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Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman

Titel: Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica Bosco
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spazieren gehen und immer noch Händchen halten. Sie haben ihr Leben in Manhattan verbracht und genießen jetzt ihren Lebensabend am Meer, kümmern sich ab und zu um die Enkel und um den Truthahn zu Thanksgiving.

    Wie gern wäre auch ich sechzig Jahre lang mit demselben Mann verheiratet, würde ihm sein Lieblingsessen kochen, als wäre es das erste Mal, würde seine Falten und Gebrechen lieben, ihm in die Augen sehen und den jungen Mann darin erkennen.
    Es muss wunderbar sein, in diese Lebensphase zu kommen. Dann hat man alles erreicht, Beruf, Kinder, ein Haus, und man kann sich zufrieden zurücklehnen oder in aller Ruhe den Enkeln widmen, ohne all den quälenden Leistungsdruck.
    Andererseits, wenn der Mann, von dem man ein Kind wollte, nach elf Jahren plötzlich zu »dem Idioten« werden kann, sollte man sich das Ganze gut überlegen.
    Max hat nicht mehr angerufen, und ich fühle mich wie der letzte Dreck. Ist es möglich, dass ich all meine Berufsaussichten selbst boykottiere?
    Bin ich denn schuld daran, wenn diese Welt nicht meine Welt ist? Wenn ich eine ganz anders geartete Sicherheit brauche als Geld?
    Es wird doch irgendwo auch für mich einen Platz geben - oder etwa nicht?
    Als ich nach Hause komme, sitzt Tyler vor der Tür.
    »Was machst du denn hier? Seit wann wartest du auf mich?«
    »Hm …« Er zählt an den Fingern ab. »Fünf Stunden und einundvierzig Minuten.«
    »Wieso das denn? Du hättest doch anrufen können, wenn du etwas brauchst, statt hier ein Sit-in zu veranstalten. Waren deine Eltern etwa Blumenkinder?«
    »Was?«
    »Nichts, vergiss es, was willst du?«, frage ich ihn gereizt,
während ich den Alarm abzustellen versuche und zweimal danebenhaue.
    »Warte, lass mich das machen. Guck mal, zwei … fünf… neun.«
    »Ich weiß! Jetzt reicht’s, du machst mich fertig!«, explodiere ich.
    »Tut mir leid, Monica«, sagt er zerknirscht, »ich wollte dich nicht stören. Ich gehe wieder.«
    »Nein, mir tut es leid, ich hätte dich nicht so anfahren sollen. Ich bin in letzter Zeit etwas gereizt, es hat nichts mit dir zu tun.«
    »Du bist nicht sauer auf mich?«, fragt er, schüchtern lächelnd.
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Dann nimm das hier, hab ich dir mitgebracht. Es ist ein Adapter, den kannst du bestimmt gebrauchen, und das ist eine Handcreme, die soll ich dir von meinem Bruder geben, nach seiner Rezeptur … und dann hab ich noch das hier …« Er reicht mir ein Buch und lächelt mich weiter an.
    »Aber das ist ja …« Ich bin sprachlos.
    »Dein Buch! Ich möchte ein Autogramm von dir, ich habe es im Internet bestellt. Es war nicht einfach, aber es ist mir gelungen!«
    »Tja, inzwischen ist es schon eine Rarität.«
    Ein seltsames Gefühl, mein Buch wieder in der Hand zu halten. Ich schnuppere daran, streiche darüber, blättere darin. Da ist immer noch der Druckfehler auf Seite 18, immer noch die erste Auflage, Edgar muss wahrhaft schottisch kalkuliert haben.
    Dieser Geizhals!
    »Du bist klug, weißt du das?«

    »Nein, ich bin nicht klug.«
    »Doch, bist du. Weißt du, wie viele Leute ein Buch schreiben wollen? Und du hast es geschafft, also bist du klug, ich könnte das nie.«
    »Du kannst dafür Sachen reparieren, während ich sie nur kaputt mache.«
    »Jeder hat ein anderes Talent, sonst wären wir alle gleich.«
    »Genau, und das wäre so was von langweilig.«
    »Jetzt muss ich los, meine Mutter wartet seit heute Morgen auf mich. Bye, Monica«, ruft er und rennt die Hintertreppe hinunter.
    Als ich gerade die Tür zumachen will, huscht eine Art Riesenratte in die Wohnung und versteckt sich unterm Sofa.
    Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich hole den Besen aus der Abstellkammer und stelle mich auf wie der erste Schlagmann beim Baseball.
    Das ist die größte Ratte, die ich je gesehen habe, sie muss sich von Leichen ernähren. Ganz langsam und mit zugekniffenen Augen gehe ich auf sie zu, gleich kippe ich um, aber wenn ich in Ohnmacht falle, frisst sie meine Nase an. O Gott, hab ich eine Angst, ich wette, sie ist bewaffnet.
    Los, Jerry, hau schon ab, ich gebe dir ein Käsebrötchen, ein Bierchen und sogar Geld für Zigaretten, wenn du verschwindest, du weißt genau, dass ich nicht den Mumm habe, dir eins überzubraten und dich auf dem Parkett zu Brei zu hauen.
    Warum ist Tyler schon gegangen? Gerade jetzt, wo ich ihn brauche!
    Ich stoße den Besen fest unters Sofa und höre ein Fauchen. Seit wann fauchen Ratten?

    Wahrscheinlich ein entflohenes Laborexemplar der pharmazeutischen Industrie

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