Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
abends mal wieder anru fen würdest, um die Tiefenentspannungsübungen zu wiederholen, wäre ich dir sehr dankbar!
Die neuesten Entwicklungen lassen mich ziemlich unruhig schlafen.
Es ist nichts Ernstes, keine Sorge, das heißt, nichts Ernstes für dich, nur für mich ein wenig erschütternd. Aber lassen wir das, wenn du mich anrufst, erkläre ich es dir mündlich.
Also bis dann.
Ciao, ciao!
M.
PS.: Wie würdest du die Kleine nennen?
Während ich die neun Kakteen gieße (okay, es sind nur noch acht, einer hat meine mangelnde Pflege nicht überlebt), klingelt mein Handy.
Beinahe erkenne ich den Klingelton nicht wieder.
Verdattert melde ich mich mit einem italienischen »Pronto«, keine Ahnung, warum.
Der Empfang ist furchtbar schlecht, es muss meine Mutter oder mein Vater sein.
»Pronto?«, wiederhole ich, vielleicht ist es sogar die Oma.
»Monica?«
Eine Riesenwelle schwappt über mich hinweg, das Kind bewegt sich abrupt, vielleicht angeregt von meinem Emotionsschub, und der kalte Schweiß bricht mir aus.
»E… Edgar?«
Eine anhaltende Stille folgt.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich habe diesen Moment so lange herbeigesehnt, dass ich jetzt völlig unvorbereitet bin. Mein Magen krampft sich vor Aufregung zusammen, und das Herz schlägt mir gleich bis zum Hals.
Atmen kann ich auch nicht.
Durch das Hintergrundrauschen verstehe ich das Gesagte nur schwer, und ich will mir kein Wort entgehen lassen.
»Du hast mir gefehlt«, sprudele ich hervor.
Wieder Stille.
»Hörst du mich, Edgar? Du hast mir sehr gefehlt.«
Bewusst schiebe ich seine überstürzte Heirat beiseite, jeder kann mal einen Fehler machen. Er ruft mich ja an, er meldet sich bei mir. War mir doch klar, dass er mich nicht so schnell vergessen haben kann.
»Monica, meine Mutter hat mir erzählt, dass du nach mir gefragt hast.«
»Äh, nein, habe ich eigentlich nicht, das heißt, ich wollte schon wissen, wo du bist. Aber sie hat mich angerufen.«
»Sie hat gesagt, du würdest sie mit Anrufen bedrängen, sodass sie dir schließlich sagen musste, wo ich bin.« Sein Ton ist kühl und feindselig.
»Nein, Edgar, so war es nicht …« Verdammt, ich bin so hilflos, ich kann nicht einmal meine Wut herausschreien, denn wenn er auflegt, höre ich nie wieder was von ihm. »Sie hat mich angerufen, ich schwöre es dir.«
»Wie du meinst, aber hör mir gut zu, denn das ist das erste und das letzte Mal, dass ich mit dir Kontakt aufnehme. Ich möchte, dass du mich vergisst, so wie ich dich vergessen habe. Unsere Beziehung war ein Riesenirrtum. Das war nicht mein Leben, das war nicht ich, und deshalb will ich diese ganze Zeit vergessen. Am liebsten möchte ich alles Gewesene ausradieren, bevor ich hierherkam. Dieser Edgar existiert nicht mehr, er ist tot und begraben. Folglich existierst auch du nicht mehr für mich. Wag es nie mehr,
meine Mutter zu belästigen oder mich oder sonst wen, verstanden? Mach mit deinem Leben, was du willst, es interessiert mich nicht, ich bin mit dir fertig.«
Klick.
O nein, o nein … nein.
Ich glaube, ich sterbe.
Das kann nicht wahr sein. Unmöglich. Wer war das? Das kann nicht Edgar gewesen sein.
Mit dieser Stimme voller Abneigung und Groll.
Ich schluchze verzweifelt und wiege mich vor und zurück. »Nein, nein, nein …«
Es tut unbeschreiblich weh, ein wahnsinniger, unmenschlicher Schmerz, nicht auszuhalten. Zugleich plagt mich die Furcht, dass dieses Unglück, das mich zerreißt, dem Kind schaden könnte.
Weinend halte ich meinen Bauch mit beiden Händen, als wäre er eine Kristallkugel, die plötzlich zu zerbrechen droht.
Dann stehe ich auf, öffne das Fenster weit und lasse mir den Wind ins Gesicht wehen.
Mit langen, tiefen Atemzügen sauge ich die Luft bis in die Lungenspitzen.
Ich möchte aus voller Kehle schreien, mir drei Xanax und eine Flasche Wein reinziehen, zwei dicke Joints rauchen und ein Päckchen Zigaretten. Und tagelang schlafen, aber das darf ich nicht, das darf ich nie mehr tun, ich muss stark, ruhig und tapfer sein.
Regungslos.
Wenn ich regungslos bleibe, wird der Schmerz vergehen, so wie wenn man von einem Hai umkreist wird oder ein Wolf einen zerfleischen will: Rührt man sich nicht, wird man nicht angegriffen.
Warum nur? Was habe ich ihm getan? Was habe ich ihm denn so Schlimmes getan, verdammt noch mal?
Er und dieses hinterhältige Miststück von Margareth.
Es ist alles ein Missverständnis, ein verfluchtes Missverständnis, und ich kann es ihm nicht erklären.
Und wenn
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