestirne reflektierte. Die Nacht war warm und wunderschön, trotzdem wa r ihm elend zumute. Er war nicht für ein Leben auf dem Meer geschaffen.
    David, dem der Wellengang nichts auszumachen schien, legte die Hand auf seine. »Hast du Angst vor dem Ertrinken?«
    »Ein wenig«, gestand er. »Aber diese Übelkeit verdrängt im Moment alles. Mir war noch nie so schlecht.« In seinem Magen grummelte es. Er presste die Hand auf seinen Bauch und streckte den Kopf über die Reling.
    David wusste sofort, was los war. »Hältst du es noch aus?«
    Als Zahar nickte, begleitete ihn David hastig zu den Herrentoiletten. In dem kleinen Raum, in dem sich mehrere Plumpsklos in einzeln abschließbaren Kabinen befanden, stank es so fürchterlich, dass es Zahar noch schlechter wurde. Wäre er nur am Geländer stehen geblieben!
    »Bitte geh«, wisperte er und beugte sich über einen Sitz, ein einfaches Holzbrett mit einem Loch in der Mitte.
    David blieb hinter ihm. »Ich weiche garantiert nicht

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