Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
gemeinsten Scheißkerle belohnt werden, die, die sich rücksichtslos durchboxen und dir ihre Stilettoabsätze ins Gesicht treten.
Das Leben ist ja so mühsam!
Sandra hat mir geschrieben, dass sie mich mit Mark und der Kleinen besuchen kommt, und ich freue mich wie verrückt darauf, sie zu sehen. Es ist schon über ein Jahr her, dass sie auf die Bahamas gezogen sind. Sie sind meine besten Freunde, meine wahre Familie. Mit ihnen habe ich so viel Freud und Leid geteilt, und es wird mir guttun, wieder eine Weile mit den beiden zusammen zu sein.
Unbewusst streiche ich mir übers Gesicht - diese Olivenölmaske
ist wirklich toll, ich habe wirklich eine Haut wie ein Neugeborenes.
Den Nachmittag verbringe ich damit herauszufinden, was es Neues in New York City gibt; rund zwanzig Prozent der Lokale und Geschäfte aus dem vergangenen Jahr existieren nicht mehr, und stattdessen gibt es andere, die in einem halben Jahr das gleiche Ende nehmen werden.
Wenn ich durch die Straßen laufe, versuche ich, wie eine Einheimische auszusehen, das heißt, so furchtbar beschäftigt zu wirken wie die echten New Yorker, was mir im Moment allerdings ziemlich schwerfällt. Also gehe ich flott und mache ein leicht angestrengtes Gesicht, als müsste ich zu einem Termin, der mir überhaupt nicht in den Kram passt.
Nur so wird man hier respektiert: Wenn man verlauten lässt, Teilzeit zu arbeiten oder ein einjähriges Sabbatical genommen zu haben, wird man angestarrt wie ein armer Irrer, es sei denn, man ist freischaffender Künstler.
Selbst als Tourist muss man ein straffes Programm aus Museums- und Ausstellungsbesuchen vorweisen können, mit höchstens einer winzigen Mittagspause. Wobei man nicht bei der Wahl des Sandwichbelags zögern darf, wenn man mit seinem Rucksack im Deli in der Schlange steht und vierzehn Büroangestellte mit der Stoppuhr in der Hand hinter sich hat.
So kommt es, dass man meist gummiartige, industriell hergestellte Sandwichs aus dem Supermarkt isst, um der Hetze und den abfälligen Blicken aus dem Weg zu gehen, und das erklärt auch meine chronische Gastritis.
Ich setze mich auf eine Bank am Union Square, meinem Lieblingsplatz, auf dem samstags ein kleiner Markt von
Althippies stattfindet, die Obst, Gebäck und Sticker mit der Aufschrift »Give peace a chance« verkaufen.
Manche machen Musik und sind exzentrisch angezogen, wodurch ich mich weniger einsam fühle. Vielmehr bin ich hier als Teil einer allumfassenden Einsamkeit, der niemand entkommen kann und die aus den gleichen Unsicherheiten, den gleichen Fragen und den gleichen Fehlern entsteht, mit denen wir uns alle herumplagen.
Ganz ehrlich, mehr als alles andere auf der Welt wünsche ich mir, wieder einmal umarmt zu werden, echt und aufrichtig umarmt. So könnte ich mich für nur eine Minute verlieren, was genau die Zeitspanne ist, die man einem anderen gewähren darf, damit er den Schlag unseres Herzens spürt, aber nicht hört, was es ihm zuflüstert.
Keine Sekunde länger, denn der Preis, den man dafür bezahlt, wenn man sich ganz ausliefert, ist hoch, und es gibt kein Zurück. Ich habe schon zu oft für blindes Vertrauen bezahlt.
So ein Mist, schon wieder Tränen?
Was habe ich bloß, vielleicht Magnesiummangel? Ich muss Peter Bonelli, den Guru der Pflanzenheilkunde, fragen, was er von meiner galoppierenden Depression hält.
Schließlich bin ich noch nicht in den Wechseljahren.
Ich werde wie die Alte mit den geschwollenen Fußknöcheln enden, die immer die Tauben füttert, langsam ihren Einkaufswagen voller Mülltüten vor sich herschiebt und abends bei der Armenspeisung ansteht.
Halt, stopp, jetzt übertreibe ich aber.
Ich muss eine Liste machen.
Listen sind meine Rettung, wenn ich wie jetzt in Panik gerate, sie helfen mir, die Ordnung in der Welt wiederzufinden.
Contra:
Edgar und ich haben uns getrennt. Für immer. Vorübergehend. Für immer. Ich will jetzt nicht daran denken!
David ist ein Scheißkerl (für immer).
Ich habe keinen Job.
Mein Erspartes reicht für 6 4 Monate.
Ich bin schon zweiunddreißig Jahre alt und weiß immer noch nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll.
Pro:
Ich bin in New York (das ist schon etwas!).
Ich habe eine Wohnung.
Ich muss niemandem Rechenschaft ablegen, bloß neun Kakteen gießen, wenn ich daran denke.
Peter und Tyler sind nett zu mir.
Auch der Portier und die Nachbarn sind nett zu mir.
Sandra und Mark kommen in zwei Tagen.
Ich bin am Leben (auch nicht zu unterschätzen).
Ich bin erst
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