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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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an der Tür stehen. »Brian«, sagt sie, »was macht sie hier?«
    Ich warte, daß Brian meine Anwesenheit erklärt, doch er scheint nicht geneigt, auch nur ein Wort zu sagen. Also setze ich ein Lächeln auf und trete vor. »Ich habe gehört, daß es Kate heute besser geht, und ich dachte, es wäre ein guter Zeitpunkt, mich mal mit ihr zu unterhalten.«
    Kate stützt sich auf die Ellbogen. »Wer sind Sie?«
    Ich rechne mit Saras Einspruch, doch statt dessen meldet sich Anna zu Wort. »Ich glaube, daß ist keine so gute Idee«, sagt sie, obwohl sie weiß, daß ich aus keinem anderen Grund mitgekommen bin. »Ich meine, Kate ist noch immer ziemlich schwach.«
    Ich brauche einen Moment, doch dann begreife ich: In Annas Leben ergreift jeder, der mit Kate spricht, automatisch Kates Seite. Sie will verhindern, daß ich zu ihrer Schwester überlaufe.
    Â»Da hat Anna recht«, fügt Sara hastig hinzu. »Kate hat gerade erst das Schlimmste überstanden.«
    Ich lege eine Hand auf Annas Schulter. »Keine Sorge.« Dann wende ich mich an die Mutter. »Ich dachte, Sie wollten die Anhörung –«
    Sara fällt mir ins Wort. »Ms. Romano, könnten wir kurz draußen miteinander reden?«
    Wir gehen hinaus auf den Flur, und Sara wartet ab, bis eine Krankenschwester mit einem Styroportablett voller Spritzen an uns vorbei ist. »Ich weiß, was Sie von mir denken«, sagt sie.
    Â»Mrs. Fitzgerald –«
    Sie schüttelt den Kopf. »Sie setzen sich für Anna ein, das ist schließlich Ihre Aufgabe. Ich bin gelernte Juristin, und ich verstehe das. Und zu Ihrer Aufgabe gehört es auch, sich ein Bild von uns zu machen.«
    Sie reibt sich mit der Faust über die Stirn. » Meine Aufgabe ist es, mich um meine Töchter zu kümmern. Eine davon ist furchtbar krank, und die andere ist furchtbar unglücklich. Und auch wenn ich mir auf die ganze Geschichte noch keinen Reim machen kann, eins weiß ich ganz sicher, Kate wird sich keinesfalls schneller erholen, wenn sie erfährt, daß Sie hier sind, weil Anna ihren Antrag noch nicht zurückgezogen hat. Deshalb bitte ich Sie, ihr nichts davon zu sagen. Bitte.«
    Ich nicke langsam, und Sara wendet sich ab, um zurück in Kates Zimmer zu gehen. Sie hat die Hand schon am Türknauf, als sie zögert. »Ich liebe sie beide «, sagt sie, was es mir nicht gerade leichter macht.
    Ich erklärte Seven, dem Barkeeper, daß wahre Liebe kriminell ist.
    Â»Nicht, wenn beide über achtzehn sind«, sagte er und schloß die Kasse ab.
    Mittlerweile war der Tresen Teil meines Körpers geworden, ein zweiter Torso, der den ersten aufrecht hielt. »Man nimmt jemand anderem den Atem«, beharrte ich. »Man raubt ihm die Sprache.« Ich kippte den Hals der leeren Tequilaflasche in seine Richtung. »Man stiehlt sein Herz.«
    Er wischte mit einem Spültuch vor mir die Theke sauber. »Diese Anklage würde jeder Richter mit Pauken und Trompeten abschmettern.«
    Â»Sie würden sich wundern.«
    Seven breitete den Lappen auf einer Messingstange zum Trocknen aus. »Wenn Sie mich fragen, klingt das eher nach einem Bagatelldelikt.«
    Ich legte die Wange auf das kühle, feuchte Holz. »Von wegen«, sagte ich. »Unter lebenslänglich kommt man nicht weg.«
    Brian und Sara gehen mit Anna in die Cafeteria. Ich bleibe mit Kate allein, und sie ist richtig neugierig. Ich kann mir vorstellen, daß sie die Anlässe, bei denen ihre Mutter freiwillig von ihrer Seite gewichen ist, an zwei Händen abzählen kann. Ich erkläre ihr, daß ich der Familie behilflich bin, einige Entscheidungen hinsichtlich ihrer ärztlichen Versorgung zu treffen.
    Â»Ethikkommission?« rät Kate. »Oder sind Sie von der Rechtsabteilung des Krankenhauses? Sie sehen aus wie eine Anwältin.«
    Â»Wie sieht denn eine Anwältin aus?«
    Â»Ein bißchen wie eine Ärztin, wenn sie einem nicht sagen will, wie die Laborwerte aussehen.«
    Ich ziehe einen Stuhl heran. »Ich bin jedenfalls froh, daß es dir heute besser geht.«
    Â»Ja. Gestern war ich wohl ziemlich weggetreten«, sagt Kate. »Bis oben vollgepumpt mit Drogen, dagegen war Kurt Cobain ein Waisenknabe.«
    Â»Weißt du, wo du im Augenblick medizinisch stehst?« Kate nickt. »Nach der Knochenmarktransplantation hab ich GvHD gekriegt, das heißt, das neue Knochenmark hatte was

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