Beim Leben meiner Schwester
Einwilligung der Spenderin Anna Fitzgerald?«
Dr. Bergen sieht mich mitfühlend an, und das ist für mich schlimmer, als wenn er mich für einen schrecklichen Menschen hält, weil ich diesen Antrag überhaupt gestellt habe. Er schüttelt den Kopf. »Es versteht sich von selbst, daà kein Krankenhaus in diesem Land einem Kind, das nicht spenden will, eine Niere entnehmen würde.«
»Also müÃte Annas Fall, wenn sie gegen diese Entscheidung angeht, rein theoretisch auf Ihrem Schreibtisch landen?«
»Nun ja â«
»Ist Annas Fall auf Ihrem Schreibtisch gelandet, Dr. Bergen?«
»Nein.«
Campbell geht auf ihn zu. »Können Sie uns sagen, warum?«
»Weil sie keine Patientin ist.«
»Tatsächlich?« Er holt einen Packen Unterlagen aus seiner Tasche und reicht sie erst dem Richter, dann Dr. Bergen.
»Das sind die Krankenhausunterlagen von Anna Fitzgerald der letzten dreizehn Jahre. Wieso gibt es eine Akte über sie, wenn sie keine Patientin war?«
Dr. Bergen blättert sie rasch durch. »Es wurden etliche Eingriffe bei ihr gemacht«, räumt er ein.
Weiter so, Campbell, denke ich. Ich glaube ja eigentlich gar nicht an Ritter, die Prinzessinnen vor feuerspeienden Drachen retten. »Angesichts dieser dicken Akte und angesichts der Tatsache, daà sie überhaupt existiert, finden Sie es da nicht merkwürdig, daà die Ethikkommission sich nicht ein einziges Mal zusammengesetzt hat, um über Anna zu sprechen?«
»Wir waren in dem Glauben, daà es ihr Wunsch war, für ihre Schwester zu spenden.«
»Wollen Sie damit sagen, daà die Ethikkommission anders gehandelt hätte, wenn Anna früher gesagt hätte, daà sie weder Lymphozyten noch Granulozyten noch Nabelschnurblut spenden will?«
»Ich weiÃ, worauf Sie hinauswollen, Mr. Alexander«, sagt der Psychiater kühl. »Aber das Problem ist, daà es eine solche medizinische Situation vorher noch nicht gegeben hat. Es gibt keinen Präzedenzfall. Wir müssen uns da behutsam herantasten.«
»Hat denn die Ethikkommission nicht gerade die Aufgabe, Situationen genauer zu überprüfen, die es so vorher noch nicht gegeben hat?«
»Ãhm. Ja.«
»Dr. Bergen, ist es Ihrer sachverständigen Meinung nach ethisch richtig, daà Anna Fitzgerald über dreizehn Jahre hinweg immer wieder aufgefordert wurde, Teile ihres Körpers zu spenden?«
»Einspruch!« ruft meine Mutter.
Der Richter streicht sich übers Kinn. »Ich möchte die Antwort hören.«
Dr. Bergen blickt wieder kurz zu mir herüber. »Offen gesagt, noch bevor ich erfuhr, daà Anna nicht mitmachen will, habe ich dagegen gestimmt, daà sie für ihre Schwester eine Niere spendet. Ich glaube nicht, daà Kate eine Transplantation überleben würde, und daher wäre der schwere Eingriff bei Anna völlig sinnlos. Ansonsten jedoch bin ich der Ansicht, daà die Risiken der bisherigen MaÃnahmen gering waren, im Vergleich zu dem Nutzen für die gesamte Familie, und ich befürworte die Entscheidungen, die die Fitzgeralds für Anna getroffen haben.«
Campbell tut so, als würde er darüber nachdenken. »Dr. Bergen, was für ein Auto fahren Sie?«
»Einen Porsche.«
»Ich wette, den fahren Sie gern.«
»Allerdings«, sagt er argwöhnisch.
»Was, wenn ich Ihnen jetzt sagen würde, daà Sie Ihren Porsche abgeben müssen, bevor Sie das Gericht verlassen, weil Sie dadurch Richter DeSalvo das Leben retten?«
»Das ist doch lächerlich. Sie â«
Campbell beugt sich vor. »Was, wenn Sie keine andere Wahl hätten? Was, wenn Psychiater heute schlicht alles tun müÃten, was nach Meinung von Anwälten anderen zugute kommt?«
Er verdreht die Augen. »Trotz der Melodramatik, die Sie hier entwickeln, Mr. Alexander, gibt es grundlegende Spenderrechte, Schutzklauseln, die in der Medizin gelten, damit für den gröÃeren Nutzen nicht die Interessen der Spender übergangen werden, ohne die er gar nicht erreicht werden könnte. In den Vereinigten Staaten gab es in der Vergangenheit viele und traurige Beispiele für die MiÃachtung des informierten Einverständnisses, mit dem Ergebnis, daà die medizinische Forschung am Menschen gesetzlich geregelt wurde, zum Schutz des Menschen gegen den MiÃbrauch als Versuchskaninchen.«
»Dann
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