Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
gewissen Steve, vermutlich sein Freund, Antiallergika, Pflaster, Jodtinktur, nur leider nichts gegen Liebeskummer.
Ich trinke ein bisschen Milch und gehe wieder ins Bett. Als ich aufwache, ist es nach zwölf Uhr mittags.
Ganz eindeutig bin ich nicht dazu geeignet, um mit Lilly Horowitz zusammenzuarbeiten, und wahrscheinlich auch mit niemand anderem.
Immerhin versuche ich, mich für Sandras Ankunft einigermaßen präsentabel herzurichten. Seit sie Mutter geworden ist, mit einem Schwulen zusammenlebt und vermutlich den Vater ihrer Tochter umgebracht hat, ist sie nicht mehr so locker wie früher, und ich befürchte, dass sie einiges an meinem Bohemeleben auszusetzen haben wird.
Ein paar Stunden später klingeln Sandra und Mark bei mir.
Ich mache auf und erkenne sie kaum wieder: Okay, es ist über ein Jahr her, und sie leben auf den Bahamas, wo das Wort »Stress« offenbar nicht existiert, aber Sandra sieht so toll aus wie noch nie.
Als ich sie zuletzt gesehen habe, hatte sie wegen ihrer Leibesfülle Probleme, einen Sitz im Flieger zu reservieren!
Offensichtlich braucht sie auch die alte Gesichtspackung aus Patschuli und Hühnermist nicht mehr, denn ihre Haut ist strahlend glatt und zart duftend. Ihre Afrolocken quellen unter einem blauen Stoffhut mit breiter Krempe hervor. Während sie früher am gelungensten die Mammy aus Vom Winde verweht nachahmen konnte, dürfte sie inzwischen ein gutes Ebenbild von Naomi Campbell abgeben.
Mark ähnelt jetzt weniger einem großstädtischen Szeneschwulen, aber man merkt, dass er immer noch Wert auf den richtigen Look legt. Er ist knackig braun, hat lange blonde Haare wie ein Surfer und trägt einen beigen Leinenanzug, Sandalen und ein Lederband ums Handgelenk.
Ihre Tochter ist eine Pracht, sie hat dickes Kraushaar und streckt sogleich die Arme nach mir aus.
»Siehst du? Sie mag dich schon, gib Tante Monica ein Küsschen.«
Ich nehme die kleine Jazlynn auf den Arm.
»Seid ihr drei einem Werbeplakat für die Karibik entsprungen?«
»Und du, bist du einer Massenkarambolage entronnen?«, fragt Mark unverblümt zurück.
»Sieht man mir so deutlich an, dass ich nicht in Bestform bin?«
»Na, ich hab dich schon in besserer Verfassung erlebt«, bemerkt Sandra und streichelt mir die Wange.
»Los, umarmt mich schon, ihr beiden, kritisieren könnt ihr mich später.«
Wir umarmen uns zu dritt, wie wir es immer getan haben, um uns zu versichern, dass wir uns aufeinander verlassen
können, eine Familie sind und gemeinsam alles überstehen.
Ich weiß nicht, warum, aber diesmal fühle ich mich nach dieser Umarmung immer noch allein.
Schließlich schlage ich vor, eine Flasche Wein aufzumachen, was früher mit einem »Wird aber auch Zeit, gib her, ich entkorke sie« quittiert worden wäre.
Jetzt bekomme ich jedoch zu hören: »Lieber nicht, hast du vielleicht eine Limonade oder besser noch einen teinfreien Tee?«
»Seid ihr wirklich meine Freunde, oder haben sie euch am Flughafen vertauscht?«
»Die Dinge ändern sich eben, Monica«, entgegnet Sandra, während sie ihrer Tochter die mit aufgeweichtem Keks verklebten Hände abwischt.
»Das sehe ich, aber meint ihr nicht, ihr seid ein bisschen zu seriös geworden?«
»Weißt du, wenn man ein Kind hat, wird alles anders, dagegen kann man nichts machen.«
Puh, diesen Seitenhieb hatte ich erwartet.
»Legst du wenigstens immer noch die Karten und liest im Kaffeesatz?«
»Natürlich, was denkst du denn, einmal eine Hexe, immer eine Hexe. Komm her, ich will dir gleich mal eine Runde legen.«
»Ich muss mir nicht die Karten legen lassen, um zu wissen, dass ich vom bösen Blick getroffen bin. Mir geht einfach alles daneben!«
»Nein, nein, das hätte ich gleich beim Hereinkommen bemerkt und auf dem Absatz kehrtgemacht. Deine Aura ist nur ziemlich erloschen, nichts allzu Ernstes.«
»Wem gehört diese Wohnung?«, fragt Mark.
»Peter Bonelli, einem Typen, den ich über Craigslist kontaktiert habe. Er ist sehr nett, ein bisschen fanatisch, aber ganz goldig. Sein Bruder ist so etwas wie ein Klotz am Bein, aber auch sehr fürsorglich. Guck mal, gestern hat er mir diese Handcreme mitgebracht. Peter hat sie selbst hergestellt, und außerdem mailt er mir Rezepte für Schönheitsmasken.«
»Wie süß, so einen Freund hätte ich auch gern, er ist bestimmt schwul, oder? Wann stellst du ihn mir vor?«
»Sobald er aus Toronto zurückkommt, aber sag mal, hat dein Sexualtrieb immer noch keine Befriedigung auf den Bahamas gefunden?«
»Nicht
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