Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
Patient über achtzehn das Recht hat, eine Behandlung abzulehnen. Wahrhaftigkeit, womit eine gründliche Aufklärung des Patienten gemeint ist; Gewissenhaftigkeit, also die Pflichterfüllung der Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten; Fürsorge – das zu tun, was im Interesse des Patienten liegt; Schadensvermeidung, wenn wir nicht mehr helfen können, sollten wir zumindest nicht schaden … also zum Beispiel an einem 102 Jahre alten todkranken Patienten keine schwere Operation mehr vornehmen; und schließlich, Gerechtigkeit – daß kein Patient bei der Behandlung diskriminiert werden darf.«
    Â»Und was macht eine Ethikkommission?«
    Â»Meistens werden wir um Rat gebeten, wenn es bei der Behandlung eines Patienten zu Kontroversen kommt. Zum Beispiel, wenn ein Arzt außergewöhnliche lebenserhaltende Maßnahmen fortsetzen möchte, die Angehörigen das aber ablehnen – oder umgekehrt.«
    Â»Dann beschäftigen Sie sich also nicht mit jedem Fall, der im Krankenhaus behandelt wird?«
    Â»Nein, nur wenn es Beschwerden gibt oder wenn der behandelnde Arzt um eine Beratung bittet. Dann prüfen wir den Fall und sprechen Empfehlungen aus.«
    Â»Sie treffen keine Entscheidungen?«
    Â»Nein«, sagt Dr. Bergen.
    Â»Was ist, wenn der Patient, der sich beschwert, minderjährig ist?« fragt Campbell.
    Â»Bis zum Alter von dreizehn ist keine Einwilligung erforderlich. Wir vertrauen darauf, daß die Eltern im Interesse ihrer Kinder fundierte Entscheidungen treffen.«
    Â»Und wenn sie das nicht können? Ich meine, wenn sie einen Interessenskonflikt haben, der sie gewissermaßen daran hindert, Entscheidungen im Interesse des fraglichen Kindes zu treffen?«
    Meine Mutter steht auf. »Einspruch«, sagt sie. »Das ist spekulativ.«
    Â»Stattgegeben«, antwortet Richter DeSalvo.
    Unbeirrt wendet sich Campbell wieder seinem Zeugen zu. »Haben Eltern die medizinische Entscheidungsgewalt über ihre Kinder, bis diese volljährig sind?«
    Na, die Frage könnte ich ihm beantworten. Eltern haben alles in ihrer Gewalt, es sei denn, du bist wie Jesse und sie regen sich dermaßen über dich auf, daß sie dich lieber ignorieren.
    Â»Juristisch ja«, sagt Dr. Bergen. »Aber wenn ein Kind in die Pubertät kommt, kann es zwar keine offizielle Einwilligung geben, aber es muß bei jeder klinischen Maßnahme gefragt werden und zustimmen – selbst wenn seine Eltern bereits eingewilligt haben.«
    Dr. Bergen redet weiter. »In den seltenen Fällen, in denen Eltern und ein halbwüchsiges Kind nicht einer Meinung sind, wägt die Ethikkommission verschiedene Faktoren ab: ob die Behandlung im Interesse des Kindes liegt, das Verhältnis von Risiko und Nutzen, Alter und Reife des Kindes sowie die Argumente, die es vorträgt.«
    Â»Hat die Ethikkommission am Providence Hospital sich je mit der Behandlung von Kate Fitzgerald befaßt?« fragt Campbell.
    Â»In zwei Fällen«, sagt Dr. Bergen. »Das erste Mal im Jahre 2002, nachdem ihre Knochenmarktransplantation und mehrere andere Optionen fehlgeschlagen waren. Da ging es um die Frage, ob ihr periphere Stammzellen aus der Blutbahn transplantiert werden sollten. Das zweite Mal, das ist noch nicht so lange her, ging es darum, ob es in ihrem Interesse liegt, eine Spenderniere zu erhalten.«
    Â»Zu welchen Ergebnissen kamen Sie, Dr. Bergen?«
    Â»Wir sprachen die Empfehlung aus, daß Kate Fitzgerald eine periphere Blutstammzellentransplantation erhält. Bei der Nierentransplantation war unsere Kommission geteilter Meinung.«
    Â»Würden Sie das bitte erläutern?«
    Â»Einige von uns waren der Auffassung, daß sich der Gesundheitszustand der Patientin inzwischen so stark verschlechtert hatte, daß ein großer invasiver Transplantationseingriff ihr mehr schaden als nutzen würde. Andere meinten, daß sie ohne Transplantation in jedem Fall sterben würde und daß daher die Chancen das Risiko überwogen.«
    Â»Wenn die Kommission also keine eindeutige Empfehlung ausspricht, wer entscheidet dann, was letztlich gemacht wird?«
    Â»Da Kate noch minderjährig ist, entscheiden in ihrem Fall die Eltern.«
    Â»Als Ihre Kommission sich mit Kates Behandlung befaßte, wurden da auch die Risiken und Chancen für die Spenderin berücksichtigt?«
    Â»Das war nicht das Thema –«
    Â»Wie steht es mit der

Weitere Kostenlose Bücher