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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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– mehr muß ich ja wohl nicht sagen. Und von Charlie Brown und der kleinen Rothaarigen will ich gar nicht erst anfangen.«
    Â»Und was ist mit Ihnen?« fragte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Wie gesagt, davor ist keiner gefeit.« Er stützte die Ellbogen auf den Tresen und schob sich so nah an mich ran, daß ich den dunklen Ansatz in seinem knallroten Haar sehen konnte. »Bei mir war es Linde.«
    Â»Von jemandem, der nach einem Baum benannt ist, würde ich mich aber auch trennen«, sagte ich verständnisvoll. »Männlich oder weiblich?«
    Er grinste. »Das verrat ich nicht.«
    Â»Und wieso hat sie nicht zu Ihnen gepaßt?«
    Seven seufzte. »Also sie –«
    Â»Ha! Sie haben sie gesagt!«
    Er verdrehte die Augen. »Na schön, Detective Julia. Sie haben mich in dieser Schwulenkneipe geoutet. Zufrieden?«
    Â»Nicht besonders.«
    Â»Ich hab Linde zurück nach Neuseeland geschickt. Ihre Green Card war abgelaufen. Es ging nicht anders, oder wir hätten heiraten müssen.«
    Â»Und was hat Sie an ihr gestört?«
    Â»Ãœberhaupt nichts«, gestand Seven. »Sie war eine Superhausfrau, hat mich nicht mal Geschirr spülen lassen, sie konnte unheimlich gut zuhören, sie war eine Sensation im Bett. Sie war verrückt nach mir, und, ob Sie’s glauben oder nicht, ich war der Richtige für sie. Es war zu achtundneunzig Prozent perfekt.«
    Â»Und was ist mit den fehlenden zwei Prozent?«
    Â»Ich kann’s nicht genau sagen.« Er räumte weiter die sauberen Gläser ein. »Irgendwas hat gefehlt. Ich kann nicht mal sagen, was, aber irgendwas stimmte nicht. Und wenn man sich eine Beziehung als Lebewesen vorstellt, dann machen die fehlenden zwei Prozent vielleicht nicht viel aus, wenn sie, sagen wir, ein Fingernagel sind. Aber wenn sie das Herz sind, dann ist das schon eine ganz andere Chose.« Er sah mich an. »Ich hab nicht geweint, als sie das Flugzeug bestieg. Wir haben vier Jahre zusammengelebt, und als sie wegging, hab ich kaum was dabei empfunden.«
    Â»Tja, bei mir war es genau umgekehrt«, sagte ich. »Ich hatte das Herz einer Beziehung, aber keinen Körper, in dem es hätte wachsen können.«
    Â»Und was ist draus geworden?«
    Â»Na, was schon«, sagte ich. »Es ist zerbrochen.«
    Das Paradoxe war, daß Campbell sich zu mir hingezogen fühlte, weil ich anders war als alle anderen auf der Wheeler School, und ich mich zu Campbell hingezogen fühlte, weil ich dringend zu jemandem eine Verbindung haben wollte. Es wurde gelästert über uns, und wir wurden angeglotzt, und für Campbells Freunde war es ein absolutes Rätsel, wieso er seine Zeit mit jemandem wie mir verschwendete. Bestimmt dachten sie, daß er mich leicht ins Bett gekriegt hatte.
    Aber so war es gar nicht. Wir trafen uns nach der Schule auf dem Friedhof. Manchmal sprachen wir nur in Versen miteinander. Einmal versuchten wir, ein ganzes Gespräch ohne den Buchstaben »S« zu führen. Wir saßen Rücken an Rücken und versuchten, die Gedanken des anderen zu denken – taten so, als könnten wir hellsehen, obwohl ganz klar war, daß er nur mich im Kopf hatte und ich ihn.
    Ich liebte seinen Duft, wenn er den Kopf vorneigte, um mir aufmerksam zuzuhören – wie die Sonne auf der Haut einer reifen Tomate oder wie Seife, die auf einer Motorhaube trocknet. Ich liebte das Gefühl seiner Hand auf meinem Rücken. Ich liebte.
    Â»Und was«, sagte ich eines Abends und sog heimlich den Atem von seinen Lippen ein, »wenn wir’s machen würden?«
    Er lag auf dem Rücken und beobachtete den Mond, der in einer Hängematte aus Sternen schaukelte. Eine Hand hatte er über den Kopf gestreckt, die andere hielt mich an seine Brust gedrückt. »Was machen würden?«
    Ich antwortete nicht, sondern stützte mich einfach auf einen Ellbogen und küßte ihn so leidenschaftlich, daß der Boden unter uns nachgab. »Ah«, sagte Campbell heiser. »Das.«
    Â»Hast du schon mal?« fragte ich.
    Er grinste nur. Ich dachte, daß er wahrscheinlich mit Muffy oder Buffy oder Puffy oder mit allen dreien im Geräteraum der Turnhalle geschlafen hatte oder nach einer Party bei einem von ihnen zu Hause, als sie beide noch nach Daddys Bourbon rochen. In dem Moment fragte ich mich, warum er nicht versuchte, mit mir zu schlafen. Ich nahm an, weil ich nicht Muffy oder Buffy oder Puffy

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