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Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman

Titel: Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica Bosco
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Verlegenheit aufkommt. Doch es ist, als würde ein Teil von ihm fehlen.
    Das Haus ist äußerlich unverändert, nur dass auch hier die Seele fehlt.

    Die Hollywoodschaukel steht noch da, auf der ich abends mit der alten Helen Kaffee getrunken und über Gott und die Welt geplaudert hatte, bevor sie gestorben ist.
    Das Wohnzimmer ist unaufgeräumt und sieht aus, als würde Sam zu viel Zeit auf dem Sofa verbringen. Er hat wohl meinetwegen eilig ein bisschen Ordnung gemacht, aber ohne genau zu wissen, wo er anfangen soll.
    Er merkt, dass ich ihn beobachte.
    »Es geht mir zurzeit nicht besonders gut, das brauche ich dir nicht zu verhehlen. Ich schlafe zu viel und trinke zu viel Bier. Ich sage mir zwar, es wird vorbeigehen, aber vorläufig geht es nicht vorbei.«
    Ich setze mich auf einen Sessel. »Doch, es geht vorbei, Sam, wir kommen alle darüber hinweg, aber es dauert eine Weile«, sage ich ernst.
    »Weißt du, wie das ist, wenn man spürt, dass ein Mensch nicht mehr der ist, den man kennt? Und man nicht glauben will, dass er sich verändert hat? Das ist mir mit Judith passiert, und ich kann mich immer noch nicht mit dem Gedanken abfinden, die Judith nicht mehr um mich zu haben, mit der ich elf Jahre meines Lebens verbracht habe. Sie fehlt mir, und ich würde alles dafür tun, um sie zurückzubekommen.« Tränen laufen ihm übers Gesicht.
    »Wem sagst du das. Ich war mit einem Mann zusammen, für den ich fast alles aufgegeben habe. Nur um nach und nach herauszufinden, dass sein Wunsch, ein neues Leben zu beginnen, nur eine Farce war. Dass er in Wirklichkeit kein bisschen von seiner Welt verändern wollte, weil er immer noch in seine verstorbene Frau verliebt war, und dass er sich eine Reihe von peinlichen Ritualen zugelegt hatte, um seine private Hölle kontrollieren zu können. Hast du
eine Ahnung, wie das ist, wenn dein Partner vor dem Schlafengehen seinen Weinflaschen ein Lied vorsingt, jedoch ohne sie anzufassen, um sich nicht zu verunreinigen?«
    »Wirklich?« Sam muss lachen.
    »Allerdings! Und wenn er nervös war, hat er den Fön eingeschaltet. Meinst du, ich mache Witze? Er hatte zwei Schuhschränke, einen für die rechten Schuhe und einen für die linken.«
    »Nein, das denkst du dir aus!«
    »Von wegen! Er besaß zweihundert Paar lila Socken, unter denen er mit einem Abzählreim auswählte.«
    »Judith dagegen hatte immer schlechten Atem.«
    »Tja, Edgar arbeitete rund um die Uhr und wollte mich nicht heiraten.«
    »Judith hat nie sauber gemacht, sie hat den Hund im Bett schlafen lassen und immer schlecht über alle geredet.«
    »Edgar war mit seiner Mutter verlobt und wollte keine Kinder.«
    »Judith war von Neid angefressen und egoistisch.«
    »Edgar glaubte ständig, jemanden mit dem Auto überfahren zu haben, und hielt alle zwei Meter an.«
    »Okay, Monica, du hast gewonnen.«
    »Das denke ich auch. Wollen wir diese Steaks jetzt mit Wein statt mit Tränen hinunterspülen?«
    Sam sieht mich dankbar an.
    »Möchtest du denn Kinder?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe Edgar einmal darauf angesprochen, aber er wollte nichts davon wissen. Eigentlich hatten wir nicht viel gemeinsam. Ich hatte mich schließlich so sehr an seine Wünsche angepasst, dass ich nicht mehr wusste, was meine eigenen waren.«

    »Ich schätze, das ist ein verbreitetes Problem: Von einem gewissen Punkt an passt sich der schwächere Partner dermaßen an, dass er sich selbst verliert. Und wenn er wieder allein ist, muss er alles neu aufbauen. Der stärkere dagegen hat immer Oberwasser.«
    »Was nicht heißt, dass der Stärkere der Glücklichere ist.«
    »Der Egoistischere ist ganz bestimmt der Glücklichere.«
    »Dann haben wir ja noch viel zu lernen!«
    Wir verbringen einen schönen Abend miteinander, trotz allem.
    Wir sind wie zwei Unfallopfer, schießt es mir durch den Kopf, aber unsere gebrochenen Knochen werden früher oder später wieder zusammenwachsen.
    Das ist nur eine Frage der Zeit.
    Am nächsten Morgen begleitet Sam mich zum Bus. »Judith hat mir diese Liste mit Sachen gegeben, die ich ihr mitbringen soll.«
    »Sag ihr, Einbrecher wären hier gewesen und hätten alles gestohlen! Ich will nämlich auch anfangen, meine Socken zu zählen und an mich selbst zu denken, weißt du?«
    Der Bus fährt los, und Sam winkt mir nach. Er wird es schaffen, da bin ich mir sicher.
    Wir schaffen es alle irgendwie.
     
    Die Busfahrt hat etwas Nostalgisches.
    Ich liebe es, alten Paaren zuzuschauen, die mit ihren beigen Strickjacken am Strand

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