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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Sorgen um unsere beiden Töchter.«
    Ich blickte sie an, und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich die Frau, die sie einmal war – die Frau, die wußte, wo ihr Lächeln war und nicht erst danach suchen mußte; die stets die Pointe vermasselte, aber trotzdem Lachen erntete; die mich mühelos um den kleinen Finger wickeln konnte. Ich legte meine Hände an ihre Wangen. Ach, da bist du ja , dachte ich, und ich gab ihr einen Kuß auf die Stirn. »Du weißt, wo du uns findest«, sagte ich und ging.
    Kurz nach Mitternacht müssen wir mit dem Rettungswagen raus. Anna blinzelt in ihrem Bett, als der Alarm losgeht und der Raum automatisch in helles Licht getaucht wird. »Du kannst liegenblieben«, sage ich, doch sie ist schon auf und zieht sich die Schuhe an.
    Ich habe ihr eine ausrangierte Ausrüstung von unserer weiblichen Teilzeitkraft gegeben: ein Paar Schuhe, einen Helm. Sie schlüpft in die Jacke und steigt hinten in den Rettungswagen, wo sie sich hinter Red, der den Wagen fährt, auf dem Sitz anschnallt, der nach hinten schaut.
    Wir brausen über die Straßen von Upper Darby zum Pflegeheim Sunshine Gates. Red holt die Trage heraus, während ich mir die Sanitätstasche schnappe. Eine Krankenschwester kommt uns im Eingang entgegen. »Sie ist gestürzt und war kurz bewußtlos. Und sie ist geistig verwirrt.«
    Wir werden zu einem Zimmer geführt. Drinnen liegt eine alte Frau auf dem Boden, winzig und zart wie ein Vogel, mit einer blutenden Kopfwunde. Es riecht, als hätte sie die Kontrolle über ihren Darm verloren. »Hallo, wie fühlen Sie sich?« sage ich und beuge mich über sie. Ich nehme ihre Hand, die Haut ist papierdünn. »Können Sie meine Finger drücken?« Und die Krankenschwester frage ich: »Wie heißt sie?«
    Â»Eldie Briggs. Sie ist siebenundachtzig.«
    Â»Eldie, wir kümmern uns jetzt um Sie«, sage ich und untersuche sie dabei. »Sie hat eine Verletzung am Hinterkopf. Ich brauche die Trage.« Während Red zurück zum Rettungswagen läuft, messe ich bei Eldie Blutdruck und Puls – unregelmäßig. »Haben Sie Schmerzen in der Brust?« Die Frau stöhnt, schüttelt aber den Kopf und zuckt dann zusammen. »Ich muß Ihnen eine Halsstütze umlegen, Mrs. Briggs, in Ordnung? Sie haben sich ziemlich böse den Kopf gestoßen.« Red kommt mit der Trage zurück. Ich hebe den Kopf, blicke wieder die Krankenschwester an. »Wissen Sie, ob die Bewußtlosigkeit durch den Sturz verursacht wurde oder die Ursache für den Sturz war?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Es war niemand dabei.«
    Â»Klar«, knurre ich leise. »Ich brauche eine Decke.«
    Die Hand, die sie reicht, ist klein und zittrig. Ich hatte vergessen, daß Anna mitgekommen ist. »Danke, Kleines«, sage ich und nehme mir die Zeit, sie anzulächeln. »Hilfst du mir bitte? Hebst du Mrs. Briggs an den Füßen hoch?«
    Sie nickt, schneeweiß im Gesicht. Red legt die Trage auf den Boden. »Wir heben Sie jetzt kurz an, Eldie … auf drei –« Wir zählen, heben und schnallen sie fest. Durch die Bewegung läuft wieder Blut aus ihrer Kopfwunde.
    Wir laden sie in den Rettungswagen. Red fährt zum Krankenhaus, während ich hinten in der engen Kabine hantiere und das Sauerstoffgerät anschließe. »Anna, gib mir mal das Infusionsset.« Ich fange an, Eldie die Kleidung aufzuschneiden. »Sind Sie wach, Mrs. Briggs? Jetzt piekst es gleich«, sage ich. Ich bringe ihren Arm in die richtige Lage und suche nach einer Vene, aber sie sind wie schwache Bleistiftstriche, bläuliche Schatten. Schweißperlen auf meiner Stirn. »Mit einer Zwanziger komm ich nicht rein. Anna, findest du da eine Zweiundzwanziger?«
    Es ist auch nicht gerade eine Hilfe, daß die Patientin stöhnt, weint. Daß der Wagen hin und her schwankt, um Kurven biegt, bremst, während ich versuche, die kleinere Nadel einzuführen. »Mist«, sage ich und gebe es auf.
    Ich checke rasch das Herz, greife dann zum Funkgerät und melde dem Krankenhaus, daß wir gleich da sind. »Siebenundachtzig Jahre alte Patientin, gestürzt. Sie ist ansprechbar und beantwortet Fragen, Blutdruck 136 zu 83, Puls 130 und unregelmäßig. Ich hab versucht, schon mal einen Venenzugang zu legen, aber ohne Erfolg. Sie hat eine offene Wunde am Hinterkopf, Blutung ist allerdings gestillt. Ich verabreiche

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