Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 2) (German Edition)
zwei Männchen seines Klans geliebt hatten. Wild, fast schon brutal. Sie hatten sich gebissen, miteinander gekämpft und sich gegenseitig bestiegen, auf eine animalische Art. Wenn er das mit David machte, würde er das nicht überleben. Aber Zahar brauchte es nicht wild. Er brauchte einfach nur David in seiner Nähe, und seine Worte machten ihn sehr glücklich.
Zahar steckte die Nase in sein Haar, machte einen tiefen Atemzug und wich hastig zurück, als er Schritte hörte. Ein Besatzungsmitglied eilte hinter ihnen vorbei und verschwand in der Dunkelheit.
David holte seine Uhr hervor und hielt sie ihm hin, da es an dieser nicht beleuchteten Stel le des Schiffes für ihn wohl zu dunkel war. »Wie spät ist es?« Seine Wangen waren immer noch gerötet. Zahar wollte ihn am liebsten küssen.
»Gleich Mitternacht«, raunte er.
»Dann sind wir noch ei ne Weile unterwegs.« David lehnte sich mit dem Rücken gegen die Reling. »Siehst du schon das andere Ufer?«
Zahar drängte sich an ihn, sodass David spüren konnte, wie es um ihn bestellt war. »Ich erkenne Lichter«, sagte er, schaute jedoch nicht aufs Meer, sondern in Davids Augen. »Und in deinen Pupillen spiegeln sich die Sterne.« Näher, noch nä her zu diesem verlockenden Mund …
Erneut hörte er Schritte. Verdammt, wo er so kurz davor war, sich von David einen Kuss zu stehlen! Rasch trat er zurück und stieß einen leisen Fluch aus.
Ein Mann und eine Fra u eilten vorbei, auf den Eingang zu, hinter dem die Musik erklang. Anscheinend wollte sich niemand das Tanzfest entgehen lassen. Zahar fand, dass sich die Töne jetzt seltsam anhörten, doch er hörte nicht hin, wollte sich nicht ablenken lassen. Etwas stimmte nicht. Das Deck war leer, trotzdem fü hlte er sich beobachtet. Seine Nasenflügel blähten sich, als er versuchte, Witterung aufzunehmen.
»Was ist los?«, wisperte David.
Vier Dämonentore materialisierten sich: drei an den Wänden, eine auf den Planken des Bodens.
»David!« Zahar drängte ihn hinter sich. »Hol deinen Stein raus!«
»Er … ist weg!«
Zahar wirbelte herum. Tränen schimmerten in Davids Augen.
»Mein Medaillon ist weg! Ich bin sicher, dass ich es zuvor noch hatte.«
»Die Frauen!« Ihm schwante, welche Rolle sie gespielt hatten. Da die Unterweltler nicht selbst an den Stein gelangen konnten, hatten sie menschliche Lakaien vorgeschickt. »Verflucht, wir müssen sie finden!«
Da sprang der erste Dämon aus dem Portal am Boden. Es war ein Hüne, der Zahar um einen Kopf überragte. Wie ein römischer Gladiator sah er aus, nur mit einem Lendenschurz bekleidet. Sein Haar war lang und zottelig, das Gesicht kantig, der Körper von Narben entstellt.
Zahar stöberte gerne in den Büchern von Davids Bibliothek und hatte dort ein Bild gesehen, an das dieser Berserker ihn erinnerte. Normalerweise wollten die Unterweltler nicht auffallen, daher vermutete Zahar, dass ein dringender Grund vorliegen musste, warum solch ein Monster hier auftauchte.
Hastig streifte Zahar den Mantel ab und drückte ihn David in die Hand. »Bleib in meiner Sichtweite, aber komm uns nicht zu nah! Pass auf, dass sich hinter oder unter dir kein Portal bildet.«
David stand da wie gelähmt, die Augen aufgerissen, den Blick voller Furcht. In diesem Moment stürzte der Wilde auf ihn zu, während drei weitere Dämonen im Hintergrund auf eine Gelegenheit zum Angriff lauerten. Sie ähnelten dem Hünen, waren aber nicht so groß. Einer von ihnen besaß sogar Schwingen, wie Zahar welche hatte.
Er würde kämpfen bis zum Tod. David durfte nichts zustoßen! Der Kleine war alles, was zählte.
Zahar sprang zur Seite, als der Hüne ihn rammen wollte, und so rannte der Dämon an ihm vorbei. Wütend machte er kehrt; seine Augen glühten blutrot auf. Er brüllte und holte mit seiner gewaltigen Pranke aus, um Zahar den Kopf zu spalten. Der Gigant besaß Kraft, war jedoch träge. Zahar war wendiger und konnte seinen Angriffen mühelos ausweichen. Allerdings musste er David im Blick behalten, denn der Unterweltler mit den Schwingen kam auf seinen Freund zu.
Zahar reagierte sofort, stürzte sich von hinten auf das Ungetüm und schlug seine Krallen in die ledernen Schwingen. Der geflügelte Dämon besaß große Ähnlichkeit mit einem Gargoyle. Zahar befürchtete das Schlimmste. Diese verfluchten Unterweltler würden doch keine Gargoyles entführen, um Halbwesen zu züchten? Es schien beinahe so. Das Untier wirbelte herum, senkte den Kopf und wollte seine Hörner in Zahars Brust
Weitere Kostenlose Bücher