Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
zweiunddreißig Jahre alt und habe schon ein Buch geschrieben.
Wenn ich es schaffe, Lilly zu verblüffen, habe ich eine
Stelle bei Vanity Fair (bleibt abzuwarten).
Dabei fällt mir ein: Warum besuche ich nicht mal Sam und Judith, die mich im letzten Jahr jedes Wochenende in die Hamptons eingeladen haben?
Das perfekte Paar, die ideale Liebegeschichte, er ein kleiner Tollpatsch, aber sehr liebenswert und aufmerksam, sie deutlich attraktiver, aber ungeheuer mütterlich ihm gegenüber,
und beide untrennbar beisammen gegen jedes Ungemach.
»Was soll das heißen, ihr lasst euch scheiden?«, kreische ich ins Telefon.
»Ich kann ihn einfach nicht mehr ertragen, weißt du, ich hasse ihn von ganzem Herzen, noch nicht mal ein Foto von ihm kann ich mehr ansehen. Wir sind nur noch wechselweise zu Hause. Aber mach dir keine Sorgen, es ist alles okay, komm mich doch besuchen, ja?«
»Ich weiß nicht, ob das gut ist, ich hatte eine ganz andere Vorstellung von euch, zuletzt habe ich euch bei der Beerdigung deiner Mutter erlebt …«
»Ja, das war der Todesstoß, aber mir wäre auch so früher oder später klar geworden, dass er ein Idiot ist. Komm doch, ich würde dich wirklich gerne sehen, du musst mir alles über deine Zeit in Schottland erzählen.«
Schweren Herzens steige ich in die U-Bahn und fahre nach Brooklyn Heights, ein Viertel, das sehr in Mode gekommen ist mit all seinen schönen alten Brownstones und den hippen Bars, jedoch ohne den irrwitzigen Lärm von Manhattan. Hier kann man sich noch eine Vierzimmerwohnung mit Garten leisten, ohne seine beiden Nieren im Internet verkaufen zu müssen.
An den Straßenecken sieht man noch Kinder, die Seilspringen spielen und Limonade verkaufen.
Wahrscheinlich akzeptieren sie Kreditkarten.
Die Wohnung von Judith und Sam ist zweistöckig. Deshalb verstehe ich nicht, wieso sie sich den Raum nicht so aufteilen, dass sie sich nicht gegenseitig in die Quere kommen. Haben sie überhaupt eine Ahnung, wie die meisten Menschen leben?
Ich klingele schüchtern und bin fast versucht, wieder kehrtzumachen. Aber Judith hat mich schon vom Küchenfenster aus erspäht und öffnet mir, wobei sie sich die Hände an einem Lappen abtrocknet.
Sie umarmt mich fest, und ich rieche Plätzchenduft vermischt mit Schweiß.
Das ist nicht gerade die Umarmung, wie sie mir vorhin auf der Bank vorschwebte, aber besser als nichts.
Ihre wilde rote Mähne ist immer noch dieselbe. Allerdings muss sie ordentlich bei den Süßigkeiten zugelangt haben, denn sie hat mindestens zwanzig Kilo zugenommen.
»Meine Liebe! Wie geht es dir? Du siehst prima aus, du hast dir die Haare wachsen lassen? Du hast mir sehr gefehlt, du glaubst nicht, wie oft Sam und ich über dich gesprochen haben … Na ja, als wir noch miteinander gesprochen haben!«
»Das tut mir sehr leid, so etwas hatte ich nicht erwartet, es bringt mich ein bisschen in Verlegenheit.«
»Nicht doch, nicht doch, komm rein, ich habe gerade Kekse gebacken. Help!«
Sie brüllt lautstark nach dem Hund, und oje, aus dem blonden Labrador, den ich mal für ein paar Wochen gehütet hatte, ist eine Art Schlauchboot mit Pfoten, ein wandelndes Emphysem, geworden.
»Du erinnerst dich doch an Help? Er hat ein bisschen zugelegt in letzter Zeit, weil ich nicht mehr mit ihm am Strand entlanglaufe, da schlafft er natürlich ab, aber ich setze keinen Fuß mehr in dieses Haus, seit mein Exmann dort ist.«
»Sam ist also in die Hamptons gezogen?«
»Ja, je weniger wir uns sehen, desto besser.«
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich hatte die beiden in tiefer Trauer, aber in Liebe vereint zurückgelassen, und nun finde ich eine Sarah Ferguson zwischen zwei Diäten und einem Muschelfischer vor.
Sagen wir, es könnte ihnen schlechter gehen, in einer Einzimmerwohnung am Stadtrand zum Beispiel …
Das ist alles furchtbar traurig. Aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich dadurch weniger allein fühle.
»Und du? Ich weiß, dass du in Schottland warst und dein Buch herausgebracht hast, du musst ja eine Superkarriere gemacht haben!«
»Superkarriere würde ich nicht gerade sagen. Ich bin zu Edgar gezogen, und am Anfang schien alles bestens in Anbetracht der Umstände. Doch dann ist es nach und nach in die Brüche gegangen zwischen uns. Er hat ständig gearbeitet und zeigte eine Reihe von Verhaltensstörungen. Dazu kamen noch seine allgegenwärtige Mutter und die tote, zum Ideal erhobene Ehefrau - das Übliche also«, versuche ich zu scherzen.
»Oh, ich
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