Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)
wiederum wie Tortenstücke aufgeteilt waren. Jeder Teil war einer Nation zugedacht.
Staunend schaute Zahar auf die Hallendecke, dessen Glas viel Licht durchließ. Er blinzelte. Die Helligkeit machte ihm zu schaffen. Seine Augen tränten bereits, doch er wollte sie nicht schließen, musste alles ansehen.
»Monsieur? Eine Sonnenschutzbrille?« Ein Junge mit einem Bauchladen versperrte ihnen den Weg. In der Kiste, die mit einem Gurt an seinem Nacken befestigt war, befanden sich zahlreiche Brillen.
David wollte ihn zuerst sanft auf die Seite schieben, aber dann sagte er zu Zahar: »Möchtest du eine probieren?«
»Oui, bien sûr, probieren Sie!«, rief der Junge aufgeregt und grinste bis über seine sommersprossigen Wangen hinaus. »Isochromatische Gläser, gut, gut!« Er zeigte ihnen Gestelle mit gelb, blau und grün getönten Glasschichten sowie die Weltneuheit: braun gefärbte Gläser.
Zahar probierte alle durch und entschied sich für die braunen. Sie sorgten tatsächlich dafür, dass seine Augen weniger schmerzten. Was für eine Wohltat.
David bezahlte und der Junge zog glücklich weiter.
»Vielen Dank.« Zahar rückte die Brille auf seiner Nase zurecht. Das Gestell fühlte sich ungewohnt an.
»Gern geschehen«, erwiderte David und beugte sich nah zu ihm. »Die Brille steht dir außerordentlich gut.« In seinem Blick lag ein Funkeln, das Zahars Inneres wärmte.
Weiter ging es in einem hydraulischen Aufzug auf das fünfundzwanzig Meter hohe Dach. Von dort hatten sie einen herrlichen Überblick auf Ausstellungen, Grünanlagen, Cafés und exotische Gaststätten, wie eine österreichische Weinstube, einen englischen Pub oder ein tunesisches Kaffeehaus.
Danach marschierten sie ins Zentrum des Gebäudes – zur Ruheoase. Sie bestand aus einem gigantischen offenen Innenhof mit Palmen, Springbrunnen und Skulpturen. In einem Gartenpavillon wurden internationale Währungen und Maßeinheiten präsentiert. Überall gab es so viel zu sehen, dass Zahar befürchtete, alle Eindrücke wieder zu vergessen.
Die Geschichte der Arbeit wurde vorgestellt; es folgte die Abteilung der Bildenden Künste. Hausgeräte und Möbel waren die Themen der nächsten beiden Hallen, dahinter gelangte man zur Maschinenhalle, die alle anderen Ringe an Größe übertraf. Hier war alles gewaltig.
Fasziniert folgten sie einer Vorführung des Amerikaners Samuel Morse und der neusten Telegrafentechnik, anschließend hörten sie einen Vortrag der Firma Krupp über das modernste Verfahren der Stahlbearbeitung. Natürlich mussten sie auch die »Dicke Berta« besichtigen, die mit fünfzig Tonnen größte und schwerste Kanone ihrer Zeit, die tausend Pfund schwere Kugeln abfeuern konnte.
Da Mr. Jonathan Bannister, ihr Verdächtiger, erst gegen Abend eine Vorstellung hatte, bei der er persönlich anwesend war, um »seinen« ammoniakfreien Kühlschrank vorzuführen, wollten sie später erneut herkommen und erst zu den Aquarien gehen, um Jules Verne aufzusuchen.
Sie verließen die Hallen und begaben sich in den riesigen Park, der zwei Drittel des Marsfeldes beanspruchte. Wer sich erholen wollte, fand hier Gärten, Alleen, Seen und Wasserspiele. Große Exponate, die in den Hallen keinen Platz gefunden hatten, wurden hier ebenfalls gezeigt.
Zahar faszinierte die künstliche, von Menschenhand geschaffene Landschaft. In Gewächshä usern bestaunte er Pflanzen, die er noch nie gesehen hatte, sowie Schmetterlinge und andere seltsame Insekten. Sogar ein Zoo fand sich hier mit großen Volieren für Vogelarten aus aller Welt und Gär ten sowie Themenpavillons, die die Flora und Fauna verschiedener Klimazonen der Erde beherbergten.
Sie kauften sich bei einem fahrenden Händler Schokolade von Menier, weil dieser behauptete, sie wäre die beste, und folgten den Beschilderungen, bis sie eine künstliche Grotte betraten. In ihr war es dunkel, angenehm kühl und herrlich ruhig. Zahar schob seine Brille ins Haar und atmete tief durch. Eine Wohltat für seine strapazierten Sinnesorgane.
Sie schlenderten durch begehbare Aquarien und waren von der Unterwasserlandschaft eingeschlossen. Zahar kam sich vor wie in einer anderen Welt. Das blaue Licht, das durch die riesigen Scheiben auf sie fiel, spiegelte sich auf ihren Gesichtern. Es gab Süß- und Salzwasserbecken, in denen man exotische Pflanzen, Fische und andere Wassertiere beobachten konnte. So etwas hatte die Welt noch nicht gesehen! Dagegen verblassten die fünfzig Meter hohen Leuchttürme mit elektrischem Licht,
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